phaedra, Köln
Am 3. September 2025 in Deutschland | 180 Aufrufe | 1 Kommentar
Es gibt Attribute, die irgendwie stimmen und doch viel zu kurz greifen. Das „phaedra“ als griechisches Restaurant zu beschreiben, ist nicht wirklich verkehrt, aber seit jeher eigentlich völlig irreführend. Denn üblicherweise verbindet man damit Gyros, Souflaki, Kretaplatte – die üblichen Fleischberge halt. Kostas Tzikas hat zwar griechische Wurzeln, aber seine sehr übersichtliche Speisekarte bietet all das nicht und widmet sich überhaupt mehr der Küche des gesamten Mittelmeers.
Und mit der Weinkarte, die seit unserem letzten Besuch noch einmal deutlich an Umfang zugelegt hat und nun mehr als 600 Positionen aufweist, spielen Grenzen ohnehin keine Rolle mehr. Natürlich gibt es einen bemerkenswerten Anteil griechischer Weine, aber Deutschland und Frankreich finden sich, wie viele andere Regionen, ebenso gut vertreten und das zu häufig sehr moderat kalkulierten Tarifen. Wenn wir hier sind, reizen uns aber vor allem die Weine aus Griechenland, die man eben nicht überall in dieser Qualität bekommt.
Das Ambiente mit den rohen Backsteinwänden, der Mix aus normalen und Hochtischen, die schicke Bar und der Blick in die offene Küche vermitteln noch immer ein großstädtisches und alles andere als kühles Flair.
											Die Karte listet zum Apéritif einige Mezze, also Kleinigkeiten zum Teilen, die aber zum Teil gar nicht so klein ausfallen. Da wir wissen, dass man mit vier Gängen hier mehr als gut gesättigt das Haus verlässt, belassen wir es nur bei einer Portion Cecina de Léon, geräuchertem Rinderschinken aus Spanien. Der ist von außerordentlicher Qualität, nussig, mild, aber charaktervoll.
											Mein Mann wählt das Menü (85 €), das mit einem Carpaccio vom Thunfisch beginnt. Der hat natürlich Sushiqualität, tut sich aber schwer, sich gegen die sehr zitruslastige Vinaigrette zu behaupten. Kapern und Meerfenchel liefern zwar aromatische Akzente, aber unterm Strich bleibt relativ viel Säure vorherrschend im Mund.
											Ich starte mit einem Gericht aus der Mezze-Auswahl, dem Vitello Tonnato und das ist als Vorspeisenportion genau ausreichend. Der Kalbsrücken ist wunderbar zart und rosa gebraten, die Thunfischcreme leicht. Die eingelegten Radieschen hätte es für mich nicht unbedingt gebraucht, sie stören aber auch nicht. Aber mit den Kapernäpfeln würde das auch in jedem gehobenen italienischen Restaurant alle Ehre machen.
											Mit einem Klassiker aus der griechischen Küche geht es im Menü weiter. Die Moussaka in der „phaedra“-Version ist allerdings mit Sauce Mornay, also einer abgewandelten Béchamelsauce und dem Kartoffelstroh deutlich aufgepimpt. Letzteres bringt einen wunderbaren Crunch ins Spiel. Das ist natürlich immer noch sehr gehaltvoll ist, aber eben auch ziemlich lecker.
											Da ich aber genau den Sättigungsgrad dieses Gerichts befürchtet habe, entscheide ich mich bewusst für die gegrillten Calamaretti mit weißen Bohnen. Im Gegensatz zu meinem Mann liebe ich Bohnen sowieso. Diese hier sind recht pur gehalten, aber mit etwas Salz und Pfeffer ist hier schnell nachgeholfen. Die Calamaretti sind sehr zart, Würze bringt Chimichurri und die leichte Olivenöl-Zitrusmarinade unterstreicht den natürlichen Charakter.
											Dass die Hauptgerichte hier regelmäßig sehr üppig ausfallen, beweist auch der folgende Kabeljau im Menü. Das stattliche Stück ist auf den Punkt gebraten und blättert wunderbar auf. Mit Muscheln, Artischocken und Lauch bekommt der Fisch aromatische Mitspieler und auch die formidable Weißweinsauce fügt sich bestens ein. Der Teller alleine wäre schon mehr als ausreichend, aber à part gibt es noch Gnocchi mit großzügigem Parmesanmantel. Mein Mann ist mehr als zufrieden.
Für mich geht es weiter mit dem Hanging Tender Steak vom Josper Grill, das mit schöner Kruste und Röstaromen aufwartet und genau so gebraten wurde wie gewünscht. Das Fleisch ist erneut von ausgezeichneter Güte und sehr aromatisch. Nicht zu vernachlässigen sind aber auch die Beilagen und hier vor allem der ganz vorzügliche Tomatensalat. Aber auch Pimientos de Padrón und leicht geröstetes Focaccia sind stimmige Begleiter.
											Die beiden Desserts sind konzeptionell ähnlich angelegt. Im Menü gibt es gebackene Apikosen mit einem Aprikosen-Safran-Sorbet und einem fluffig-leichten Joghurt-Limetten-Schaum. Etwas Crunch liefern Mandelstifte. Das bietet abwechslungsreiche Texturen, ist sommerlich und lecker.
											Ganz ähnlich das Dessert um Mirabellen, diesmal eingelegt auf einem Mürbeteig mit Vanillecreme und einem Mirabellensorbet. Auch hier ein Schaum in Form eines Baiser-Espumas, der noch einen Hauch Matchapulver bekommt, was aber nicht schmeckbar ist. Aber auch so ist das ebenso lecker.
											Das „phaedra“ ist eines dieser Restaurants, das man eigentlich viel häufiger besuchen sollte. Die Küche will nicht mit hyper-kreativen Kreationen glänzen, sondern setzt sehr gute Produkte so in Szene, dass ihr Charakter gut erhalten bleibt und immer der mediterrane Touch in den Gerichten erkennbar ist. Ein moderner Twist hier und da sorgt dafür, dass das nicht beliebig oder langweilig wird.
Zusammen mit der außergewöhnlichen Weinkarte und einem aufmerksamen Service ist dies eine der verlässlichsten und angenehmsten Adressen in Köln auch unterhalb der Sterne. Funkeln tut’s hier trotzdem.
Details
| Restaurant: | phaedra | 
| Adresse: | Elsaßstraße 30, 50677 Köln | 
| Öffnungszeiten: | Mittwoch - Freitag: 17.30 - 24.00 Uhr (Küche bis 22.00 Uhr) Samstag: 16.00 - 24.00 Uhr (Küche bis 22.00 Uhr) Sonntag - Dienstag: Ruhetag  | 
          
| Website: | www.phaedra-restaurant.de/ | 
Schlagworte
griechisch, Köln, Kostas Tzikas, mediterran, phaedra, Weinkarte
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