
Tout à Fait, Maastricht
Am 14. April 2024 in Niederlande | 1621 Aufrufe | 1 Kommentar
In Maastrichts Gastronomieszene ist das „Tout à fait“ eine Institution. Das Restaurant gibt es seit 25 Jahren, seit 2002 hält man einen Michelinstern und der Koch, Bart Ausems, ist seit 40 Jahren im Geschäft. Genug Gründe für ein All Inclusive-Jubiläumsmenü, das uns einen Ausflug in diese wunderhübsche Stadt beschert. Dabei kennen wir das Restaurant gar nicht, aber es ist eines der wenigen, die auch sonntags tagsüber geöffnet haben und das Angebot, selbst als Überraschungsmenü, ist preislich sehr attraktiv.
Dass es an just jenem Tag auch noch ein musikalisches Begleitprogramm gibt, ist zwar zunächst eher ein Grund, die Wahl noch mal zu überdenken, aber letztlich stellt sich das Duo als durchaus geschmackvoll heraus und die chansoneske Musikauswahl gefällt uns.
Das Restaurant verteilt sich über mehrere Ebenen, ist von angenehm moderner Sachlichkeit, der Service ist von Anbeginn ausgesprochen herzlich und aufmerksam. Wo immer möglich, bedient man uns auf deutsch, was wir nicht erwarten, aber zu schätzen wissen.
Zum Glas Cava als Apéritif gibt es die ersten Snacks. Die Tartelette mit Erbsen, Kohlrabi und schwarzen Oliven vermittelt unmittelbar einen frühlingshaften und grünen Touch, so wie es junges Gemüse tatsächlich am besten kann. Kühl und frisch ist das und ein lockerer, gelungener Start.
Auch der zweite Happen ist vegetarisch in Form eines Rote Bete-Baisers mit Steinpilzcreme und Buchenpilzen. Die Komponenten sind sehr präsent und deutlich herausgearbeitet. Ebenfalls sehr gut.
Das frisch gebackene Brot ist gut, verliert aber nach einiger Zeit schnell seine Saftigkeit und wird etwas trocken. Etwas, das wir häufiger bei unseren Nachbarn in Benelux beobachten. Sie kochen brillant, aber mit Brot haben sie es häufiger nicht so sehr. Dafür ist die Butter wieder ganz ausgezeichnet.

Das Menü, so stellt sich im Verlauf heraus, ist eine Mischung aus Gängen des Lunchmenüs und des regulären Degustationsmenüs. Dass man hier aber auch für das preislich deutlich günstigere Lunchangebot nicht weniger anspruchsvoll kocht, belegt schon die Vorspeise. Die lauwarme, mit Speck umwickelte Wachtelgalantine ist perfekt gegart mit einer Farce und Bärlauch, das Fleisch schön rosa. Dazu gibt es einen Salat von gebratenem Spargel, der dazu auch als Mousse gearbeitet ist, Gel von Eigelb, Algen und Crumble von Limburg-Speck runden den sehr süffigen Gesamteindruck schön ab. Dazu trägt auch die kompakte Anrichteweise im Schälchen bei. Die feine salzige Note des Specks wird gut abgepuffert durch Spargel und Eigelb. Das ist sehr gutes, klassisches Handwerk, trotzdem zeitgemäß. Wenn es etwas zu bemängeln gäbe, dann die Essbarkeit mit Gabel und Löffel. Das Fleisch hätte durchaus auch ein Messer vertragen und auf einem Teller hätte sich das sicherlich genauso schön gemacht.

Originell präsentiert sich das „Steak Tatar“, das Bart Ausems von leicht eingelegter Wassermelone kreiert. Die Textur ist tatsächlich ähnlich der eines fleischigen Tatars, nur hier natürlich mit deutlich frischerer Note. Dazu gibt es gepickelte Gemüse und die Hauptrolle übernimmt eine sehr cremige Hummerbisque, deren typischer Geschmack die Illusion gänzlich konterkariert. Ein sehr gelungener Gang.

Aus dem Chef’s Menü stammt der Hauptgang, in dem es Rücken vom Milchlamm aus der Region gibt. Dazu einen Quader vom geschmorten Nackenstück mit Paprika. In der Tuile wurden mit Erbsen, Karotten, Bohnen und Spargel erneut Frühlingsgemüse verarbeitet und das Ganze mit Bärlauchschaum bedeckt. Die Lammjus zum Fleisch ist ebenso makellos gearbeitet wie der ganze Gang. Erneut sehr klassisch und vielleicht nicht sonderlich aufregend, aber sehr befriedigend und lecker.

Gleiches trifft auch auf das Dessert zu, ebenfalls aus dem Chef’s Menü. Auf einem Teigboden findet sich eine fruchtige, ummantelte Passionsfruchtmousse mit Baisers und karamellisierten Nüssen, dazu gibt es eine weitere leichte Mousse von weißer Schokolade und ein sehr schönes Macadamianuss-Pralinen-Sorbet. Das ist unaufgeregt, gänzlich entfernt von trendigen Gemüsedesserts, stimmig und köstlich.

Auch bei den Petits Fours bleibt es mit Madeleine, Cannelé, weißem Schokoladentrüffel, Orangen-Macaron, Himbeer Pâte de Fruit und Cantuccini traditionell, aber handwerklich sorgfältig. Zusammen mit dem guten Espresso und weiteren Bossa Nova-inspirierten Chansons ist dies ein passender Abschluss für einen sehr angenehmen Lunch.

Wenn so ein Aktions- oder Jubiläumsmenü auch Werbung sein soll für solche Gäste, die ein Restaurant noch nicht kennen, dann hat dieses hier seinen Zweck voll erfüllt. Bart Ausems Küche verbindet traditionelles Handwerk und klassische Stilistik mit sparsam, aber sinnvoll eingesetzten modernen Akzenten. Das setzt ganz auf harmonische Geschmackbilder und kann durchgehend gefallen. Das ist durch und durch Old School, aber ohne altbacken zu wirken. Dass der Service stilsicher, aber mit erfreulicher Lockerheit agiert, unterstreicht diesen Eindruck.
So machen wir uns beschwingt wieder zurück auf den Weg zum Bahnhof. Dass uns die Deutsche Bahn auf der Rückfahrt nach Köln eine saftige Verspätung einbrockt, kann da auch nur noch einen minimalen Wermutstropfen auf den schönen Tag werfen.
Details
Restaurant: | Tout à Fait |
Adresse: | Sint Bernardusstraat 16-18, 6211 HL Maastricht |
Öffnungszeiten: | Donnerstag + Freitag: 12.00 - 14.00 Uhr & 18.00 - 22.00 Uhr Samstag: 18.00 - 22.00 Uhr Sonntag: 12.00 - 22.00 Uhr Montag - Mittwoch: Ruhetag |
Website: | www.toutafait.nl |
Schlagworte
Bart Ausems, französisch, kreativ, Maastricht, Michelin, moderne Klassik, Tout à Fait
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