PURS, Andernach
Am 3. November 2021 in Deutschland | 3792 Aufrufe | 1 Kommentar
Es gibt wenige Häuser, die in ihrem Gesamtkonzept so stilvoll und stimmig sind wie das „PURS“ in Andernach. Das Hotel, komplett gestaltet vom belgischen Stardesigner Axel Vervoordt, begeistert mit großzügigen und geschmackvoll eingerichteten Zimmern und auch das Restaurant ist für mich nach wie vor eines der schönsten, das ich kenne.
Es bildet die Bühne für die Küche von Christian Eckhardt, die wir zuletzt vor zwei Jahren genießen konnten und die aus dem Stand mit zwei Michelinsternen ausgezeichnet wurde.
Nach wie vor gibt es ein Menü in sechs bis acht Gängen (195 – 245 Euro). In unserem Arrangement sind eigentlich fünf Gänge vorgesehen, die wir aber um einen zusätzlichen plus Käse aufstocken.
Den Apéritif nehmen wir diesmal in der direkt an das offene Restaurant grenzende Lobby, die von überlangen Sofas dominiert wird. Zügig werden eine Tartelette mit abgeflämmtem Mais und Macadamianuss sowie ein Waldpilzespuma mit eingelegten Buchenpilzen und einem Kalbstatar mit Mandarine. Beides sind unkomplizierte und süffige Happen.
Für den dritten Gruß wird ein kleiner Tischgrill vor uns platziert, auf dem ein Stück Seeteufel mit lila Bete bereits garen. Das Raucharoma steht dem Fisch gut, so dass auch dieser Bissen Spaß macht.
Für das abschließende Amuse Bouche wechseln wir an unseren Tisch. Dort werden zunächst noch frisch gebackenes Brot, ein sündig buttriges Blätterteiggebäck, Aufstrich und Butter serviert.
Bevor es mit dem Menü beginnt, schickt die Küche noch in Buttermilch gebeizten und abgeflämmten Hamachi mit süß-sauer eingelegtem Blumenkohl. Diese originelle säuerliche Einfassung passt gut und funktioniert auch bestens mit dem dazu eingeschenkten Rosé vom Pinot Noir von der Domaine Pierre-Yves Colin-Morey, einem stark nachgefragten Wein, von dem es regelmäßig nur wenige Hundert Kartons gibt.
Dass Christian Eckhardt ausgezeichnete Vorspeisen mit Entenleber kann, haben wir bereits bei unserem ersten Besuch erlebt, als er uns eines der besten Foie Gras-Gerichte des Jahres präsentierte. Auch dieses Menü startet mit einer Entenleberterrine, die sehr klassisch gearbeitet ist. Anders als beim letzten Mal ist dieses Gericht aber deutlich reduzierter angelegt. Auf Kürbiskernsplittern für den Crunch arrangiert Eckhardt Kürbis in unterschiedlichen Zubereitungen, geräuchert und eingelegt, was für spannungsvolle Abwechslung sorgt. Die dazu gereichte Ahornsirup basierte Sauce ist nicht zu süß. Ein Croissant-artiger Plunderteig dient, wie seinerzeit, als Alternative zum sonst traditionell immer noch oft gereichten Brioche. Das ist alles sehr stimmig und mit zur Jahreszeit passendem herbstlichen Touch.
Betrachtet man die Menükarten vieler Restaurants, begegnet man sehr häufig immer wiederkehrenden Zutaten. Gerade dann ist es wichtig, sie auch in ungewohnten oder unerwarteten Zusammenhängen zu erleben, wenn kein Ermüdungseffekt einsetzen soll. Nun ist Thunfisch zwar ein allgegenwärtiges Produkt, aber natürlich gibt es auch hier extreme Qualitätsunterschiede. Balfego Thunfisch gehört sicherlich zu den besten Verfügbaren und Christian Eckhardt setzt ihn äußerst effektvoll in Szene. Auf einem mit Senfkörnern, Kräutern und geräucherter Spitzpaprika angemachten Tatar finden sich Scheiben vom fetteren Bauch. Dazu gibt es eine mit Piment d’Espelette aromatisierte Himbeersauce, die nicht vordergründig fruchtig ist, aber doch genug, um der Rauchnote einen adäquaten Gegenpart zu bieten. In dieser Form einer der spannendsten Thunfischgänge seit langem und definitiv in meiner Jahres-Bestenliste.
Der folgende Carabinero hat eine tolle fleischige Qualität, ist perfekt gegart und mit Ochsenherztomate und Confit eher mediterran eingefasst, bekommt dann aber mit frittiertem Senfkohl und etwas, das mich an Senfgurke erinnert, eher unerwartete Mitspieler. Eine leicht rauchige Note liegt über dem Gericht, aber der Carabinero bleibt der eindeutige Protagonist.
Mit einem Gericht von bestechender Schönheit geht es weiter. Die bretonische Seezunge ist in Nussbutter konfiert und von Brunnenkresse-Püree und Zwiebelconfit begleitet. Meerettich ist sehr fein ausgearbeitet, der Kaviar, obwohl großzügig bemessen, dient hier nur als dezenter Salzgeber. Ein hoch eleganter, perfekt gemachter Gang.
Im Hauptgang gibt es ein Stück Schulter vom Limousin-Lamm mit schöner Kruste, dazu ein Schmorstück vom Nacken. Flankiert wird das von Macadamia-Püree, einer Spitzkohlroulade und einer Jus von Malz und Hopfen, die zwar etwas süßlich, aber wunderbar konzentriert gut zum Fleisch passt. Die einzelnen Komponenten sind aufwändig und mit zahlreichen Details gearbeitet.
Fallen Hauptgänge häufig im Rahmen eines Menüs etwas ab, hält dieser hier das bisher schon hohe Niveau.
Da die Käseauswahl im „PURS“ vom Großmeister aus dem Elsass, Maître Antony, stammt, fällt die Wahl nicht schwer, vor dem Dessert hier noch einige Stücke einzuschieben. Die sind selbstverständlich perfekt gereift und jedes Mal eine Freude.
Im Pré-Dessert gibt es ein Haselnuss-Törtchen mit Vanilleeis, einem Sauerrahmchip, schwarzer Walnuss und getrockneten Trauben. Ein paar Zitrusnoten blitzen hier auch noch auf. Das ist cremig, stimmig und sehr gut. So gut, dass ich darüber vergessen habe, ein Foto zu machen.
Aber auch das Haupt-Dessert kann gut mithalten. Mandel-Schokolade ist als leichtes Törtchen im Knuspermantel gearbeitet. Aprikose als Eis und Sauce geben dem Ganzen viel Frische, während die kleinen Stücke von Kalamata-Oliven nur sehr punktuelle Salzigkeit beisteuern. Ein abwechslungsreiches, gelungenes Dessert.
Für Kaffee und Petit Fours wechseln wir an die Bar, wo uns zum einen ein Gemüsegarten aus jeweils gefüllter „Karotte“, „Kartoffel“ und „Roter Bete“ erwartet, dazu noch ein Birnenkompott mit Eis von Zitronenverbene.
Ein so kreativer wie köstlicher Abschluss wie das übrige Menü.
Unser Besuch im „PURS“ war der Abschluss eines Kurzurlaubs und ohne Zweifel der Höhepunkt in jeder Beziehung. Dass wir uns außerordentlich wohlgefühlt haben, liegt neben der sehr aufmerksamen Stimmung im gesamten Haus natürlich auch am perfekten Service im Restaurant unter Leitung von Ana Luhnau, die wir bereits aus Köln kennen. Auf das Wiedersehen haben wir uns sehr gefreut. Sie ist auch kompetent für die Weinbegleitung zuständig, die einige schöne Entdeckungen liefert. Damit ergänzt sie perfekt Marian Henss als Maître und Head Sommelier.
Christian Eckhardts Küche brilliert wie immer mit Ideenreichtum und perfektem Handwerk. Seine Gerichte sind elegant, modern, häufig überraschend, nie langweilig. Natürlich kommt auch Eckhardt nicht ohne die gängigen Luxuszutaten aus, aber er versteht es, sie sehr zeitgemäß und kreativ einzusetzen. Das alleine lohnt jeden Wiederbesuch.
Details
| Restaurant: | PURS |
| Adresse: | Steinweg 30-32, 56626 Andernach |
| Öffnungszeiten: | Mittwoch - Samstag: 18.30 - 19.30 Uhr (Küchenannahme) Sonntag-Dienstag: Ruhetag |
| Website: | www.purs.com/restaurant/ |
Schlagworte
2 Michelin Stars, Andernach, Christian Eckhardt, Fine Dining, Gourmet, kreativ, PURS
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Das ist schaut alles wirklich beeindruckend aus! Aber in Andernach gibt es ein Restaurant, dass mich so viel mehr verlockt!