Geschwister Rauch, Trautmannsdorf

Ist der 1. Mai in den meisten Ländern vor allem der Tag der Arbeit, hat er für die Österreicher gleichzeitig als Staatsfeiertag eine zusätzliche Bedeutung. Einen speziellen Gedenkbezug zu Österreich selbst hat der Tag zwar nicht, aber als er 1949 diesen Titel bekam, war er der einzige nicht-religiöse Feiertag. Muss halt manchmal auch als Begründung reichen. Den eigentlichen Nationalfeiertag feiert man im Oktober.

Trotzdem war der Staatsfeiertag zum 1. Mai Anlass genug für die Geschwister Rauch, eine besondere Ausgabe ihrer Genussboxen zu organisieren, die sie auch nach Deutschland verschicken. In Trautmannsdorf in der Oststeiermark betreiben sie neben ihrem weithin bekannten Gourmetrestaurant und Wirtshaus, das ehemals als „Steirawirt“ firmierte, mittlerweile auch ein neu erbautes Boutique-Hotel. Ein Grund mehr, sich als Gast künftig der famosen Weinkarte zu widmen.

Richard und Sonja Rauch haben sich für diese spezielle Box mit ihren Freunden Andreas Döllerer aus Golling und Thomas Dorfer aus dem „Landhaus Bacher“ in Mautern zusammengetan. Damit steuern drei der besten Köche Österreichs, alle mit 18 bzw. 18,5 Punkten im Gault Millau bewertet und auch im Falstaff Guide in der absoluten Spitze eingestuft, ihren Beitrag zu dieser speziellen Ösi-Box bei.

Zusätzlich zu dem Viergang-Menü plus Brot und Aufstrich finden sich in dieser Staatsfeiertags-Edition noch eine ganze Reihe Extras inklusive des sehr aufwändig gestalteten Kochbuchs von Andreas Döllerer über seine „Cuisine Alpine“, das, obwohl schon seit längerem auf dem Markt, immer noch seine 60 Euro kostet. Alleine durch diese Zugabe ist der Preis von 150 Euro für die Box ein unschlagbarer Schnapper.

Aber kommen wir zum Essen. Mit einem stattlichen Laib Brot, der nach kurzer Zeit im Backofen wie frisch auf den Tisch kommt und einem ungemein cremigen Aufstrich aus Kalbsleber und Steinpilzen, lässt sich der Abend bereits höchst genussvoll an. Diese Pastete ist delikat abgeschmeckt und hat nicht viel gemein mit dem, was man sonst in derlei Gläsern bekommt.

Vulkanland Sauerteigbrot & Kalbsleberpastete
Vulkanland Sauerteigbrot & Kalbsleberpastete

Die Vorspeise kommt aus der Küche von Thomas Dorfer und stellt zwei Premiumprodukte in den Mittelpunkt. Der Ramsauer Alpsaibling ist dezent geräuchert und überzeugt mit mildem Geschmack und fester Konsistenz. Wenn es eine Gemüseregion in Österreich von Rang gibt, dann ist es das Marchfeld und ebenso genießt der Marchfelder Spargel einen herausragenden Ruf weit über die regionalen Grenzen hinaus. Dorfer legt ihn zusammen mit kleinen Chupetinhos ein, allerdings nicht zu essigsauer, sondern sehr ausgewogen mit feinem Süß-Säure-Spiel, so dass der Sud auch gleichzeitig als Dressing dienen kann. Granola aus gerösteten, gewürzten Nüssen und Kürbiskernen liefern Crunch und eine Holunderblüten-Zitrus-Chilimayonnaise fängt das Ganze mit fetter Cremigkeit gekonnt ein. Ganz hinten raus kommt mit ihr dann auch noch eine überraschende Schärfe mit ins Spiel, die dem Gericht eine zusätzliche Komplexität gibt. Ein starker Auftakt.

Geräucherter Ramsauer Alpsaibling / Eingelegter Marchfelder Spargel / Granola / Chupetinhos / Holunderblüten-Zitronenchilimayonnaise
Geräucherter Ramsauer Alpsaibling / Eingelegter Marchfelder Spargel / Granola / Chupetinhos / Holunderblüten-Zitronenchilimayonnaise

Die Suppe steuert Richard Rauch bei und dabei handelt es sich um eine ganz klassische Spargelsuppe mit Einlage aus Spargel und Kartoffelwürfeln. Sie wird lediglich mit etwas Leindotteröl abgeschmeckt und ist von typischem Geschmack. Das ist handwerklich sauber und schnörkellos.

Spargelschaumsüppchen / Fandler's Camelinaöl / Erdäpfel
Spargelschaumsüppchen / Fandler's Camelinaöl / Erdäpfel

Auch für den Hauptgang zeichnet Rauch verantwortlich. Es gibt geschmorte Rinderbäckchen, dazu eingelegten Kohlrabi, der nach unserem Geschmack etwas zu weich vorgekocht ist. Aber das ist nur eine Kleinigkeit, die nicht weiter ins Gewicht fällt, denn sowohl das Fleisch ist vorzüglich zart geschmort, die Sauce kräftig und besonders gut gefällt mir die soufflierte Topfenschnitte als Beilage. Hierbei handelt es sich um Weißbrotscheiben, die in mehreren Schichten mit einer Topfencreme gefüllt sind und in Butter goldbraun gebraten wird. Das ist mal eine originelle Alternative.

Geschmorte Rindsbackerl vom Pöllauer Rind / Langer Pfeffer / Eingemachter Kohlrabi / Soufflierte Topfenschnitte
Geschmorte Rindsbackerl vom Pöllauer Rind / Langer Pfeffer / Eingemachter Kohlrabi / Soufflierte Topfenschnitte

Andreas Döllerer, der in Golling bei Salzburg ein wunderbares Hotel mit zwei Restaurants und einer eigenen Metzgerei betreibt, die Hotelgästen morgens als schlaraffenlandartiges Buffet zur freien Auswahl dient, steuert das Dessert bei. Dazu wird eine Masse aus Waldheidelbeeren, Mehl und Milch mit Butter und Zucker zu kleinen Küchlein gebraten. Dazu serviert man die gekühlte Zirben-Honigmilch, die man auch durchaus als Sauce angießen kann. Sie ist schön füllig, nur zurückhaltend gesüßt und passt ganz ausgezeichnet zu diesem einfachen Dessert. Die Portion ist übrigens so großzügig abgefüllt, dass wir die gleiche Menge auch am nächsten Tag noch einmal zubereiten können.

In jedem Fall ist dies erneut ein regional-typisches Dessert, das zwar einfach, aber auf das Wesentliche konzentriert, wunderbar mit den Produkten der Region spielt. Und wer es nachkochen möchte, findet im mitgelieferten Kochbuch das entsprechende Rezept dazu.

Döllerers Schwarzbeernock'n / Zirben-Honigmilch
Döllerers Schwarzbeernock'n / Zirben-Honigmilch

Wer nach diesem Menü immer noch Hunger hat, kann sich wahlweise mit der speziellen Edition aus der Schokoladenmanufaktur Zotter vergnügen. Für den Mitternachtshunger (oder auch einfach für die nächsten Tage) gibt es aus der Döllererschen Metzgerei auch noch Würstchen und Senf. Und für den nächsten Morgen sorgt Marmelade von der legendären Lisl Wagner-Bacher, der Schwiegermutter von Thomas Dorfer und Patronin des „Landhaus Bacher“, für die süße Ergänzung. All das brauchen und schaffen wir heute nicht mehr. Lediglich der Williams-Birnengeist vom Oberösterreichischen Brenner Reisetbauer findet noch seinen Platz und sorgt für den würdigen Abschluss.

Die Extras
Die Extras

Wir sind ja seit langem bekennende Österreich-Fans und wir kennen alle Restaurants der beteiligten Köche zum Teil seit vielen Jahren. Dieses Menü hat ohne Frage unsere Sehnsucht darin bestärkt, hoffentlich bald wieder all die wunderbaren Orte und Restaurants aufsuchen zu können. Was uns auf all unseren Reisen nach Österreich so oft begeistert hat, ist die Selbstverständlichkeit, mit der man den heimischen Produkten eine glanzvolle Bühne gibt und sie wahlweise rustikal-bürgerlich oder kreativ-modern in Szene setzt. Selten wird man dort exotische Produkte finden oder Edelzutaten, die aus ganz Europa oder von weiter her angekarrt werden müssen. Die regionalen Zutaten sind in der Regel von so bestechender Qualität, dass sie keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Und die Köche, nicht nur die in der Spitze, nutzen diese mit unaufgesetztem Stolz.

Deshalb hätte diese Box, und speziell zu diesem Anlass, nicht besser zusammengestellt sein können. Sie präsentiert das Beste des Landes von den Besten des Landes.

Details

Restaurant: Geschwister Rauch vulgo Steirawirt
Adresse: Trautmannsdorf 6, 8343 Bad Gleichenberg
Öffnungszeiten: Donnerstag - Montag: 11:30-15:00 Uhr & 18:00-23:00 Uhr
Dienstag + Mittwoch: Ruhetag
Website: www.geschwister-rauch.at

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Kommentare

  1. Carsten am 8. Juni, 2021 um 9:39 Uhr.

    Auch aus Österreich kommen verlockende Take aways……aber hoffentlich ist dann der nächste Bericht wieder der einer Einkehr! Zeit wird’s!

  2. Uwe am 8. Juni, 2021 um 23:52 Uhr.

    Auch uns wurden zwei Haubenboxen völlig problemlos und unkompliziert geliefert. Nach einem Besuch im Landhaus Bacher vor einigen Jahren musste eine Reise u. a. auch nach Trautmannsdorf wg. der Pandemie storniert werden. Umso größer die Vorfreude, denn auch mit dem „Döllerer“ kann man ja eigentlich nichts falsch machen. Es blieb dann allerdings bei der Vorfreude: wusste die Vorspeise von Dorfer in allen Facetten sehr zu überzeugen, blieb der Rest aus unserer Sicht mehr als schwach. Eine gerade genossene „eigene“ Spargelcremesuppe schlug die von Rauch grandios; im Hauptgang war die Topfenschnitte vorzüglich und ungewöhnlich, das Fleisch schmeckte irgendwie „alt“ und war sehr sehnig. Das Gemüse belanglos. Meine Gäste haben das Gericht „zurück gegeben“.Negatives high-light für uns das Dessert von Döllerer. Vielleicht habe ich die Geheimnisse der Zubereitung dieser „Komposition“ aber einfach nicht verstanden. Trotz Kochbuch für mich kein Schnäppchen.

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