DZ’envies, Dijon

Die Markthalle in Dijon gehört zu den Schönsten, die wir in Frankreich bisher gesehen haben. Während sich in Reims zwei armselige Stände am Kopf der Halle verlieren, ist in Dijon nicht nur innerhalb des Gebäudes, sondern auch ringsum und in den benachbarten Straßen mächtig viel Betrieb. So muss das sein und so stellt man sich das als Tourist auch vor. Würden wir am selben Tag nach Hause fahren, hätten wir uns hier reichlich eingedeckt. Aber unsere Reise geht noch weiter und so bleibt es beim Schauen und Staunen.

Um die Markthalle herum finden sich aber natürlich auch zahlreiche Restaurants, Brasserien und Cafés, in denen auch früh morgens schon viel los ist. Eines davon, das allerdings zu morgendlicher Stunde noch geschlossen ist, ist das „DZ’envies“, das unser Ziel für den Abend ist. Es ist eine typische Brasserie, hell und modern eingerichtet, mit einigen Außenplätzen.

Interieur
Interieur

Das Restaurant, in der Küche geführt von David Zuddas, ist mit einem Bib Gourmand ausgezeichnet. Neben einer recht umfangreichen Auswahl an À la Carte-Gerichten, die verhältnismäßig klassisch erscheinen, gibt es ein wechselndes Menü in drei bis fünf Gängen (37€ / 42€ / 46€), für das wir uns heute in der mittleren Ausführung entscheiden.

Zum Apéritif gibt es frisch gebackene herzhafte Madeleines mit Curry. Das ist eine überraschende und schöne Variation zu der bekannten süßen Version.

Apéros
Apéros

Das Menü startet mit einem Salat von gebratenen und marinierten Gemüsen, dem es im ersten Moment etwas an Würze fehlt. Wir haben mit etwas Salz und Pfeffer nachgeholfen und dann funktionierte es schon besser. Dazu gibt es ziemlich geschmacksarmen Sommertrüffel, kräftigen sardischen Schafskäse sowie diverse Cremes, unter anderem von Petersilie. Mit der Zeit wird das schon etwas würziger und ist dann insgesamt noch ganz ordentlich.

Gemüsesalat, Sommertrüffel, sardischer leicht geräucherter Ziegenkäse
Gemüsesalat, Sommertrüffel, sardischer leicht geräucherter Ziegenkäse

Gerät der Auftakt noch etwas durchwachsen, kann der nächste Gang schon mit viel Süffigkeit punkten. Das zwar etwas trocken geratene, aber dennoch geschmackvolle Sot l’y laisse findet sich mit einer stattlichen Garnele in einer cremigen Sauce mit Sellerie und Karotte sowie einem Touch Koriander. Auch trotz Bemühung verschiedenster Übersetzungs-Apps wird mir immer angezeigt, dass es sich bei „lait de poule“ um Eierpunsch handelt, was mich zugegebenermaßen schwer irritiert. Ich liebe zwar Eierpunsch, kann in der Sauce davon jedoch nichts erkennen. Davon unbenommen ist, dass sie köstlich ist und das gesamte Gericht sehr harmonisch und lecker ist. Und falls jemand noch eine andere Bedeutung von „lait de poule“ weiß, bin ich für jeden Hinweis dankbar!

Sot l'y laisse, Garnele, Eierpunsch; Koriander
Sot l'y laisse, Garnele, Eierpunsch; Koriander

Dass die Küche beim Würzen eher zurückhaltend ist, was schon die Vorspeise zeigte, beweist sich auch beim Roastbeef. Das ist sehr schön rosa gebraten, kommt aber doch sehr natur und braucht erneut etwas Salz und Pfeffer. Shiitake in pur und als Püree sowie ein knusprig gebratener Kartoffelkuchen sind aromatisch passende und kräftige Mitspieler. Lediglich die rohen Nektarinenspalten empfinde ich als unmotiviert und überflüssig. Ansonsten ist das sehr solide und gut.

Roastbeef, Nektarine, Shiitake, Kartoffelkuchen
Roastbeef, Nektarine, Shiitake, Kartoffelkuchen

Recht experimentell wird es im Dessert. Es gibt Himbeeren mit einer Mousse von weißer Schokolade, kandierte Bergamotte sowie Rucolaeis. Dazu recht weiches und wie so häufig ziemlich überdimensioniert portioniertes Baiser. Das schmeckt zwar gut, ist durch die weiche Konsistenz aber eben auch recht klebrig, was auf Dauer dann doch zu einem unangenehmen Mundgefühl führt. Das kräutrig-würzige Eis ist überraschend passend zu Himbeeren und Mousse, so dass in Summe ein guter Gang bleibt.

Himbeeren, cremiges Baiser, Rucola, Bergamotte & Olivenöl
Himbeeren, cremiges Baiser, Rucola, Bergamotte & Olivenöl

Auch wenn wir nur einen kleinen Einblick in die Küche von David Zuddas nehmen konnten, war dies ein angenehmer Abend. Am Nachbartisch, mit dem wir auch ins Gespräch kamen, wurde à la Carte bestellt und auch dort sahen die Gerichte sehr ordentlich aus. Im Vergleich zum Abend zuvor im „Pré aux Clercs“ ist man hier etwas mutiger und experimentierfreudiger unterwegs. Das muss nicht immer alles hundertprozentig aufgehen, aber mir ist das lieber, als nur routinierte Standardware zu servieren. Und geschmeckt hat es ja auch alles. Angesichts dessen, dass es auch in Dijon an einem Montagabend viele geschlossene Restaurants gibt, ist das „DZ’envies“, das im übrigen vollständig ausgebucht ist, eine gute Wahl. Und irgendwann bekomme ich auch noch raus, was es mit dem Eierpunsch auf sich hat.

Details

Restaurant: DZ'envies
Adresse: 12 Rue Odebert, 21000 Dijon
Öffnungszeiten: Montag - Freitag: 12.00 - 14.00 Uhr und 19.00 -22.00 Uhr
Samstag: 12.00 - 14.30 Uhr und 19.00 - 22.30 Uhr
Sonntag: Ruhetag
Website: www.dzenvies.com

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Kommentare

  1. Matthias am 6. November, 2023 um 18:57 Uhr.

    Hallo
    In diesem wohl herzhaften Gericht kommt die lait de poule – ob es die Sache wirklich klärt, das weiss ich allerdings nicht:
    https://www.assiettesgourmandes.fr/2017/06/de-la-mer/rougets-poireaux-lait-de-poule-caviar-recette-inspiree-par-gaetan-gentil/

  2. Matthias am 6. November, 2023 um 18:58 Uhr.

    …ebenfalls vor – ob es die Sache…

  3. Thomas Westermann am 6. November, 2023 um 23:27 Uhr.

    Besten Dank! Immerhin wird durch das Rezept klar, dass es doch wenig mit Eierpunsch zu tun hat. Wieder was gelernt… 🙂

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