Acht, Köln

Eine beeindruckende Location ist für ein Restaurant oft schon die halbe Miete. Das gilt sicherlich auch für das „Acht“ in Köln, das bereits als Filmkulisse für die Anwaltsserie „Falk“ oder in der ersten Folge der „Meine Mutter“-Reihe als Gourmetrestaurant „Kupferkanne“ diente.

Die andere Hälfte der Miete muss aber dann schon auch das Essen machen, denn nur schön reicht auch nicht. Wir waren in den vergangenen Jahren einige Male im „Acht“, in dem unter anderem auch Enrico Sablotny kochte, der sich mittlerweile in seinem eigenen Restaurant „pottkind“ einen Michelin-Stern erarbeitet hat.

Im „Acht“ steht seit dessen Weggang Simon Kollmann verantwortlich in der offenen Küche, aus der passend zum stylishen Ambiente kreativ-rustikale Bistrogerichte geschickt werden.

Im Lockdown bietet man zum Wochenende aus einer kleinen Karte mit zwei Vorspeisen, drei Hauptgerichten, einer Suppe und einem Dessert diese Gerichte wahlweise à la Carte oder auch zum Selbst-Finishen als Menü. Für Letzteres (54 Euro pro Person) entscheiden wir uns mit den entsprechenden Alternativen.

Die Komponenten
Die Komponenten

Mein Göttergatte entscheidet sich für die Vorspeise mit Bresaola, Linsensalat und grünen Bohnen, zu denen sich auch noch Bohnenkerne gesellen. Diese Wahl ist für ihn besonders bemerkenswert, weil er normalerweise um Hülsenfrüchte einen weiten Bogen macht. Hier aber ist er durchaus zufrieden, was sicherlich auch am Auberginenpüree und den fein gehäuteten Kirschtomaten liegt. Sowohl die Belugalinsen als auch die Bohnen sind als Salat etwas cremig, aber noch bissfest angemacht. Zusammen mit der Bresaola ist das zwar keine hochkomplexe, feingeistige Komposition, aber auf jeden Fall in seiner Rustikalität sehr  schmackhaft. Und da ich ein großer Linsen- und Bohnensalatfan bin, opfere ich mich gerne für die Reste.

Bresaola | Linsen | Grüne Bohnen | Aubergine | Minze
Bresaola | Linsen | Grüne Bohnen | Aubergine | Minze

Meine Wahl fällt auf die Gurkenkaltschale, die auf dem Foto leider etwas von ihrer wunderbaren grünen Farbe verloren hat. Die Garnitur aus eingelegten Radieschen, Beten, und Granny Smith liefert zwar auch einen eher erdigen Grundton, was sich aber als Gegenpol zu der kühlen und sehr frischen Suppe gut macht und unterm Strich eine elegante Kombination ergibt.

Der Kokos-Limettenrahm verdient diese Bezeichnung tatsächlich, denn vor allem Kokosmilch sorgt hier für eine üppige Fülle. Und auch an Kaiserschoten und Lauch als Einlage wird nicht gespart. Die vorgebratene Jakobsmuschel ist von stattlicher Größe und fester Konsistenz. Auch hier gibt es nichts auszusetzen, wenngleich ich mir die Suppe gerne etwas leichter gewünscht hätte.

Kokos Limettenrahm | Jakobsmuschel | Zuckerschoten | Frühlauch
Kokos Limettenrahm | Jakobsmuschel | Zuckerschoten | Frühlauch

Für den Hauptgang wählen wir sowohl Fleisch als auch Fisch. Die mit einer Farce gefüllte Perlhuhnbrust wird im Ofen bei Oberhitze gebacken, während die übrigen Komponenten im Wasserbad garen. Auf dem Teller haben wir dann eine italienisch-asiatische Melange, denn nicht nur mit den Shiitake-Pilzen und dem Pak Choi bewegen wir uns in Fernost. Auch die Polenta bekommt mit Zitronengras eine ganz ungewohnte Note. Eine ungewöhnliche, aber durchaus stimmige Fusionküche.

Gefüllte Perlhuhnbrust | Creme Polenta | Pak Choi | Shiitake | Zitronengras
Gefüllte Perlhuhnbrust | Creme Polenta | Pak Choi | Shiitake | Zitronengras

Das Saltimbocca vom Kabeljau muss noch fertig gebraten werden. Da ich allerdings eine falsche Pfanne verwende, löst sich dabei die fein säuberliche Schinkenummantelung. Im Ofen gart der Fisch zu Ende und ich spendiere noch eine Scheibe Schinken aus dem eigenen Bestand. Das sieht dann zwar nicht mehr so schön aus wie das Original, kommt der Grundidee aber wenigstens wieder näher. Das Filet aus dem Loin ist von beeindruckender Größe und löst sich in perfekten Lamellen. Die rahmige Kombination aus Mais, Lauch und Kohlrabiwürfeln ist für sich genommen erneut etwas unkonventionell und mir persönlich zu süß, aber meiner besseren Hälfte gefällt es.

Saltimbocca vom Kabeljau | Panchetta | Kohlrabi | Porree | Zuckermais
Saltimbocca vom Kabeljau | Panchetta | Kohlrabi | Porree | Zuckermais

Beim Dessert bedient sich Kollmann eines im Take Away-Business gängigen Dreiklangs aus Mousse, Frucht und Crumble. Hier ist es eine sehr luftige Mousse mit sehr klarem und schön herausgearbeiteten Salzkaramellgeschmack. Dazu passen Crumble und Ananas natürlich sehr gut und tatsächlich sind wir beide von diesem Nachtisch auch sehr angetan.

Salzkaramellmousse | Ananas | Crumble
Salzkaramellmousse | Ananas | Crumble

Wir haben ja mittlerweile in Köln schon etliche Take Away-Menüs ausprobiert und so war es höchste Zeit, dass wir auch das Angebot des „Acht“ wahrnehmen, zumal es auch schon einige Zeit her ist, dass wir dort gegessen haben.

Das Menü von Simon Kollmann war nicht übel und hat uns einen abwechslungsreichen Abend bereitet. Ich habe trotzdem den Eindruck, dass sich das Angebot im direkten Vergleich mit preislich vergleichbaren Alternativen etwas schwer tut. Dafür waren mir zu viele Kombinationen nicht raffiniert genug. Solide allemal und auch mit guten Zutaten, aber eben doch nicht so originell, wie wir es halt auch schon erlebt haben.

An der Küche von Simon Kollmann zweifeln wir nicht grundsätzlich. Die hat uns bisher immer gut gefallen und im filmkulissenreifen Ambiente schon erst recht. Und das wieder erleben zu können, ist doch auch eine schöne Perspektive.

 

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Details

Restaurant: Acht
Adresse: Spichernstr. 10, 50672 Köln
Öffnungszeiten: Montag - Samstag: ab 18.00 Uhr
Sonntag + Feiertag: Ruhetag
Website: www.restaurant-acht.de/

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