Bord’Eau, Amsterdam

Die Lage könnte nicht exponierter sein und der Name nicht treffender gewählt. Im altehrwürdigen Hotel de l’Europe befindet sich das Fine Dining-Restaurant „Bord’Eau in der Belétage mit Blick auf die Gracht und den quirligen Dam. Wir haben einen Tisch direkt am Fenster und können so das muntere Treiben vom Logenplatz beobachten.

Ein erster richtiger Paukenschlag dann die erste Vorspeise, sowohl in Präsentation als auch geschmacklich: Rote Bete, im Salzteig gegart, mit Wasabi-Eis. Um auch jeden Zweifel zu zerstreuen, das es sich um irgendein industrielles Wasabi-Imitat handeln könnte, wird dem Gast auch gleich noch die dazu gehörige Wasabi-Wurzel gezeigt. Aber auch so brilliert das Gericht mit klaren Aromen und fernab jeglicher erdiger Schwere, die Rote Bete oft haben kann.

Rote Bete im Salzteig gegart mit Wasabi-Eis
Rote Bete im Salzteig gegart mit Wasabi-Eis

Die Nordeekrabbe mit geräucherter Avocado kommt quasi als Überraschungspaket, denn unter der vermeintlich unscheinbar wirkenden Halbkugel aus Avocadoscheiben finden sich Tatar und Gelee, das Stück Krabbe im Beignet ausgebacken Temperaturkontrast und Textur. Wunderbar.

Nordsee-Krabbe mit geräucherter Avocado, glasierter Beignet 
Nordsee-Krabbe mit geräucherter Avocado, glasierter Beignet 

Die folgende Langustine im offenen Ravioli leitet dann geschickt in die etwas kräftigeren Gänge über. Der Sud, mit Minz-Öl aromatisiert, ist würzig, der Kokos-Schaum dezent, aber prägnant. Sehr schön. Wie auch die dann folgende Rotbarbe, die nahezu puristisch, aber ungemein geschmackvoll daher kommt. Eine feine Tranche, eine hauchdünne Scheibe geröstetes Brot für die Textur, ein kleiner Quader aus der Leber, dazu gefüllte Artischocken und ein köstlicher „Jus à Bécasse“. Sieht minimal aus, ist extrem vielfältig und schlicht perfekt.

Auch der Fleischgang reiht sich hier ein: Lammsattel, Bohnen, Schnittlauch und Herzmuscheln. Nichts ist überflüssig, alles fügt sich wunderbar zusammen – und aussehen tut es auch noch toll. Dass, nebenbei bemerkt, die Saucen am Tisch gelassen werden, ist spätestens hier unverzichtbar, denn sie sind ungemein köstlich.

Lammsattel mit Bohnen, Jus Pré-Salé, Schnittlauch und Herzmuscheln
Lammsattel mit Bohnen, Jus Pré-Salé, Schnittlauch und Herzmuscheln

Das Pré-Dessert ersetzt quasi den Käsegang (den man durchaus auch noch wählen könnte): Manjari-Schokolade und Roquefort, funktioniert erstaunlich gut und ist gut zwischen salzig und süß ausbalanciert, so dass es nun wirklich zum Dessert gehen kann. Und da wird es verspielt:

Pré-Dessert: Manjari-Schokolade und Roquefort
Pré-Dessert: Manjari-Schokolade und Roquefort

Eine aus Zucker geformte Kirsche wird vom Service ohne lange Umschweife mit einem Löffel Joghurt-Eis zerstört. Das Ergebnis dieser Gewalttat sieht dann zwar nicht mehr besonders schön aus, offenbart aber mit einem Inneren aus schwarzen Oliven und Pinienkernen ein köstliches Inneres, definitiv mehr auf der süßen als würzigen Seite und noch einmal sehr lecker!

Die Petit Fours werden in Form einer Frühlingswiese präsentiert und sehen netter aus als dass sie nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Der Service agiert in diesem relativ gediegenen Ambiente erfreulich unprätentiös und geradezu beispielhaft beim Umgang mit Kindern, wie wir am Nebentisch erleben durften.

Herauszuheben ist Daphne Oudshoorn, die höchst charmant und kompetent durch ein Monstrum von Weinkarte führt und, sofern der Gast sie lässt, auch gerne spannende Empfehlungen weniger bekannter Namen macht.

Uns fehlen zwar die Vergleichsmöglichkeiten anderer Zwei- und Dreisterne-Restaurants in den Niederlanden. Aber dass das „Bord’Eau“ ganz weit vorne mitspielt, war an diesem Abend mehr als offensichtlich.

Bord'Eau
Bord'Eau

Details

Restaurant: Bord'Eau
Adresse: Nieuwe Doelenstraat 2-14, 1012 CP Amsterdam
Öffnungszeiten: Di - Fr 12:00 - 14:30 + 18:30 - 22:30
Sa 18:30 - 22:30
So + Mo Ruhetage
Website: www.http://bordeau.nl/

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