Le Pré aux Clercs, Dijon

Es mag vielleicht nicht die beste Idee gewesen sein, sich eine gastronomische Stadt als Urlaubsziel auszusuchen und dort dann von Samstag bis Dienstag zu buchen. Sonntag und Montag sind auch in Dijon die bevorzugten Ruhetage. Aber da wir ja ohnehin nicht vorhatten, jeden Abend in Sternerestaurants zu essen, sind Brasserien durchaus eine willkommene Alternative und die haben in der Regel an sieben Tagen in der Woche geöffnet.

Unsere Wahl fällt auf das „Le Pré aux Clercs“ am zentral gelegenen Place de la Libération. Dort reihen sich zahlreiche Lokalitäten aneinander. Tagsüber sind auch die Außenplätze stark frequentiert. Für heute Abend ziehen wir es allerdings im Inneren vor. Im von kräftigem Rot dominierten Gastraum stehen die Tische eng. Einen weiteren Bereich gibt es im ersten Stock. Der Service wuselt lebhaft hin und her. Es ist nicht immer leicht, bei diesem Betrieb jemandes Aufmerksamkeit zu bekommen.

Die Karte bietet viel Traditionelles, mitunter auch mit leicht modernem, dann oft asiatischem Einschlag. Zu den À la Carte Gerichten werden auch zwei recht preiswerte Menüs zu 28€ und 39€ für jeweils drei Gänge angeboten.

Wir beginnen mit einem der burgundischen Klassiker, der sich auf vielen Karten in der Region findet. Bei den Oeufs en meurette handelt es sich um pochierte Eier in kräftiger Schmorsauce mit Speck, Perlzwiebeln, Champignons und Croutons. Die Sauce erinnert sehr an das Boeuf Bourgignon und gerät auch hier toll und geschmacksintensiv. Ein deftiger, aber sehr guter Einstieg.

Oeufs en meurette
Oeufs en meurette

Die Terrine de Campagne mit Pilzen, hier vor allem Totentrompeten, weist eine schöne Struktur auf und ist würzig abgeschmeckt. Dazu reicht die Küche eine Mousse von Senf und Kaperncreme. Das erlaubt ein vielfältiges Kombinieren und macht aus einer sorgfältigen Terrine eine mit Twist.

Terrine de Campagne
Terrine de Campagne

Im Hauptgang entscheidet sich mein Mann für die Entenbrust, die wie gewünscht rosa gebraten kommt. Dazu gibt es eine aromatische, tomatisierte Sauce, die aus dem Bratfond gezogen scheint. Das ist sehr ordentlich, aber auch nicht allzu aufregend. Das trifft auch auf das mit Knoblauch aromatisierte Kartoffelpüree zu, das man aus verschiedenen Beilagen wählen kann. Solide, aber auch nicht mehr.

Ich liebe Tatar und da wir wenige Tage zuvor in einem recht einfachen Restaurant ein ganz ausgezeichnetes, handgeschnittenes Exemplar hatten, das wir am Tisch selbst mit diversen Zutaten anmachen konnten, reizt mich der direkte Vergleich. Im „Pré aux clercs“ fällt die Version komplett anders aus. Das Fleisch ist gewolft und weist dadurch auch eine ziemlich breiige Konsistenz auf. Gut gewürzt ist es zwar, aber das hat mehr etwas von Streichwurst. Pommes Frites scheint es hier generell nicht zu geben, auch nicht zu den Burgern. Statt dessen sind Drillinge mit Kräutern und Knoblauch die klassische Kartoffelbeilage. Die sind im Ganzen gebraten, durchaus schmackhaft, aber auch extrem fettig. Der kleine gemischte Salat auf dem gleichen Teller ist in Ordnung, aber zu konstatieren bleibt, dass dieses Tatar im Vergleich zu dem in Annecy genossenen eindeutig den Kürzeren zieht.

Rindertatar, Kräuterdrillinge und gemischter Salat
Rindertatar, Kräuterdrillinge und gemischter Salat

Kleiner Exkurs an den Nebentisch: Da man hier aufgrund der eng gestellten Tische kaum umhin kommt, auch die Gespräche anderer Gäste mitzubekommen, werden wir Zeuge, wie sich dort eine amerikanische Gruppe von drei Männern durch die umfangreiche und gar nicht mal besonders günstige Weinkarte trinkt wie nix Gutes. Dass sie dabei mehr Weinvokabular auf Lager haben als Ahnung und dass die begleitende Dame sich an Cola gütlich hält – geschenkt. Aber dass sich einer der Herren ein Geflügelgericht mit Morcheln, immerhin das teuerste Gericht auf der Karte, bestellt und dann die üppige Morchelauflage an die Seite schiebt, löst in mir nur ungläubiges inneres Kopfschütteln aus. Wenn ich so etwas sehe, blutet mir das Herz. 

Widmen wir uns also lieber wieder dem Nachtisch. Zum einen sollen es Sorbets sein. Wir sind uns zwar ziemlich sicher, dass die zugekauft sind, aber das dann wenigstens ordentlich.

Sorbets
Sorbets

Ich habe mehr Lust auf Käse und werde positiv überrascht, denn die vier Sorten sind von vorzüglicher Qualität, was sicher der Tatsache zu verdanken ist, dass man sich hier nicht beliebiger Allerweltsware bedient, sondern die Käse vom Maître Fromager Alain Hess aus Beaune bezieht.

Käseauswahl
Käseauswahl

Natürlich schraubt man die Erwartungen an ein Essen in so einem riesigen Etablissement niedriger als in einem besternten Restaurant. Und insgesamt war das Essen im „Pré aux clercs“ schon sehr ordentlich. Der Gault Millau vergibt hier immerhin 13 Punkte, was schon eine sehr ansehnliche Bewertung ist. Dass die Hauptgerichte hier nicht so punkten konnten, war vielleicht einer unglücklichen Wahl zuzuschreiben. Mir hätten die Morcheln allemal gefallen. Dafür konnten die Vorspeisen sehr überzeugen. Und für einen Sonntag hätte man das vermutlich sowieso auch deutlich schlechter erwischen können.

Details

Restaurant: Le Pré aux Clercs
Adresse: 13 Place de la Libération, 21000 Dijon
Öffnungszeiten: Mittag: 12.00 - 13.15 Uhr
Abend: 19.00 - 21.15 Uhr
Kein Ruhetag
Website: www.lepreauxclercs.fr/

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Kommentare

  1. Gero Kettler am 29. Oktober, 2023 um 12:25 Uhr.

    Trifft alles auf unseren Besuch im Mai letzten Jahres zu. Die Eier sind schon sehr lecker, was für ein „Schlamburi“! Jedenfalls mehr nach meinem Geschmack als Andouilette… Nachdem wir einen 1er Cru bestellt hatten, klappte es mit dem Service ganz hervorragend. Und wir hatten das Glück, am Nebentisch ein reizendes Schweizer Pärchen jenseits der 70 zu haben, das per Rad unterwegs ist – gern auch 150km pro Tag!

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