Le Fanal – Pascal Borrell, Banyuls-sur-Mer

Perpignan ist eine schöne Stadt. Nicht besonders groß, aber die Altstadt hat Charme mit ihren verwinkelten Gassen, in denen sich viel Gastronomie abspielt. Das ist durchaus stimmungsvoll. Sonntags hingegen ist die Stadt nahezu tot. Außer einigen Pizzerien haben vielleicht noch ein, zwei Bars geöffnet, die einfache Gerichte anbieten. Ansonsten hat man Mühe, wenigstens noch eine Möglichkeit zu finden, abends irgendwo etwas zu trinken.

Also treffen wir die Entscheidung, uns in den Zug zu setzen, ans Meer zu fahren und die Mahlzeit auf den Mittag vorzulegen. Bei der Hitze ist es sowieso das Beste, das man ohne allzu viel Bewegung bewältigen kann.
Das „Le Fanal“ von Pascal Borrell in Banyuls-sur-Mer ist unser Ziel, mittags wie abends ohne Ruhetag geöffnet und seit 2001 mit einem Michelinstern ausgezeichnet. Etwas am Rand der Innenstadt gelegen, wählen wir einen Platz im luftigen Pavillon, der vom eigentlichen Restaurant durch die Hauptstraße getrennt ist und eine schöne Aussicht auf den Hafen bietet.

Aussicht
Aussicht

Im „Le Fanal“ werden neben à la Carte-Gerichten auch diverse Menüs angeboten, wobei es bereits mit einem einfachen Marktmenü in 2 oder 3 Gängen zu 24 bzw. 35€ beginnt, das auch abends bestellt werden kann. Die weiteren Menüs liegen bei 45€, 64€ und 86€ für 3, 4 bzw. 5 Gänge.
Wir entscheiden uns für das Menü „Grande Table“ in vier Gängen, wobei es Wahlmöglichkeiten bei Vorspeise und Hauptgericht gibt.

Es beginnt mit einigen Apéros, darunter ein mit Creme ummanteltes Radieschen, eine Melonensuppe, die ich mir kühler gewünscht hätte, eine recht mächtige, aber geschmackvolle Käsekrokette, eine Lachs Panna Cotta sowie ein Esspapier mit Leinsamen, das ein etwas klebriges Mundgefühl hinterlässt.

Apéros
Apéros

Mit gutem Brot und einer Algenbutter geht es zum Amuse Bouche, das als Erbsen-Gazpacho angekündigt wird. De facto ist es eine kalte Erbsensuppe. Die allerdings ist mit ihrer Einlage in Form einer Ziegenfrischkäsemousse sehr gut.

 Bei den Vorspeisen entscheidet sich mein Mann für die gebratene Foie Gras von der Ente, die in zwei dicken Scheiben kommt. Das Drumherum ist relativ klassisch und auf der süßen Seite mit Brombeeren, einer Jus von roten Früchten und einer würzigen Creme. Das Popcorn ist ein entbehrlicher Gag. Mir persönlich ist das Gericht bei den hochsommerlichen Temperaturen zu massig und zu eindimensional süß. Dem Gemahl schmeckt’s.

Foie Gras von der Ente, Brombeere, Jus von roten Früchten
Foie Gras von der Ente, Brombeere, Jus von roten Früchten

Für mich wird es deutlich frischer mit einem Tartar von Meeresfischen und Austern. Der Fisch macht einen extrem frischen Eindruck, die eingearbeitete Auster gibt einen schönen jodig, salzigen Unterton, die Kräutercreme liefert Fülle. Das ist genau das Gericht, das ich an diesem heißen Tag erhofft hatte. Und es ist sehr gut!

Tartar von Mittelmeerfischen & Auster Grand Cru de Méditerranée, Kokos-Gurken-Creme, Kaviar Perle Noire
Tartar von Mittelmeerfischen & Auster Grand Cru de Méditerranée, Kokos-Gurken-Creme, Kaviar Perle Noire

Auf der anderen Seite des Tisches geht es auch beim Hauptgang deftig zu. Für meinen Geschmack zu blutige Entenbrust mit einer schönen Kruste und das als Zylinder geformte butterweiche Keulenfleisch werden begleitet von Artischocken, Spargel und à part servierten Pfifferlingen. Die Jus ist hervorragend. Aber erneut sind für mich die roten Früchte, wenngleich sicher klassisch passend, entbehrlich.

Für mich geht es mit Fisch weiter. Auf einem Bett von kleinst geschnittenem Sellerie, das als eine Art Risotto zubereitet ist, findet sich Seehecht und darauf kräftig angebratene Streifen vom Oktopus. Der Kräuterfumet dazu drängt sich nicht in den Vordergrund, ist aber präsent genug, um den Fisch gut zu unterstützen. Ich bin zufrieden.

Seehecht & Sellerie-Risotto, Oktopus als Papardelle, Kräuter-Fumet
Seehecht & Sellerie-Risotto, Oktopus als Papardelle, Kräuter-Fumet

Einige gut temperierte Käse, vor allem aus der Region, werden vom Service vorbereitet serviert. Dass sich auf meinem Blauschimmelkäse ein langes Haar befindet, wäre für manch andere Gäste womöglich Grund, sich zu echauffieren. Ich bin auch nicht gerade begeistert, allerdings auch nicht so empfindlich, deswegen alles zurück gehen zu lassen.
Den freundlichen Hinweis, hier mit Blick auf sensiblere Gemüter ein wenig mehr Sorgfalt walten zu lassen, nimmt man zumindest zur Kenntnis und gibt ihn auch an die Chefin weiter.

Käseauswahl
Käseauswahl

Den Abschluss des Menüs bildet ein recht sahnelastiges Erdbeerdessert, in dessen Kern sich noch ein Sorbet befindet. Die Banyuls-Jus dazu gefällt mir gut und in Summe ist das ein recht unkomplizierter, geradliniger Gang, an dem man außer der Sahnemenge ansonsten nicht viel aussetzen kann.

Erdbeeren aus erster Ernte, Banyuls-Kompott, Erdbeersorbet, Buchweizenstreusel
Erdbeeren aus erster Ernte, Banyuls-Kompott, Erdbeersorbet, Buchweizenstreusel
Petits Fours
Petits Fours

Der Ausflug nach Banyuls hat sich für uns durchaus gelohnt. Die Küche von Pascal Borrell bewegt sich auf einem grundsoliden Fundament klassischer französischer Küche und streut an der ein oder anderen Stelle ein paar nette Twists ein. Das Rad neu erfunden wird hier zwar nicht, aber qualitativ war das schon deutlich über dem Durchschnitt dessen, was man in Perpignan bekommt. Allerdings hatte das einzige Sternerestaurant der Stadt während unseres Aufenthaltes Urlaub, so dass uns ein direkter Vergleich nicht möglich war. Dort hätte man indes nur Aussicht auf eine relativ hässliche Straße gehabt. Und da ziehen wir dann doch die hübsche Aussicht auf die Bucht von Banyuls vor.

Details

Restaurant: Le Fanal - Pascal Borrell
Adresse: 18 Avenue Pierre Fabre, 66650 Banyuls-sur-Mer
Öffnungszeiten: Geöffnet: 12.00 - 14.00 Uhr + 19.00 - 22.00 Uhr
Kein Ruhetag
Website: www.pascal-borrell.com

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