Die letzte Station unseres Urlaubs führte uns an den Darß und in das Strandhotel Fischland in Dierhagen. Hier, eingerahmt von Strand zur einen und urigen Kiefernwäldern zur anderen Seite, wurde 2011 im vierten Stock des Hauses ein Gourmetrestaurant eingerichtet, in dem seitdem Pierre Nippkow kocht und das seit der aktuellen Ausgabe des Michelin auch einen Stern führt.

Pierre Nippkow, Jahrgang 1983, kochte zuvor im Restaurant Bernstein auf Usedom und dann als Sous-Chef bei Ralf Haug in der „niXe“ auf Rügen. Vom dortigen, sehr der nordischen Küche geprägten Stil, scheint sich Nippkow bei allem Hang zum Regionalen emanzipiert zu haben und überzeugt mit einer kreativen, manchmal verspielten, aber durch und durch dem harmonischen Gesamteindruck aller Gerichte verpflichteten Küche.
Es gibt zwei Menüs: „Aus der Heimat“ mit eindeutig regionalen Bezügen und Zutaten und „Aus der weiten Welt“ mit Anklängen an mediterrane oder asiatische Einflüsse.

Da auch das hier stimmig und nicht gezwungen wirkt, ist es wohl Geschmackssache, was man bevorzugt. Ich fand Pulpo, Schwein und Kokosnuss überzeugender als die entsprechenden Pendants aus dem anderen Menü. Aber mein Gatte sah das, wie gewohnt, anders.

Allen Gerichten eigen ist der hohe Aufwand, der in vielen Details und den diversesten Küchentechniken erkennbar ist sowie die auffallend zeitgemäße und ausgefeilte Präsentation. Sehr schön. Und umso bemerkenswerter, als hier nur 2 Personen am Herd stehen.
Insgesamt ein beeindruckender Auftritt, der neugierig werden lässt auf die weitere Entwicklung.

Die Weinkarte ist moderat kalkuliert und vereint bekannte und gute Namen, beschränkt sich aber, vor allem bei den Weißen, noch zu sehr auf die einfacheren Qualitäten. Hier ist durchaus noch Entwicklungsspielraum. Dem Service ist mitunter ein wenig mehr lockere Souveränität zu wünschen. Mit fortschreitendem Abend gelang dies dem sympathischen Restaurantchef mehr und mehr. Würde seine weibliche Servicekraft zum Beispiel beim Annoncieren der Gerichte die Stimme nur ein wenig mehr heben, würde man sie a.) besser verstehen und b.) käme dann die Souveränität gleich von ganz alleine. Aber das ist nur eine Petitesse angesichts eines rundum gelungenen Abends.