GästeHaus Klaus Erfort, Saarbrücken

Die Saarländer mögen es mir verzeihen, aber ihre Landeshauptstadt ist keine wirkliche Perle. Ein Schloss, das bei der Wiederherstellung in den 80er Jahren um einen schauderhaften postmodernen Mittelbau ergänzt und damit verschandelt wurde, eine Einkaufsstraße, die den tristen Charme der 70er atmet und auch sonst sind die Sehenswürdigkeiten zügig abgelaufen. Aber man ist schnell in Frankreich. Das hat ja auch etwas. Und dann gibt es ja auch noch andere Gründe, Saarbrücken eben nicht zu meiden.

Unser Ziel ist das Gästehaus Erfort, eine eindrucksvolle Gründerzeitvilla mit ausladendem Park, neben einer nicht ganz so eindrucksvollen Tankstelle gelegen. Manche Perle kann sich ihr Umfeld eben nicht aussuchen.

Wir waren erst im vergangenen August hier zum großen Abendmenü als Abschluss unseres Sommerurlaubs (Bericht hierzu auf Facebook). Heute sind wir quasi nur auf der Durchreise zur luxemburgischen Grenze, aber es wäre sträflich, nicht wenigstens für einen Lunch Halt zu machen. Also soll es das Mittagsmenü sein, das zu 110 Euro ein Viergang-Menü inklusive Amuse Bouche, 1 Glas Champagner, Kaffee sowie die übliche Parade an herzhaften und süßen Délices bietet. Auf diesem Niveau sicher eines der preiswertesten Vergnügen, das man sich erlauben kann.

Zum Bérèche & Fils Champagner werden fünf präzise gearbeitete Kleinigkeiten serviert, die im Laufe der Zeit nur behutsam oder gar nicht variiert werden. Aber wozu auch, wenn sie so köstlich sind wie der herzhafte Miniflammkuchen mit Blutwurst, die Stabmuschel mit Yuzu, das Cornet mit Tatar und Avocado, die Auster oder der kroepokartige Chip mit einem Stück Langustine. Das sieht alles unaufgeregt aus, schmeckt aber köstlich und könnte einen beim Studium der Karte doch noch dazu verleiten, auf das reguläre Menü zu wechseln. Was wir aber nicht tun.

Les Délices
Les Délices

Statt dessen studieren wir die Weinkarte, die handlich und zeitgemäß auf einem Tablet gespeichert ist und freuen uns über das Amuse Bouche, das an diesem Mittag ein Thunfisch-Tatar mit Gurke im Sojasud ist. Die Frische des Fisches bekommt durch den würzigen Sud einen angenehmen Kontrast, eine hauchdünne, knusprige Brotscheibe gibt Textur – ein sehr guter Start.

Amuse: Thunfisch-Tatar mit Gurke und Soja
Thunfisch-Tatar mit Gurke und Soja

Das Menü beginnt mit einem Hummersalat, der von Zitrusaromen im Dressing begleitet ist, ein paar cremigen Elementen und wenn ich mich richtig erinnere, einem Hauch Sumak. Ein wunderbar leichter Gang ohne jede Schwere, aber mit viel Geschmack.

Hummersalat, Zitrusaromen, Sumak
Hummersalat, Zitrusaromen, Sumak

Es folgt eine veritable Schnitte vom Steinbutt mit grünem Spargel und Morchelrahm. Das ist alles andere als experimentell, aber von so exquisiter Qualität, dass ich mir keine bessere Ausführung vorstellen kann. Der Rahm geschmackstief und der Steinbutt perfekt gegart.

Steinbutt mit grünem Spargel und Morchelrahm
Steinbutt mit grünem Spargel und Morchelrahm

Im Hauptgang gibt es Entrecôte vom US-Beef mit Polenta, Baby-Artischocke, Paprikapüree und fermentiertem Knoblauch. Dazu eine tiefdunkle, intensive Jus mit Chili, die einen deutlichen, aber nie dominanten Hauch Schärfe beisteuert.

Entrecôte vom US-Beef mit Polenta, Mini-Aubergine, fermentiertem Knoblauch und Chili-Jus
Entrecôte vom US-Beef mit Polenta, Mini-Aubergine, fermentiertem Knoblauch und Chili-Jus

Zum Abschluss des Menüs wird aus dem aktuellen großen Degustationsmenü eines der Desserts serviert, das „Délice und Cocktail von der Pampelmuse mit Joghurt und Staudensellerie“ betitelt ist. Hauptelement auf dem Teller ist die mit gefüllte Kugel, dazu ein Cremeeis, im Glas à part dazu Joghurt als Schaum, verbindende Komponenten sind knuspriges Müsli und hauchdünne Streifen vom Sellerie, die nur ganz dezent einen gemüsigen Kontrapunkt setzen. Das ist gekonnt, abwechslungsreich, macht Spaß und lässt das Menü federleicht ausklingen.

Wären da nicht die wie immer wunderschön präsentierten und zahlreichen Petits Fours, die jeden Diätvorsatz im Keim ersticken lassen. Warum auch sollte man nur eine davon liegen lassen?

Nos petites sucreries
Nos petites sucreries

Klaus Erforts Küche begeistert auch dieses Mal wieder. Hier paart sich klassische Ausführung, die das Produkt in den eindeutigen Mittelpunkt stellt, mit einem Touch Moderne, so dass sie nie angestaubt und immer zeitgemäß wirkt. Das passt perfekt in den hellen Rahmen der klassischen Villa, die durch moderne Kunst an den Wänden ebenso jung wirkt. Und wird vollendet von Jérôme Pourchère, der mit Grandezza , Leichtfüßigkeit und großer Souveränität dem Gast einen beschwingten Mittag (oder Abend) verschafft. Seinem aufmerksamen Blick entgeht nichts und mit spielerischer Hand dirigiert er einen Service, der formvollendet, aber locker am Gast agiert. Dass auch die Stimmung im Team stimmt, kann man beobachten, wenn man Monsieur Pourchère im Gespräch mit seinem Service sieht. Man wird wenige Restaurants im Lande finden, in denen sich das so selbstverständlich auf die Atmosphäre im Restaurant überträgt.

Das Gästehaus Erfort ist das, was drei Sterne im Michelin klassifizieren – einen Umweg wert. Und zwar jederzeit. Ja, von Saarbrücken aus ist man schnell in Frankreich. Aber mehr Frankreich auf dem Teller und im Service wird man schwerlich bekommen.

Details

Restaurant: Gästehaus Klaus Erfort
Adresse: Mainzer Str. 95, 66121 Saarbrücken
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag ab 12 Uhr und ab 19 Uhr
Samstag ab 19 Uhr
Sonntag und Montag geschlossen
Website: www.gaestehaus-erfort.de

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