maiBeck, Köln

Wenn sich ein Restaurant seit seiner Eröffnung im Herbst 2013 über ungebrochenen Zuspruch erfreuen kann, ist das in heutigen Zeiten sicher nicht normal, aber auch Beleg dafür, dass am Konzept scheinbar vieles richtig ist. Dass man daran auch nichts geändert hat, als bereits nach einem Jahr der etwas unerwartete Michelin-Stern verliehen wurde, war eine kluge Entscheidung. Das Preisniveau ist immer noch moderat und übersteigt bei den Hauptgerichten in der Regel nicht die 30 Euro-Marke. Weiterhin gibt es ein 4 Gang Menü zu wohlfeilen 42 Euro und die Weinkarte listet auch für den schmaleren Geldbeutel eine ordentliche Auswahl mit Schwerpunkt in Deutschland und zahlreichen guten Offenen.

Neben einem urbanen Industriechic, der auf unnötigen Schnickschnack verzichtet und einem locker agierenden Service, sind all dies gute Voraussetzungen, um nicht nur eine Klientel zu gewinnen, die sonst möglicherweise Schwellenängste mit anspruchsvollerer Küche hätte, sondern um auch aus der exponierten Lage in der ansonsten kulinarisch unterirdischen Altstadt das Maximum rauszuholen.

Auch für uns ist das maiBeck regelmäßig eine sichere Bank, wenn wir Lust haben auf einen unkomplizierten Abend mit Gerichten, die mehr bieten als Durchschnitt, aber eben auch nicht überkandidelt konstruiert sind. Jan Cornelius Maier und Tobias Becker setzen auf hervorragende Zutaten. Die müssen nicht zwingend immer aus der Region sein. Aber über die Grenzen Nordrhein-Westfalens oder Benelux geht es selten hinaus.

Dass auch vermeintlich sehr Einfaches elegant in Szene gesetzt werden kann, beweist die jüngste Vorspeise aus dem Tagesmenü: Rollmops. Richtig gelesen. Mit Gurke, Sellerie, einem frisch-säuerlichen Sud und ein paar Cremetupfen eine erfrischende und alles andere als banale Vorspeise.

Rollmops / Gurke
Rollmops / Gurke

Auch der Matjes wird mit Zwiebeln und roter Bete eher klassisch eingefasst, bekommt aber durch ein paar Himbeeren eine ungewohnte, aber passende fruchtige Ergänzung.

Bester Matjes von Herr Ihnken
Bester Matjes von Herr Ihnken / Rote Bete & Zwiebel / Himbeere&Brunnenkresse

Tadellos die Brotzeit von der bergischen Lachsforelle, die einige wunderbar gebeizte Stücke erneut mit cremigen Elementen und etwas Gemüse kombiniert. Das ist alles andere als hochkreativ, aber sehr akkurat ausgeführt und ausgesprochen lecker.

Brotzeit von der bergischen Lachsforelle
Brotzeit von der bergischen Lachsforelle / Ei /Radieschen / Gurke / Gartenkresse

Im Menü folgen als Zwischengang ausgezeichnete Ziegenkäse-Cappelacci mit Pfifferlingen und Aprikosen in einem nur leicht gebundenen, aber sehr schlotzigen, leicht kräutrig-buttrigen Sud. Fabelhaft!

Ziegenkäse-Cappelacci
Ziegenkäse-Cappelacci / Pfifferlinge / Aprikose

Zu den Klassikern auf der Karte und sowohl in kleiner, als auch großer Portion zu bekommen, gehört der Tafelspitz vom Eifeler Rind mit Frankfurter Grüner Sauce, gelben Linsen und Kohlrabi. Das ist bürgerliche Küche im besten Sinne und passt hier perfekt ins Gesamtsortiment.

Rosa gebratener Tafelspitz vom Eifeler Rind
Rosa gebratener Tafelspitz vom Eifeler Rind aus Prüm, kalt aufgeschnitten / Kohlrabi / Frankfurter Kräuter

Diese Unaufgeregtheit setzt sich genau so fort bei den Hauptgerichten. Rücken vom Niederrheinischen Rind mit Spitz- und Pfefferkohl, Linsen und Kartoffelwürfeln und Salzwiesenlamm aus dem Emsland mit rotem Mangold, Kirschen und Sellerie sowie einem leicht zitronigen Cous-cous sind makellos zubereitet und bestechen durch ihre ausgezeichnete Fleischqualität. Die Saucen dazu gibt es auch weiterhin separat in der Sauciere zum selbstportionieren – und in ausreichender Menge!

Rücken vom Niederrheinischen Rind
Rücken vom Niederrheinischen Rind / Spitz- und Pfefferkohl / Linsen / Kartoffelwürfel
Salzwiesenlamm aus dem Emsland
Salzwiesenlamm aus dem Emsland , rosa gebratener Rücken / Kirsche / Mangold / Sellerie

Das Menü schließt ab mit einer Kombination aus Mandel, Grieß, Schokolade und Kirschen. Estragon als Pulver ist zwar erkennbar, bringt aber keinen erkennbaren geschmacklichen Mehrwert. Dafür gibt es hier wieder die auch in vorherigen Gängen bereits bekannten optisch nett anzusehenden Cremetupfen.

Mandel / Kirsche / Schokolade / Estragon
Mandel / Kirsche / Schokolade / Estragon

Aus der regulären Karte ein Tartelette mit Erdbeeren, Hibscus und dazu ein sehr schön cremiges Sauerampfer-Eis, das eine gute Balance zwischen Süße und Kräutrigkeit bietet.

Erdbeere / Hibiskus / Sauerampfer-Eis
Erdbeere / Hibiskus / Sauerampfer-Eis

Man könnte darüber mäkeln, dass es sich die Küche manchmal etwas leicht zu machen scheint, indem einige Gänge durch modische Tupfen optisch gepimpt werden. Das kann mitunter schon etwas inflationär wirken. Andererseits ist geschmacklich nichts daran auszusetzen und texturell finden sich in der Regel auch immer ausreichend andere Komponenten, die für Abwechslung sorgen.

„Stay hungry“ heißt eines der Mottos, das sich im Restaurant und auf der Karte wiederfindet. Hungrig muss hier niemand das Restaurant verlassen. Aber Appetit auf den nächsten Besuch darf man schon haben.

Details

Restaurant: maiBeck
Adresse: Am Frankenturm 5, 50667 Köln
Öffnungszeiten: Dienstags - Samstags 12:00 bis 15:00, ab 17:30
Sonntags ab 12:00 durchgehend
Montags Ruhetag

Telefon: +49 221 962 673 00
E-Mail: fuerdich@maibeck.de
Website: www.maibeck.de

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