Storstad, Regensburg
Am 25. August 2016 in Deutschland | 3571 Aufrufe | 2 Kommentare
Pünktlich zum Ende unseres Urlaubs ist einige Tage zuvor der Sommer in voller Schönheit zurück gekehrt und auch in Regensburg, unserer letzten Station, möchte man sich angesichts der Außentemperaturen lieber an einen kühlen Ort wünschen. Unklimatisiertes Hotelzimmer scheidet aus, ein Bier an der Donau ist als Übergangsoption eine akzeptable Lösung. Also gilt: langsam bewegen und freuen auf ein Abendessen im Freien mit Logenblick.
Und den haben wir auf der Terrasse im Dachgeschoss, in dem das Storstad untergebracht tatsächlich. Direkte Sicht auf den Regensburger Dom, entspannte Atmosphäre und ebensolches Publikum, das sich auch in kurzen Hosen (die Herren!) am Nachbartisch wunderbar einfügt in dieses großstädtische Ambiente. Und dafür steht ja bereits der Name.
Kurz nach dem Apéritif steht die erste Knabberei auf dem Tisch, ein sehr junges Radieschen samt Grün und einer leichten Mayonnaise. Eine nette Spielerei, aber mehr noch nicht.
Prägnanter und für die Außentemperaturen wunderbar dann eine Erdbeer-Gazpacho – natürlich fruchtig, aber mit einer deutlich würzigen Note. Sehr schön.
Wie auch der nächste Teller als weiterer Gruß aus der Küche. Indes – ich erinnere mich nicht mehr. Und auch wenn ich mir das Bild länger anschaue, wollen sich einfach keine Details einstellen. Ich erkenne Fenchel, Oktopus, eventuell auch Rote Bete. Wie auch immer: ich habe es als schmackhaft in Erinnerung. Vielleicht sollte ich doch langsam anfangen, mir Notizen zu machen – oder meine Berichte zeitnaher zu schreiben…
Es folgt ein noch sehr warmes Brot und das ist wirklich fabelhaft. Denn der Kranz enthält sechs verschiedene Sorten, allesamt sehr gut.
Mit dem ersten Gang gibt Anton Schmaus die Richtung des weiteren Menüs klar vor und wer, wie wir, seine Küche bisher nicht kannte, bekommt hier alle Elemente geliefert. Der Kaisergranat erhält mit Pfirsich einen prägnanten fruchtigen Begleiter, der aber nur dezente süßliche Noten beisteuert. Ansonsten ist hier eine Süffigkeit vorherrschend, wie sie auch die weiteren Gerichte begleiten wird.
Bei den Meeresfrüchten vereinen sich gegrillter Pulpo und Muscheln mit Tomaten, Estragon und Oliven zu einem relativ bekannten mediterranen Geschmacksbild, das aber wiederum durch eine leichte Säure der Stachelbeere konterkariert wird. Aromatisch legt das jetzt durch die Röstnoten des Pulpos schon deutlich zu. Zusammengehalten wird das alles durch eine leichte schaumige Sauce, die erneut dazu verleitet, die Einzelkomponenten nicht auseinander zu dividieren, sondern sich entspannt durch den Teller zu löffeln und das harmonische Geschmacksbild als Ganzes aufzunehmen.
Das genau Gleiche gilt auch für den folgenden Gang, in dem sich erneut mit Rochen, Fenchel und Sobrassada ein kräftiger Mittelmeertouch einstellt. Säurespitzen setzen erneut Früchte, diesmal weiße und rote Johannisbeeren.
Im Hauptgang wird es dann verhältnismäßig klassisch. Kalbsfilet und Steinpilze mit einer Jus und schaumigen Sauce sind sehr solide, aber eben auch nicht mehr. Die Melonenkügelchen fügen sich nahtlos ein und können (und sollen) nicht verstören.
Durch und durch harmonisch bleibt es auch beim Dessert. Valrhona-Schokolade in unterschiedlichen Texturen, Minze als Creme, Baiser und in Natur mit einigen Brombeeren sind ein schöner Abschluss ohne großen Überraschungseffekt, aber technisch gut ausgeführt und auf solidem Sterneniveau.
Beim finalen Gruß aus der Küche wird es noch mal richtig originell, denn es wird britisch. Eine Tea-Time à la Schmaus mit Do-it-yourself-Charakter bietet eisgekühlten Tee, Shortbread, Clotted Cream und Konfitüre. Das schmeckt alles so, wie es schmecken muss, ist lecker und ein schöner Gag zum Abschluss.
Anton Schmaus hat in Regensburg mit seiner Küche, die auf Süffigkeit setzt und stark mit Früchten spielt, eine eigene Handschrift kreiiert, die offenbar sehr erfolgreich ist. Und in der Tat fällt es schwer, die Gerichte, die handwerklich makellos und mit zahlreichen Details ausgestattet sind, ohne jedoch überkonstruiert zu wirken, nicht zu mögen. Wir würden jedenfalls gerne wiederkommen, auch wegen der Weinkarte, die ausgesprochen moderat kalkuliert ist. Oder auch, um mal eines der drei angebotenen Mittagsmenüs auszuprobieren, die mit 35 Euro für drei Gänge fast schon an der Grenze zum Preisdumping kratzen.
Der Service agiert aufmerksam und effizient, bleibt aber ansonsten eher unauffällig. Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn er noch etwas kommunikativer auf den Gast zuginge. Aber das ist, wie so vieles, Geschmackssache und zweitrangig. Denn was zählt, ist der Geschmack auf dem Teller – und der passt.
Details
| Restaurant: | Storstad |
| Adresse: | Watmarkt 5, 93047 Regensburg |
| Öffnungszeiten: | Lunch Di - Sa 12 - 14 Uhr Dinner Di - Do 18.30 - 21.30 Uhr, Fr + Sa 18.00 - 21.30 So + Mo Ruhetag |
| Website: | www.http://storstad.de/ |
Schlagworte
Anton Schmaus, Casual Fine Dining, Gourmet, Michelin, neue deutsche Küche, Regensburg, Storstad
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