Caruso Pastabar, Köln
Am 5. Dezember 2022 in Deutschland | 2210 Aufrufe | 1 Kommentar
Wenn es irgendeinen gemeinsamen kulinarischen Nenner gibt, auf den sich so ziemlich jede und jeder verständigen kann, dann ist es Pasta. Ich kenne niemanden, den man nicht mit einem Teller Nudeln glücklich machen könnte – sei es als Seelentröster oder als Wohlfühlessen. So gesehen ist ein Restaurantkonzept rund um die Teigware eigentlich ein Selbstläufer. Allerdings nur, wenn man ihr auch die nötige Sorgfalt und Liebe angedeihen lässt, die sie verdient.
Marcello Caruso und Anna Siena haben mit ihrer „Caruso Pastabar“ in Köln schon lange einen hohen Maßstab gesetzt. Über viele Jahre war ihr kleines Lokal am Barbarossaplatz Anlaufpunkt für Liebhaber selbstgemachter Pasta nach alten Familienrezepten.
Mittlerweile ist man ins Agnesviertel umgezogen in die Räume des ehemaligen „Metzger & Marie“, was deutlich mehr Raum bietet, aber nicht eine massive Ausweitung der Platzanzahl zur Folge hatte. An sechs Tagen in der Woche bedient man in zwei Abendschichten die Gäste und dem Zuspruch nach zu urteilen, geht das Konzept auch hier wunderbar auf. Hat uns zwar die kuschelige Atmosphäre am alten Standort auch gut gefallen, ist die Großzügigkeit der neuen Location definitiv ein Vorteil.
Ansonsten hat sich nicht viel geändert. Man wählt sich aus verschiedenen Vorspeisen, Pastagängen und Desserts ein Menü ab drei Gängen (45€) selbst aus und ergänzt nach Belieben um weitere Gänge (je 9€). Zum Apéritif kann man jetzt zusätzlich aus einigen Snacks wählen. Wir entscheiden uns für die Cacio e Pepe Churros mit Trüffelmayo und frischen Trüffeln (6€) sowie eine Portion Parmaschinken (11€). Letzterer ist von sehr guter Qualität, die Churros sind üppig, heiß und von ausgeprägtem Trüffelgeschmack.
Wir starten mit zwei stattlichen Stücken zarten Pulpos auf einer Maissauce. Die bringt etwas Süße mit und ich meine, auch einen Hauch Vanille auszumachen. Ein schöner Salat bringt Frische, gewürzte Nüsse und Harissa eine gut dosierte Schärfe. Ausgesprochen lecker.
Ich wähle als Vorspeise den Cesar Salad 2.0 und in der Tat ist diese Version deutlich anders interpretiert als die klassische Version. Das sehr saftige Hähnchenfleisch findet sich unter Romanasalat in einer recht kräftigen Sauce. Unter dem Chip, der nicht genau erkennen lässt, welchen Geschmack er repräsentieren soll, findet sich eine Creme. Auch die ist etwas undefinierbar. Für Sardelle ist sie eigentlich zu mild. Trotzdem kommt eine typische Cesar Salad-Charakteristik durch und so gefällt mir diese doch andere Interpretation insgesamt sehr gut.
Meinen Mann lacht als ausgewiesenen Suppenfan die Tajarin in Ramenbrühe an. Bei der Pasta handelt es sich um Eiernudeln in Taglioniniform. Reichlich Pilze, Sesam und eine großzügige Menge Trüffel boostern die leicht gebundene Brühe in deftige Umami-Sphären. Ein echtes Highlight!
Auch ich bin mit meinem Gang nicht weniger zufrieden. Schon am Tisch macht sich ein betörender Duft breit. Die Jakobsmuschel kommt mit Röstaromen genau so, wie ich es gerne mag. Mit Fregola macht man mich sowieso glücklich, der Spinat passt ebenso und die Krustentiersauce ist auch aromatisch, wenngleich man das aufgrund ihrer ungewohnt hellen Farbe kaum erwarten mag. Die angekündigte Kokossauce machen wir hingegen nicht aus, dafür eine subtile, feine Schärfe.
In einer recht klassischen Version kommen die Spaghetti Frutti di Mare. Die Nudeln fallen etwas dicker aus, die Meeresfrüchteauswahl ist gut und reichhaltig mit diversen Muscheln, Tintenfisch und perfekt gegarten Garnelen von stattlicher Größe. Der tomatisierte Sud verströmt viel Mittelmeerflair und ist sehr intensiv. Alles ist hier sehr sorgfältig gegart und qualitativ deutlich über dem, was man sonst häufig als Frutti di Mare in italienischen Restaurants vorgesetzt bekommt.
Auch wenn die fleischigen Sugos hier immer sehr köstlich ausfallen und diesmal Kalbshaxe und Hirsch locken, sind wir heute ganz auf Fisch fokussiert. Auch meine Paccheri mit Schwertfisch und Pistazienpesto können überzeugen. Der Fisch ist dabei in kleinen Würfeln mehr als Mitspieler, denn als Hauptdarsteller eingesetzt. Obwohl ich normalerweise kein großer Fan von Aubergine bin, finde ich die Lösung, die Scheiben hier geröstet und damit als zusätzliches texturelles Element einzusetzen, sehr gelungen. Die Chilischote wird in der milden Version eingesetzt, was sich aber aromatisch stimmig einfügt. Auch hier passt definitiv das Prädikat lecker.
Eigentlich sind wir zu diesem Zeitpunkt bereits so gut gesättigt, dass wir uns nur noch ein Dessert teilen möchten. Aber Anna Siena lässt uns nicht gehen, ohne doch beide Desserts zumindest in einer kleineren Version probiert zu haben.
Der Cheesecake fällt, auch in Kombination mit dem recht üppigen Crunchboden, ziemlich massig aus. Als Kontrast dazu macht sich das außergewöhnlich gute Mandarinensorbet prächtig, das mit dem Kumquatskompott ausreichend Frische ins Gericht bringt.
Überraschend präsentiert sich das Tiramisú, das mit einer ungemein fluffigen Konsistenz, feinem Espressoeis und Schokoerde von jeglicher Schwere befreit auf den Teller kommt. Ebenfalls sehr gut.
Marcello Carusos Küche scheint mit dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten noch mal zusätzlichen Schwung bekommen zu haben. Alles wirkt noch etwas feiner und durchdachter. Geschmacklich hat das oft eine erstaunliche Tiefe, wie bei der Ramenbrühe oder den ganz fabelhaften Spaghetti Frutti di Mare. Aber eigentlich muss man hier kein Gericht besonders hervorheben, weil alles das Prädikat köstlich verdient.
Anna Siena betreut die Gäste mit gewohnt unwiderstehlichem Charme, aber eigentlich trifft das auf den gesamten Service zu, der stets aufmerksam zur Stelle ist.
Sie alle machen die „Caruso Pastabar“ zu einem echten Wohlfühlort. War es vorher auch schon. Und jetzt eben noch etwas mehr.
Details
Restaurant: | Caruso Pastabar |
Adresse: | Kasparstr. 19, 50670 Köln |
Öffnungszeiten: | Montag - Samstag: 18.00 - 24.00 Uhr Sonntag: Ruhetag |
Website: | www.caruso-pastabar.de |
Schlagworte
Anna Siena, Caruso Pastabar, italienisch, Köln, Marcello Caruso, Pasta
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