Heldenplatz, Hamburg

Sonntags und zumal auch später am Abend noch gut in Hamburg essen zu gehen, ist kein leichtes Unterfangen. Das „Heldenplatz“, günstig gelegen am Übergang von Innenstadt zu Hafencity und Speicherstadt, nimmt hier eine besondere Stellung ein. Wo sonst kann man auch bis Mitternacht noch bestellen?

Wir sind jedenfalls froh, auch an einem Sonntag Abend, und dann auch noch in fußläufiger Entfernung zum Hotel, eine vernünftige Auswahl zu finden.

Das recht leger, aber geschmackvoll eingerichtete Restaurant unterteilt sich in einen vorderen und hinteren Bereich, im langgezogenen Flur durch zwei Hochtische getrennt. Einer davon wird heute unser Platz sein und wir fühlen uns dort sehr wohl, auch weil der Tisch für zwei Personen großzügig bemessen ist.

Interieur
Interieur

Die Karte ist mit je 3 Vor- und Hauptspeisen sowie je 2 Zwischengerichten und Desserts sowie einem Menü in vier bzw. fünf Gängen (79,–€ / 95,–€), die sich aus diesen Gerichten zusammensetzen, dafür recht übersichtlich gestaltet.

Ohne größere Umwege geht es nach gutem und noch warmen Brot direkt mit der Vorspeise los.

Wir starten zum einen mit der Entenleberterrine, die gut gearbeitet ist, aber für meinen Geschmack etwas zu kalt ausfällt. Dazu gibt es gebratenes Brioche, in Rum eingelegte Ananas, die sich als Ergänzung gut macht und ein Eis von der Leber, das relativ dezent ausfällt und durchaus markanter hätte sein können. Baiser liefert etwas Crunch und rundet eine abwechslungsreiche Vorspeise ab.

Entenleber - Terrine / Ananas / Kokos / Rum / Brioche
Entenleber - Terrine / Ananas / Kokos / Rum / Brioche

Auf der anderen Seite des Tisches geht es mit dem Kalbstatar los, das handgeschnitten ist und ebenfalls sehr zurückhaltend gewürzt ist. Auch die Thunfischcreme setzt hier keine entscheidenden Akzente. Kapernäpfel und Brotchips sind als Beilage ok, heben diesen ordentlichen Gang aber nicht über solide Bistroqualität hinaus.

Kalbstatar / Thunfsch / Kapern / Frühlingslauch
Kalbstatar / Thunfsch / Kapern / Frühlingslauch

Im Zwischengang gehen mein Mann und ich konform mit dem gebratenen, zarten Pulpo, der schöne Röstaromen aufweist. Sehr gut gefällt mir das Ragout aus Borlottibohnen, Bohnenkernen und fein geschnittenen grünen Bohnen sowie das feine Bohnenpüree. Zitronencreme setzt markante Säurepunkte und macht hieraus ein sehr gutes, mediterranes Gericht.

Pulpo / Bohne / Gremolata / Zitrus
Pulpo / Bohne / Gremolata / Zitrus

Auch mit den Hauptgängen zieht das Niveau weiter deutlich an. Die Fjordforelle ist auf den Punkt glasig gebraten. Saisonbedingt machen sich weißer und grüner Spargel und Erbsenpüree als Begleitung sehr gut. Auch die cremige Sauce mit etwas Forellenkaviar ist da passend, könnte allerdings vielleicht etwas mehr Säure vertragen. Aber insgesamt ist das schon ausgesprochen schmackhaft.

Fjordforelle / Spargel / Erbse / Schnittlauch
Fjordforelle / Spargel / Erbse / Schnittlauch

Deutlich kräftiger fällt der Lammrücken mit schönem Fettanteil aus, ergänzt um ein Stück vom confierten, sehr zarten Lammnacken. Aubergine und grünes Tomatenconfit fügen dem Gang eine mediterrane Note bei. Als Unterlage gibt es ordentliches Quinoa, das nach meinem Geschmack lediglich etwas zu üppig portioniert ist. Ausgezeichnet ist die intensive Sauce. Alles in allem ein guter Gang.

Lamm / Aubergine / Tomate / Quinoa
Lamm / Aubergine / Tomate / Quinoa

Von den beiden Desserts spricht uns am meisten die Kombination aus Schokolade, Olivenöl und Oliven an. Auf dem Teller präsentiert sich das als Ganache, Creme und Keks mit kandierten Oliven. Das Parfait auf Basis von Olivenöl stellt den Eigengeschmack wenig präsent in den Vordergrund, schmeckt aber trotzdem gut. Insgesamt ist das ein origineller und überwiegend guter Abschluss.

Zartbitterschokolade / Olivenöl / schwarze Olive
Zartbitterschokolade / Olivenöl / schwarze Olive

Die Küche im „Heldenplatz“ bietet keine großartigen Neuinterpretationen oder innovativen Kreationen, aber sehr ordentlich ausgeführte Gerichte auf durchgehend gutem Niveau. Manche Gänge könnten mit etwas Finetuning oder stärker herausgearbeiteten Akzenten noch deutlicher gewinnen, aber auch so ist dies ein sehr befriedigendes Menü.

Besonders hervorzuheben ist die Weinkarte, in der, bis auf wenige hochpreisigere Flaschen, mehr als 50 Weine auch glasweise zu bestellen sind. Julia Hampp, die als Eigentümerin auch den Service leitet, lässt den Gast auch gerne probieren, bevor eine Flasche in Gänze serviert wird. Ein sehr vorbildhaftes Vorgehen.

Nicht nur für Opern- und Theatergänger, die nach der Vorstellung noch etwas Gutes zu sich nehmen möchten, ist das „Heldenplatz“ also eine durchaus empfehlenswerte Adresse.  

Details

Restaurant: Heldenplatz
Adresse: Brandstwiete 46, 20457 Hamburg
Öffnungszeiten: Mittwoch - Sonntag: 18.00 - 24.00 Uhr
Montag + Dienstag: Ruhetag
Website: www.heldenplatz-restaurant.de

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Kommentare

  1. Carsten am 22. Juli, 2022 um 9:25 Uhr.

    Das sieht wirklich fein aus. da kann man nicht meckern für einen Sonntagabend!

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