Landgasthof zum Müller, Ruderting
Am 16. Juli 2025 in Deutschland | 112 Aufrufe
Die Rückreise von der Steiermark bescherte uns einen Zwischenstop in Ruderting, einem kleinen Ort unweit von Passau. Auch dort gibt es mit dem „Landgasthof zum Müller“ ein Haus, das schon seit längerem mit einem Bib Gourmand ausgezeichnet ist. Da es auch angenehme Zimmer gibt, also genau die richtige Wahl für uns.
Markus Buchner, seines Zeichens nicht nur Küchen- und Restaurantmeister, sondern hauptberuflich auch Berufsschullehrer, ist in der Küche verantwortlich, seine Frau Ingrid, ebenfalls Hotel- und Restaurantmeisterin, für den Service. Das Gasthaus verfügt über eine lange Tradition und wird mittlerweile in vierter Generation geführt.
Die Karte bietet neben klassischen Gerichten, wie man sie eben in einem niederbayrischen Gasthof erwarten würde, auch solche, die einen deutlich kreativen Einschlag erwarten lassen. Auch asiatische oder mediterrane Einflüsse finden sich hier und da.
Zum Start lassen sich einige Kleinigkeiten bestellen, die sich dann tatsächlich aber gar nicht als so klein herausstellen. Dazu gehört auch ein Küchengruß, der separat geordert wird und offenbar häufiger wechselt. Man muss sich allerdings schon überraschen lassen, was es sein wird, worauf sich mein Mann gerne einlässt. Serviert wird eine gebackene Safrankugel, die gefüllt ist mit einem Safranespuma auf Basis von Safran-Fischfond und Kartoffel. Begleitet wird das von recht festem, gebeiztem Saibling und Salat. Das ist nicht nur kreativ und originell, sondern auch sehr aromatisch. Vor allem die Safrankugel verblüfft mit tollem Handwerk und prima Konsistenz.
Ich liebe Langos und hier kommen sie als Krapfen mit Sauerrahm und Saiblingskaviar. Das ist auch lecker, wenngleich natürlich nicht so knusprig, wie die ausgezogenen Langos. Aber als Krapfen funktionieren sie gut, auch wenn sich das geschmacklich nicht so abwechslungsreich präsentiert wie der Gruß meiner besseren Hälfte.
Die reguläre Vorspeise meines Mannes ist ein schöner Salat von perfekt reifen, bunten Tomaten mit einer mächtigen Kugel Büffelmozzarella, Basilikum und einem sehr intensiven Tomatensorbet, das zusätzlichen Pfiff bringt und das man so hier nicht unbedingt erwarten würde. Den angekündigten Rucola machen wir zwar nicht aus, was sich aber angesichts der tollen Produktqualität der Tomaten verschmerzen lässt.
Für mich soll es die Pfifferlingschaumsuppe sein mit gebratenen Pfifferlingen, Kräuteröl und gebackenen Tramezzinistreifen als Einlage. Die Suppe ist vorbildlich gemacht mit vollem Pilzgeschmack und samtiger Konsistenz. So einfach und so gut.
Im Hauptgang geht es auf der anderen Seite des Tisches mit dem Rückensteak vom Strohschwein weiter. Das hat zwar eine schöne Senf-Zwiebel-Kruste, ist aber leider etwas arg weit gegart und damit etwas trocken geraten. Vor allem eine kräftige Rosmarinsauce leistet hier aber gute Hilfe. Brokkoli und ausgezeichnetes Kartoffelgratin ergänzen das immer noch sehr gute Gericht.
Mich lachen auf der Karte die Fischwürste an, die sich dann doch eher als Fischfrikandeln entpuppen, was mich aber nicht stört, denn sie sind würzig und gut abgeschmeckt. Dazu gibt es schlotzigen, natürlich nur mit Brühe angemachten Kartoffelsalat, Gurkensalat und Remoulade, der man sofort anmerkt, dass sie selbstverständlich auch hausgemacht ist. Ein sehr befriedigender Teller und mit weniger als 15 Euro geradezu verschenkt.
Mehr kosten auch die drei (!) Kalbsfrikadellen am Nebentisch nicht, die ebenfalls mit Kartoffel- und Gurkensalat serviert werden. Dass hier niemand hungrig vom Tisch aufstehen muss, ist mehr als offensichtlich. Nur der Chronistenpflicht halber gönne ich mir noch einen kleinen Nachtisch, hier als „Müllers Kaffeeklatsch“ benannt. Neben einem Espresso gibt es eine kleine Portion eines Desserts, das ich das erste Mal vor vielen Jahren in der Südsteiermark kennengelernt und seitdem lieben gelernt habe. Vanilleeis mit Kürbiskernöl und karamellisierten Kürbiskernen ist einfach immer gut und so ist es auch hier.
Dass es neben Bier vom Fass hier selbstverständlich auch eine kleine, aber sorgfältig zusammengestellte und freundlich kalkulierte Weinkarte mit Schwerpunkt in Österreich gibt, verwundert da auch nicht mehr. Denn dies ist ein Gasthaus, wie man es sich wünscht mit sorgfältiger Küche, die sich auch den ein oder anderen kreativen Schlenker erlaubt. Und das alles zu Preisen, bei denen man eigentlich gerne noch einen Gang mehr bestellen würde, wenn die Portionen nicht so reichhaltig wären. Aber auch so haben wir es sehr genossen.
Details
| Restaurant: | Landgasthof zum Müller |
| Adresse: | Passauer Str. 16, 94161 Ruderting |
| Öffnungszeiten: | Dienstag - Donnerstag: 17.30 - 22.30 Uhr Freitag: 17.30 - 23.00 Uhr Samstag: 12.00 - 15.00 Uhr & 17.30 - 23.00 Uhr Sonntag + Montag: Ruhetag |
| Website: | www.landgasthofzummueller.de |
Schlagworte
Bib Gourmand, bürgerliche Küche, Landgasthof zum Müller, Markus Buchner, rustikal
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