Gut Purbach, Purbach
Am 25. Mai 2017 in Österreich | 3829 Aufrufe
Was dieses Restaurant angeht, bin ich vermutlich befangener als bei jedem anderen. Seit vielen Jahren bereits bereisen wir Österreich und wann immer möglich, machen wir auch einen mehrtägigen Stop in diesem wunderbaren Hideaway am Neusiedler See, sei es im Sommer oder über den Jahreswechsel. Zu schön sind die Appartments, zu romantisch der stilvolle Innenhof, zu ehrlich und geschmackvoll die Küche von Max Stiegl. Und wenn wir keinen Urlaub in Österreich machen, muss es wenigstens ein Tagesausflug von Wien aus sein. So wie dieses Mal.
Es ist Himmelfahrt und das Gut Purbach ist ein beliebter Ausflusgort für Hauptstadt-Touristen oder -Flüchtlinge. Leider ist das Wetter nicht gut genug, um draußen zu essen, aber auch innen ist es gemütlich.
Das Menü beginnt bei gutem Brot und einem Melanzani-Curry-Aufstrich.
Aus der Karte des aktuellen Menüs und der Klassiker-Karte stellen wir uns vier Gänge zusammen.
Wir starten mit Spargelsalat, lila Blumenkohl in diversen Konsistenzen und ausgezeichnetem Beinschinken. Das ist eine zeitgemäße Version des Spargel-Schinken-Klassikers und sieht nicht nur schön aus, sondern schmeckt auch ausgezeichnet.
Ein Klassiker und quasi unverzichtbar, wenn man bei Max Stiegl isst, ist der Grammelknödel auf pikantem Tomaten-Ingwerkraut. Die Grammeln knusprig und würzig, der Knödel selbst locker – geht kaum besser.
Ich hingegen bin neugierig auf den als „Saiblingsohren“ bezeichneten Gang. Dieser kombiniert marinierten Saibling mit hauchdünn aufgeschnittenen und ebenfalls marinierten Ohren vom Mangalitzaschwein. Zusammen mit Lauch, etwas Wurzelgemüse ergibt sich so eine spannende, würzige kalte Vorspeise. Dass Max Stiegl sich seit vielen Jahren einen Namen für den Umgang mit Innereien und sonstigen eher vernachlässigten Teilen vom Tier gemacht hat, ist bekannt. Mit diesem Gericht beweist er den gekonnten Umgang erneut.
Im Hauptgang wählt mein Mann Rehbock als Ragout mit Kohlrabi, Eierschwammerl und Erdäpfelgratin, der hier mehr als Kartoffelkuchen kommt. Das Fleisch ist zart, die Sauce kräftig, die Gemüse haben Biss. Die Pfifferlinge sind die ersten der Saison und nur die kleinsten, feinsten Exemplare. Das ist sehr stimmig und lecker.
Ich bestelle Perlhuhnbrust mit Oktopus und frischen Erbsen in Curry. Das kommt ebenfalls als Ragout, ist deutlich schärfer und auch durch den Thaibasilikum mit klarem asiatischen Einschlag. Die Zutaten sind sorgfältig gegart. Vor allem die Tintenfischringe sind ausgesprochen zart. Auch diese Kombination geht sehr gut auf.
Zu den Klassikern bei Max Stiegl gehört die Purbacher Cremeschnitte, Blätterteig mit einer Art Crème Patissière, diesmal mit eingelegten Blaubeeren und Himbeereis.
Ich wähle aus dem aktuellen Menü Erdbeeren mit einer Ananassauce, einer Topfencreme und Mürbeteigboden und Basilikumeis. Auch das verspricht nicht nur köstlichen Genuss, sondern ist auch lecker.
Aus der umfangreichen Weinkarte wählen wir eine Flasche Muschelkalk vom Kloster am Spitz, eine Cuvée aus Chardonnay, Weiß- und Grauburgunder mit dezent eingesetzem Holz von Thomas Schwarz. Der ist seit einiger Zeit auch Kellermeister im hauseigenen Weingut und zeichnet für die Weine des Gut Purbach verantwortlich. Zum Rehbock gibt es aus der Magnum offen den großartigen 2009er Domkapitel von Christian Tschida. Auch das findet man nicht allzu oft.
Mit ein paar leckeren Pralinés zum Kaffee geht erneut ein genussvoller Ausflug an den Neusiedler See zuende.
Max Stiegl, der uns von Beginn an nicht nur aufmerksamer und großzügiger Gastgeber war, sondern mittlerweile auch Freund geworden ist, versteht es, die pannonische Küche ehrlich und unverkünstelt auf den Teller zu bringen. Er scheut dabei keine Ausflüge auch in fremde Gefilde, aber trotzdem ist er ganz in der Region verhaftet. Mehr als jeder andere, den ich kenne, ist er der ganzheitlichen Verwertung von Tieren verpflichtet. Seine Innereien-Menüs sind überregional berühmt, ebenso die von ihm gepflegte Tradition des Sautanzes.
Solange Max Stiegl das Gut Purbach betreibt, werden wir wieder kommen. Einmal im Jahr mindestens. Das ist das Minimum für Freunde.
Details
Restaurant: | Gut Purbach |
Adresse: | Hauptgasse 64, 7083 Purbach |
Öffnungszeiten: | Montag 18.00h - 22.00h Donnerstag - Samstag 12.00 - 15.00h / 18.00 - 22.00h Sonntag 12.00 - 18.00h Dienstag & Mittwoch Ruhetag |
Website: | www.gutpurbach.at |
Schlagworte
Gut Purbach, Innereien, Max Stiegl, Neusiedler See
Verwandte Artikel
Heunisch & Erben, Wien
17. Nov 2023Sie suchen eine unkomplizierte Weinbar für ein oder mehrere Gläser mit einer eindrucksvollen ... Weiterlesen
Pramerl & the Wolf, Wien
16. Nov 2023Von außen betrachtet könnte man dieses Lokal im Servitenviertel auch leicht für eine ... Weiterlesen
Doubek, Wien
15. Nov 2023Der Name Stefan Doubek dürfte außerhalb Österreichs nicht vielen etwas sagen. Und doch ... Weiterlesen
Essig’s, Linz
14. Nov 2023Wenn Deine Lieblings-Musikgruppe seit mehr als 40 Jahren auf ihrer Weltabschiedstournee nicht nach ... Weiterlesen
Gut Purbach, Purbach
22. Aug 2022„Max hat gesagt, ich soll Euch den Tisch voll machen“ – mit diesen ... Weiterlesen
Lilli & Jojo – Das kleine Wirtshaus, Gamlitz
21. Aug 2022Als wir das letzte Mal an diesem Ort waren, hieß das Restaurant noch ... Weiterlesen
Dein Kommentar