Titus im Röhrbein, Hannover
Am 24. Mai 2021 in Deutschland | 3521 Aufrufe | 1 Kommentar
Pfingsten 2021 – Die Inzidenzzahlen sinken, die Restaurants öffnen langsam wieder, aber noch ist nicht überall Innengastronomie möglich und so gibt es auch weiterhin noch das ein oder andere Take Away Angebot.
Rückblende in den März 2020: Der erste Lockdown hat gerade das Land lahmgelegt, die meisten Restaurants sind noch kalt erwischt und wissen nicht, wie sie sich auf diese Zwangspause einstellen sollen. Dieter Grubert vom „Titus“ reagiert schnell und bietet als Erster in Hannover ein Viergang-Menü mit Anleitung für das Finalisieren zuhause an. Der Erfolg gibt ihm Recht. Das Menü, wöchentlich wechselnd, wird ihm förmlich aus der Hand gerissen und sorgt dafür, dass er einigermaßen unbeschadet durch die schwierige Zeit kommt.
Aber eine weitere gravierende Änderung wird im Laufe des Jahres auch noch bekannt. Da das Gebäude, in dem sich das „Titus“ befindet, einem Neubau weichen wird, musste sich Grubert nach mehr als 26 Jahren, in denen er hier tätig war, nach einem neuen Standort umsehen und wurde in der Innenstadt in den Räumen des ehemaligen „Röhrbein“ in der Galerie Luise fündig. Ende Mai 2021 ist der Umzug längst vollzogen, aber die Zahlen geben die Öffnung noch nicht her.
Also ordern wir noch mal eine Take Away-Box, die bei Dieter Grubert immer mit relativ wenig Einwegverpackungen auskommt und dafür die Rückgabe von Kiste und Wiederverwendbarem erfordert.
Die einzelnen Komponenten sind farblich markiert und so mit wenigen Handgriffen nach Anleitung einfach anzurichten bzw. zu erwärmen.
Den Auftakt macht diesmal eine Sülze von Oktopus und geräucherter Forelle. Die ist handwerklich gut gearbeitet und mit dem Safrangelee sehr fein abgeschmeckt. Der Spargel ist angenehm bissfest gegart und erhält mit einer Mischung von Erdnüssen und getrockneten Tomaten einen aromatischen Crunch. Die Dillsenfsauce dazu ist klassisch, aber sehr passend.
Die Tom Ka Gai kommt bei Dieter Grubert leicht cremig und mit moderater Schärfe, aber ungemein geschmackvoll. Mit dem Teryaki-gewürzten Huhn und Gemüse erhält die Suppe eine üppige und köstliche Einlage. Die Menge ist so großzügig bemessen, dass wir auch am nächsten Tag noch eine schöne Vorspeise davon haben.
Im Hauptgang gibt es diesmal braisierten Mairehbock, also in Flüssigkeit geschmort. Das Fleisch ist zart und vor allem recht mürbe. Das verlangt nach reichlich Sauce und damit spart Dieter Grubert nicht. Ganze zwei große Gläser mit einer intensiven, vor allem mit Raz El Hanout gewürzten Schmorsauce gibt er dazu. So viel können selbst wir nicht aufbrauchen, aber sie ist so köstlich, dass sie uns einige Tage später eine perfekte Beilage zu einem Hirschkarree liefert und die Arbeit abnimmt, uns selbst um die aufwändige Herstellung kümmern zu müssen. Mit einem sahnigen Kartoffelpüree und einem Spitzkohl-Champignon-Gemüse komplettiert sich ein ausgezeichneter Hauptgang.
Mit einem regionalen Dessertklassiker geht dieses Menü zu Ende. Die hannoversche Welfenspeise mit Weinschaumsauce darf in keinem traditionellen Festtagsmenü fehlen und natürlich beherrscht Grubert so etwas aus dem Effeff. Ein Erdbeer-Rhabarber-Kompott bietet sich zu diesem Nachtisch und erst recht in dieser Jahreszeit natürlich an. Der Rhabarber hat noch einen angenehmen Biss und ist erfreulicherweise nicht verkocht. Besonders gut gefällt mir auch die Schaumsauce, die luftig und mit deutlicher Weinnote, das I-Tüpfelchen setzt.
Auch mit diesem Menü beweist Dieter Grubert seine souveräne Klasse und liefert wieder Gerichte ab, die ihre traditionelle Grundlage nie verleugnen, aber auch mit originellen Akzenten zu überraschen wissen. Gewürze aus aller Herren Länder spielen hier häufig eine wichtige Rolle und belegen Gruberts Weltoffenheit für Aromen.
Mit den Take Away-Menüs aus dem “Titus“ fing für uns im vergangenen Jahr im ersten Lockdown alles an. Seitdem sind es sicher 40 – 50 geworden. Mit Sternen, ohne Sterne, nahezu alle sehr befriedigend, viele ausgezeichnet, einige herausragend.
Nun ist die Zeit der Menü-Boxen fast überall zu Ende. Restaurantbesuche sind wieder möglich. Normalität macht sich breit und so wie es aussieht, war dies wohl auch das letzte Take Away-Menü. Damit schließt sich der Kreis. Und es hätte wahrlich schlechter enden können.
#supportyourlocalrestaurants
Details
Restaurant: | Titus im Röhrbein |
Adresse: | Joachimstraße 6, 30159 Hannover |
Öffnungszeiten: | Dienstag - Samstag: 18.00 - 23.00 Uhr Sonntag + Montag: Ruhetag |
Website: | www.restaurant-titus.com/ |
Schlagworte
Dieter Grubert, Hannover, kreativ, moderne Klassik, Take Away, Titus
Verwandte Artikel
Victor’s Fine Dining by Christian Bau, Perl-Nennig
22. Mrz 2024Zu den festen Punkten auf unserer jährlichen kulinarischen Agenda gehört ein Besuch bei ... Weiterlesen
Steinheuers Restaurant, Bad Neuenahr-Ahrweiler
8. Mrz 2024Lang ist’s her, dass wir zuletzt hier waren. Sehr lang sogar. Nach meiner ... Weiterlesen
Ludwig’s, Bonn
12. Jan 2024Ruhig war es geworden um Erik Schmitz. Nach dem plötzlichen Aus des „rays“, ... Weiterlesen
La Société, Köln
7. Jan 2024Unser letzter Besuch im „La Société“ liegt tatsächlich schon wieder über ein Jahr ... Weiterlesen
Gasthaus Waltz, München
19. Nov 2023Wer kennt es nicht? Nach mehreren Abenden mit umfangreichen Menüfolgen und zweifellos beeindruckenden, ... Weiterlesen
Komu, München
18. Nov 2023In kaum einer Stadt in Deutschland ist kulinarisch im Moment so viel Bewegung ... Weiterlesen
Na ich hoffe, du kommst bald mit Berichten zu „aushäusigen“ Essen? 🙂 Sehr schöner take away Bericht und ab nun ein Ziel mehr in der Innenstadt….