Le Jardin, Reims

Restaurants, die zu Relais & Châteaux-Häusern gehören, sind üblicherweise eine ziemlich sichere Bank. Ob Fine Dining oder etwas rustikaler – der Anspruch, den die Kette auch im Gastronomiebereich an die Mitgliedsbetriebe stellt, ist von jeher ziemlich hoch.

In Reims beherbergt das „Château Les Crayères“ mit dem „Le Parc“ nicht nur ein mit zwei Michelinsternen ausgezeichnetes Restaurant, sondern dem „Le Jardin“ auch eine modern gestaltete Brasserie, die sich in einem separaten, lichten Gebäude auf dem weitläufigen Gelände findet.

Vor fünf Jahren waren wir schon einmal hier. Auch damals war es der Tatsache geschuldet, dass an Sonn- und Feiertagen die Auswahl in der Stadt sehr eingeschränkt ist. Und da wir uns für unseren Aufenthalt ausgerechnet – und blöderweise – auch einen Sonntag und einen Feiertag ausgesucht haben, fiel die Wahl für einen Wiederbesuch eben mal wieder auf das „Le Jardin“, obwohl das Fazit seinerzeit durchwachsen war.

Außenansicht
Außenansicht

Der offene Raum mit Backsteinoptik, großen Glasfronten und Blick in die gläserne Küche gefällt mir noch immer. Für den Service sind an unserem Tisch mehrere Personen zuständig, wobei hier wohl vor allem nach Getränken und Essen unterschieden wird. Freundlich die junge weibliche Kraft, die sich um die Essensbestellung gekümmert hat und die auch mit dem Wunsch einen Gang aus dem Menü gegen einen à la Carte-Gang zu tauschen kein Problem hatte. Der für die Getränke zuständige etwas ältere Mann war dagegen recht wortkarg. Eine erste Irritation kommt auf, als er das teurere Mineralwasser von Chateldon bringt, obwohl er zuvor auf Nachfrage Perrier bestätigt. Aber in solchen Situationen reagiere ich dann oft nicht schnell genug und will auch solche Kleinigkeiten nicht überbewerten. Aber irgendwie ärgert es mich schon.

Die sehr fluffigen Gougères zum Apéritif stellt er kommentarlos im Vorbeigehen auf den Tisch.

Gougère
Gougère

Während ich mich für das Menü rund um Produkte aus der Region entscheide (Vier Gänge / 55€), wählt mein Mann à la Carte. Für ihn geht es los mit einer Ballotine von der Foie Gras. Die ist ordentlich, hätte aber durchaus etwas Fleur de Sel oder gestoßenen Pfeffer on top vertragen können. Dass sich im Fettmantel noch ein Rest Klarsichtfolie findet, ist zwar kein Drama, sollte aber nicht passieren.

Am nicht näher beschriebenen und auch nicht im Detail identifizierbaren Fruchtchutney gibt es nichts auszusetzen. Es bleibt aber auch nicht nachhaltig in Erinnerung.

Mittags hatten wir in einem einfachen Bistro für den halben Preis zwei Scheiben Foie Gras auf geröstetem Brot, die mutiger gewürzt waren und die uns deutlich mehr überzeugt hatten. So ist das hier zwar eine anständige Vorspeise – aber eben auch nicht mehr.

Ballotine von Foie Gras, Frucht-Chutney mit milden Gewürzen
Ballotine von Foie Gras, Frucht-Chutney mit milden Gewürzen

Mein Menü startet mit Schnecken, was ich schon mal sehr erfreulich finde, weil man sie mittlerweile so selten auf der Karte findet, zumal in einer richtigen Zubereitung und nicht nur als Klassiker in Kräuterbutter. Hier kommen sie in einer recht gehaltvollen Maronenvelouté mit Spinat, Austernpilzen und Curryschaum. Das ist kräftig und stimmig, zwar schon ziemlich sättigend, aber insgesamt gut.

Sautierte Schnecken, Maronencreme
Sautierte Schnecken, Maronencreme

Im nächsten Gang geht es für meinen Mann mit einem kalten Gericht weiter. Gute Sardinen finden sich in einer kräftigen Tomatensauce. Dazu gibt es einen erneut nicht näher benannten oder identifizierbaren Espuma, der sich aber harmonisch, weil etwas milder, als Kontrapunkt dazugesellt. Die Orangenzesten dazu machen tatsächlich auch Sinn, weil die Zitrusnoten die nötige Frische beisteuern. Das mit 9 Euro günstigste Gericht ist bis hierhin auch das überzeugendste.

Sardinen in Öl, Tomaten-Zwiebelkompott, Orangenzesten
Sardinen in Öl, Tomaten-Zwiebelkompott, Orangenzesten

Für mich steht im zweiten Gang Saibling an. Und damit kommt die nächste Irritation. Denn mich überrascht die durchgehend weiße Farbe. Ich erwarte bei Saibling eigentlich einen wie auch immer gearteten Rotton, der hier aber nicht auszumachen ist. Vielleicht liegt das an der Zubereitungsart. Ob allerdings das Dünsten für diesen Fisch die passendste Methode ist, geht mir die ganze Zeit durch den Kopf und damit hat sich die Frage eigentlich auch schon selbst beantwortet. Die paar Gräten, die ich aus dem Filet fischen muss, stellen eine weitere Nachlässigkeit dar, die entbehrlich sind.

Das Sauerkraut ist gut, die Sauce auch, selbst wenn ich den Champagner darin nicht wirklich ausmache.

Saibling, Sauerkraut, Champagner-Sauce
Saibling, Sauerkraut, Champagner-Sauce

Zwischen Vorspeise und Zwischengang lagen exakt drei Minuten, ein Umstand, der mich generell nervt, allerdings vor allem in Frankreich immer mal wieder zu beobachten ist. Dabei geht es hier gar nicht darum, die Tische mehrmals am Abend zu vergeben, ist also eigentlich völlig überflüssig. Wenn wir nicht bereits nach einer guten Stunde mit allem durch sein wollen, bitten wir an dieser Stelle um eine Pause, die zum Glück auch eingehalten wird.

Dann geht es für meinen Mann weiter mit einem Roastbeef und Pfeffersauce. Dazu kann er aus vier verschiedenen Beilagen wählen und ich nötige ihn, sich für die Pommes Frites zu entscheiden, weil ich neugierig bin, wie die Küche sie mit Parmesan zubereitet.

Am Fleisch ist nichts zu meckern. Der Gargrad ist gut getroffen, die Qualität einwandfrei, die Sauce auch. Die Pommes erfüllen ebenfalls die Erwartungen. Sie sind ausgezeichnet.

Ich habe das eigentlich im Menü vorgesehene Schulterstück vom Kalb in Single Malt gegen die gebratene Wachtel getauscht. Erst zuhause, als ich mir noch einmal meinen Bericht von vor fünf Jahren anschaue, stelle ich fest, dass ich das auch damals bereits hatte. Aber ich bereue die Entscheidung nicht, denn ich mag Wachtel sehr gerne und da sie wieder entbeint kommt, ist sie auch angenehm zu essen. Sie ist knusprig gebraten in kräftiger Sauce. Weniger gut gefällt mir die Beilage, eine Art Topinamburstampf. Der bringt für mich wenig Eigengeschmack mit, ist von der Konsistenz weniger Stampf als gewürfelt und gegart, dafür dann aber zu weich, also irgendwie unentschlossen. Ich halte mich daher mehr an die restlichen Pommes. Weil das Fleisch überzeugend gegart ist, ist das unterm Strich aber immer noch ein guter Hauptgang.

Mein Mann ist an dieser Stelle so gesättigt, dass er auf ein Dessert verzichtet. Für mich gibt es im Menü noch der mit Ratafia, dem typisch regionalen Champagnerlikör, getränkte Baba mit Ananas-Ingwer-Ragout. Der Ingwer, so er denn da ist, hat sich ziemlich versteckt. Der Baba selbst ist saftig und gut gemacht. Aber mehr als Teig, Sahne und ein paar Ananaswürfel bleiben dann auch nicht und das macht es eben auch etwas eintönig.

Dass erneut zwischen Hauptgang und Dessert keine fünf Minuten vergehen, sei nur am Rande erwähnt.

Baba mit Ratafia, Ananas-Ingwer-Confit
Baba mit Ratafia, Ananas-Ingwer-Confit

Es ist unschwer zu erkennen, dass uns dieser Abend nur mäßig Spaß gemacht hat. Die gesamte Atmosphäre wirkte uns sehr unruhig und gehetzt. Die kurzen Zeiten zwischen den Gängen ließen kaum so etwas wie entspanntes Essen zu. Wenn jetzt wenigstens die Leistung auf dem Teller durchgehend überzeugend gewesen wäre, hätte das vielleicht einiges wettmachen können. Aber dazu schickte die Küche zu viel Durchschnittliches, gepaart mit einigen Nachlässigkeiten. Und obwohl wir uns beim Wein aus der umfangreichen und anspruchsvoll kalkulierten Karte eher im unteren Segment bedient haben, landen wir letztlich doch bei deutlich über 200 Euro. Das fühlte sich dann auch nicht stimmig an.

Für den nächsten Besuch in Reims haben wir uns bereits entschieden, dass wir an anderen Wochentagen anreisen werden und nicht ausgerechnet an einem Sonntag, der zudem vor einem Feiertagsmontag liegt. Dann haben wir auch wieder mehr Auswahl an Restaurants.

Details

Restaurant: Le Jardin
Adresse: 7 avenue du Général-Giraud, 51100 Reims
Öffnungszeiten: Täglich 12.00 - 14.00 Uhr und 19.00 - 21.30 Uhr
Kein Ruhetag
Website: www.

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Kommentare

  1. Carsten am 4. Februar, 2022 um 11:55 Uhr.

    Die Dose lacht einen an! Sehr interessanter Gang!

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