The Izakaya, Wachenheim
Am 23. August 2019 in Deutschland | 5663 Aufrufe
Mit unserer längst überfälligen Wein-Einkaufstour in die Pfalz wollten wir eigentlich den ebenso längst überfälligen Wiederbesuch im „Intense“ von Benjamin Peifer verbinden. Aber an Wochenenden ist es dort oft lange im Voraus ausgebucht und wir waren schlichtweg mal wieder zu spät.
Gute Gelegenheit, statt dessen das zweite Projekt von Peifer auszutesten.
Im beschaulichen Wachenheim hat er sich dort mit Johannes Lochner zusammen getan, der mit dem „Rohstoff“ dort eine Weinhandlung betreibt. In den ehemaligen Räumlichkeiten der Winzergenossenschaft bietet sich genug Platz, daneben auch noch ein Restaurant im vorderen Bereich und eine Weinbar im hinteren Teil zu betreiben.
Ähnlich wie im „Intense“ gibt es auch im „Izakaya“ nur ein fest gesetztes Menü (65 Euro), das um zwei Extragänge ergänzt werden kann. Im Barbereich, der von einem langen, großen Gemeinschaftstisch dominiert ist, kann man aber auch Snacks bestellen.
„Izakaya“ suggeriert, dass es sich hier um ein japanisches Restaurant handelt. Dem ist aber nicht so. Vielmehr soll es Ausdruck eines Ortes sein, an dem man sich zum Trinken trifft und dabei etwas isst, also irgend etwas zwischen Bar und Restaurant, wie es in Japan wohl üblich ist. Und genau das schwebte Peifer und Lochner eben auch in der Pfälzer Provinz vor. Dass es dabei auch Gerichte mit asiatischem Einschlag gibt, ist kaum verwunderlich, wenn man Benjamin Peifers Gerichte und zunehmende Vorliebe fürs Fernöstliche verfolgt.
Wie sich Pfalz und Asien auf einfache, aber wirkungsvolle Weise verbinden lassen, zeigt bereits der Snack, mit dem wir die Zeit des Weinkartenstudiums verbringen. Pfälzer Erbsen vom Grill mit einer Kimchimarinade weisen eine feine Rauchnote auf, sind angenehm fettig und nur zurückhaltend scharf. Auf diese Weise könnte ich mit meinem erklärten Lieblingsgemüse den ganzen Abend verbringen.
Es folgt sehr gutes Focaccia und eine Tomaten-Holunderblütenemulsion, mit der ich nicht recht warm werde. Mit dem Brot umso mehr.
Das Menü startet ganz unkompliziert mit einem Tomatensalat und Ziegenfrischkäse. Die Tomaten in unterschiedlichen Farben sind gerade auf dem aromatischen Höhepunkt, der Ziegenkäse ist von ganz ausgezeichneter Qualität und fügt sich mit seiner milden Cremigkeit gut in das frische Ensemble. Eine angegossene Tomatenvinaigrette lässt zwar den angekündigten Vanillegeschmack vermissen, unterstützt den Salat aber naturgemäß sehr passend.
Als Einziger am Tisch wähle ich von den beiden Zusatzgängen auch den ersten, den sogenannten „Raindropcake“, ein Gelee auf Dashi-Basis, mit einem guten Löffel Imperial-Kaviar. Angegossen wird eine säurebetonte Shiso-Vinaigrette, die auch einen guten Schuss Schärfe mitbringt. Lauchöl umspielt das Ganze mit einer gewissen Üppigkeit. Der Kaviar unterstützt dieses originelle Gericht auf ganz unaufdringliche Art und ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Das ist sehr überzeugend.
Der imposante Grill vor dem Haus wird am heutigen Abend häufiger zum Einsatz kommen. So auch beim folgenden Romanasalat, der durch die Garung einen tollen Rauchgeschmack mitbringt. Als Kontrast gibt es den Salat aber auch noch als Eis. Brösel, eine markante Sudachivinaigrette und hauchdünn gehobelter Speck runden ein vielschichtiges und gutes Gericht ab. Auch ohne Speck würde das super funktionieren – mit allerdings noch etwas besser.
Auch die Lachsforelle hat den Grill gesehen, ist perfekt gegart und ganz puristisch von eingelegten Rettichsorten begleitet.
Den zweiten Zusatzgang gönnen wir uns alle am Tisch. DimSum, gefüllt mit Wagyu und Shiitake, ist ausgezeichnet gedämpft und würzig abgeschmeckt. Dazu gibt es auch noch etwas vom hervorragenden Fleisch, das in der intensiven Brühe auf Basis von Yuzukoshu, einer Würzpaste, die Zitrus und Schärfe miteinander kombiniert, gart. Ein süffiger und köstlicher Gang.
Für den Hauptgang kommt wieder der Grill zum Einsatz, der bereits am Nachmittag angefeuert wurde. Spareribs durften dort schon über mehrere Stunden garen, bevor sie am Abend noch einmal das endgültige Finish und eine schöne Kruste erhalten. Die Ribs sind mit Teriyaki mariniert, sehr fleischig und super zart. Als Beilagen kommen eine schöne, fluffige Zwiebelcreme, ein recht konventioneller Bohnensalat und der im Moment omnipräsente Koshihikari-Reis, gekocht und leicht sticky mit gepuffter Auflage.
Dass der Gang für alle zum Teilen in die Mitte des Tisches gestellt wird, unterstreicht das gesellige Konzept, das man im „Izakaya“ verfolgt.
Auch im Dessert findet sich noch ein kleiner asiatischer Akzent. Der Karamellkuchen ist Miso basiert. Ansonsten sind Aprikose, Mirabelle, Hefecreme und Brösel einfach eine stimmige und leckere Kombi, die zum unkomplizierten Löffeln einlädt.
Aus dem hauseigenen Gin des „Intense“ produziert man als nette Spielerei zum Abschluss noch einen Gin & Tonic als Eis zum Lutschen.
In der Pfalz hat sich ja in den letzten Jahren einiges getan. Aber das „The Izakaya“ ist schon eine Überraschung, denn so hip, so trendy, so cool würde man so etwas eher in einer Großstadt als hier erwarten. Das Konzept funktioniert exzellent. Ausgezeichnetes Essen mit dem gewissen Extra, eine fair kalkulierte Weinkarte mit spannenden Weinen, die sowohl die Tradition als auch Newcomer listet, eine relaxte Atmosphäre, ein super freundlicher und cooler Service – was will man mehr?
Benjamin Peifer arbeitet jedenfalls merklich daran, die Pfalz nicht nur zum Ziel für Wanderer, sondern auch für kulinarische Kosmopoliten zu machen. Das darf gerne so weitergehen.
Details
Restaurant: | The Izakaya |
Adresse: | Weinstraße 36, 67157 Wachenheim |
Öffnungszeiten: | The Izakaya: Freitag - Montag: ab 18.00 Uhr Rohstoff (mit Snacks): Mittwoch - Freitag: 14.30 - 18.30 Uhr Samstag: 10.00 - 13.00 Uhr |
Website: | www.restaurant-inten.se/the-izakaya/ |
Schlagworte
Benjamin Peifer, Intense, Izakaya, Japan, Omakase, Pfalz, Rohstoff, Wachenheim
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