Sisapo, Madrid

Letzter Abend unseres Business-Trips nach Madrid und bei der Wahl des Restaurants verlasse ich mich diesmal auf die Liste der vom Michelin empfohlenen Lokalitäten. In der Ein-Sterneliga ist man auch in Madrid locker bei Menüpreisen jenseits der 100€ unterwegs und da ich mit Kolleginnen unterwegs bin, erscheint mir die Bib Gourmand-Kategorie passender und in der werde ich auch fündig.

Das „Sisapo“, in unmittelbarer Nähe des von zahlreichen Bars und Restaurants gesäumten Plaza de Olavide im Stadtteil Chamberí, verspricht eine moderat kreative Fusionküche vom Küchenchef Alejandro Aguirre. Die Homepage ist nicht wirklich eindeutig, was das Angebot angeht, aber offenbar wird hier an allen Tischen ohnehin nur ein einheitliches Menü serviert, dem wir uns gerne anschließen.

Interieur
Interieur

Den Auftakt macht ein Ceviche vom Wolfsbarsch mit geröstetem Mais, Süßkartoffelpüree sowie einem Cracker von Mais und Banane, das mit einer guten, ausgewogenen Säure und guter, fester Fischqualität punkten kann.

Ceviche vom Wolfsbarsch, Tigermilch, Mais, Süßkartoffel
Ceviche vom Wolfsbarsch, Tigermilch, Mais, Süßkartoffel

Für den nächsten Gang wird am Tisch die Jakobsmuschel abgeflämmt. Sie kommt weitestgehend ohne Röstaromen und ist bedeckt von einer cremigen Sauce, die mit Miso akzentuiert ist. Dazu liefert eine Salsa von Ananas und Yuzu, als Abwandlung der mexikanischen Pico de gallo, einer Würzsauce auf Basis von Tomaten und Chili, eine passende fruchtige Komponente.

Flambierte Jakobsmuschel mit Miso-Salsa, Yuzu und Pico de gallo
Flambierte Jakobsmuschel mit Miso-Salsa, Yuzu und Pico de gallo

Es folgt ein Gyoza mit einer klar erkennbaren Füllung von Carabinero. Auch die Sauce ist gezogen aus den Köpfen der Riesengarnelen. Das ist cremig, intensiv und sehr gut. Mehr braucht es nicht, um den Geschmack des Krustentiers so klar herauszuarbeiten.

Gyoza vom Carabinero, Jus aus den Köpfen, Kokos und Limette
Gyoza vom Carabinero, Jus aus den Köpfen, Kokos und Limette

Croquetas dürfen auch hier nicht fehlen, aber Alejandro Aguirre gibt ihnen einen eindeutig kreativeren Touch mit. Eine Version basiert auf Karotte und Datteln und stellt vor allem die Süße der Karotte deutlich in den Vordergrund, nur getoppt von etwas Aioli. Die zweite Krokette ist mit Mini-Tintenfisch und seiner Tinte gefüllt. Norialgen unterstützen den sehr typischen und intensiven Geschmack. Dazu weist diese Version eine tolle, leicht stückige Textur auf.

Kroketten mit Tintenfisch, Nori-Alge und Alioli & mit Karotte, Datteln und Lauch
Kroketten mit Tintenfisch, Nori-Alge und Alioli & mit Karotte, Datteln und Lauch

Weiter geht es mit einem Shao Mai, einem Dumpling, der mit geschmortem Ochsenschwanzfleisch gefüllt ist. Ein Wachtelspiegelei und etwas Togarashi-Gewürz bilden das Topping, aber insgesamt bleibt das Fleisch leider etwas laff und nicht so intensiv, wie erwartet. In Summe ist das aber in Ordnung.

Shao Mai vom Ochsenschwanz mit Wachtelei und Shichimi Togarashi
Shao Mai vom Ochsenschwanz mit Wachtelei und Shichimi Togarashi

Zum Teilen gedacht ist das folgende Tatar, das mit Kräutersenf kräftig gewürzt ist. Dazu gibt es Knochenmark, das für meinen Geschmack etwas mehr Röstaromen hätte haben können. Aber auch so ist das eine durch und durch klassische Kombination, zu der geröstete Brotchips gereicht werden. Einfach lecker.

Steak Tatar mit Knochenmark und Kräutersenf
Steak Tatar mit Knochenmark und Kräutersenf

Im Hauptgang gibt es gegrilltes Pluma de Ibérico, das zwar etwas grenzwertig gesalzen ist, aber mit extrem zartem und charaktervollem Fleisch zu überzeugen weiß. Ein Bett von Wurzelgemüsepüree ist eher süß abgeschmeckt, die Sauce auf dem Fleisch erhält durch Yuzu eine fruchtige Note. Der Trüffel bleibt dezent im Hintergrund. Die Portion auf dem Bild ist übrigens pro Person, womit der Sättigungsgrad anschließend gut erreicht ist.

Gegrilltes Pluma Ibérico mit Yuzu, Trüffel und Püree von Wurzelgemüse
Gegrilltes Pluma Ibérico mit Yuzu, Trüffel und Püree von Wurzelgemüse

Zum Teilen gedacht sind dann wieder die beiden abschließenden Desserts. Als erstes gibt es den Klassiker schlechthin: Schokoladenkuchen mit perfekt flüssigem Kern und Schokoladenerde mit Granatapfelkernen. Dazu gibt es Pistazieneis, das zwar etwas wässrig ist, aber noch klar erkennbaren Geschmack zeigt.

Texturen von Schokolade mit Pistazieneis
Texturen von Schokolade mit Pistazieneis

Das zweite Dessert ist Käsekuchen mit Veilcheneis. Der Kuchen ist nahezu flüssig und von fast Mousse-artiger Konsistenz. Mit einem klassischen Käsekuchen, wie wir ihn kennen, ist das nicht zu vergleichen. Auch geschmacklich fällt das weniger quarklastig aus und gefällt mir ausgesprochen gut. Das Veilcheneis ist etwas speziell, aber zum Glück nicht überparfümiert. Die Konsistenz gefällt mir, der Geschmack ist sehr floral und typisch und irgendwie passt das auch sogar ganz gut zum Kuchen. Mein Lieblingseis wird es dennoch nicht.

Käsekuchen mit Veilcheneis
Käsekuchen mit Veilcheneis

Damit endet ein Menü, das uns durchgehend gut gefallen hat. Die Zubereitungen sind akkurat und auch aromatisch konnten hier viele Gänge mit klugen Kombinationen überzeugen und teilweise auch überraschen. Das junge Team um Alejandro Aguirre versteht es, traditionelle spanische Gerichte mit einem internationalen Twist zu versehen. Das ist unkompliziert, aber nicht anspruchslos und macht einfach Spaß. Übrigens werden hier für das gesamte Menü ganze 45 Euro aufgerufen. Gäbe es so etwas bei uns, wäre ich hier Stammgast.

Details

Restaurant: Sisapo
Adresse: Calle de Trafalgar, 14, 28010 Madrid
Öffnungszeiten: Dienstag + Mittwoch: 12.30 - 00.00 Uhr
Donnerstag: 12.30 - 01.00 Uhr
Freitag + Samstag: 12.30 - 02.00 Uhr
Sonntag: 12.30 - 17.00 Uhr
Montag: Ruhetag
Website: www.sisapo.es/

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