
Postschänke, Odenthal
Am 16. Juli 2023 in Deutschland | 1685 Aufrufe | 1 Kommentar
Sonntäglicher Ausflug ins Bergische zum Mittagessen – wir haben uns vorgenommen, das frisch erworbene Deutschlandticket zum Glühen zu bringen und die etwas abenteuerliche Busfahrt nach Odenthal ist unsere erste längere Fahrt, wenngleich auch noch in der Region.
Ziel ist die „Post“ der Brüder Christopher und Alejandro Wilbrand. Ihr Gourmetrestaurant ist seit langem mit einem Michelinstern ausgezeichnet und einer der kulinarischen Leuchttürme im Bergischen Land.
Uns zieht es heute allerdings in die „Postschänke“, das Zweitrestaurant im Haus. Wenn man weiß, welche Qualität im Gourmet- oder Hauptrestaurant die Küche verlässt, kann man ziemlich sicher sein, dass auch der bürgerliche Ableger diesen Standard hält.
In der „Postschänke“ gibt es ein Menü mit Wahlmöglichkeiten in drei oder vier Gängen (45€/52€), die auch à la Carte bestellt werden können, dazu noch vier Hauptgerichte und drei Desserts. Für uns soll es das Viergang-Menü sein.
Das Wetter ist gut genug, dass man auf der Terrasse Platz nehmen kann. Das Haus liegt zwar an einer recht belebten Hauptstraße, aber durch Glaswände ist der Bereich gut abgeschirmt.
Den Auftakt macht eine ordentliche Brotauswahl mit einer hervorragenden Tomaten-Focaccia und der unkaputtbare Klassiker der meisten Gasthäuser, Kräuterquark. Auch der ist ganz anständig, aber, ehrlich gesagt, hätte ich mir in diesem Haus dann doch ein wenig was Originelleres vorgestellt.

Mein Mann startet mit überbackenem Ziegenkäse mit einer schönen Kräuterkruste. Der Käse ist markant, aber nicht aufdringlich. Die Tomaten im Melonen-Tomaten-Salat sind aromatisch und abwechslungsreich und machen dies zu einem gelungenen Sommergericht.

Für mich gibt es die eingelegte bergische Forelle nach Art eines Bratherings. Mit den ebenfalls eingelegten Zwiebeln ist das schon sehr rustikal und das säuerliche Marinieren nimmt dem Fisch doch viel von seiner Feinheit. Das Schnittlauchbrot mit Radieschen und der gute Salat ergänzen das passend. Und wenn man sich einmal eingelassen hat auf diese doch recht deftige Version, ist das insgesamt stimmig.

Die folgende Pfifferlingsrahmsuppe ist, was sie ist. Nicht mehr und nicht weniger. Sie weist einen deutlichen Geschmack auf mit guter Pilzeinlage und Croûtons. Das ist sehr anständig gemacht, aber erfindet das Rad auch nicht neu – muss es aber in diesem Rahmen auch nicht.

Im Hauptgang gibt es auf der Seite meines Mannes lange bei niedriger Temperatur gegarten Schweinbauch. Das stattliche Stück Fleisch ist von fester Konsistenz, aber dennoch zart und kräftig lackiert. Chinakohl und Sauce sind ebenfalls gut gewürzt. Erdnüsse geben zusätzlichen Crunch und fügen sich auch geschmacklich gut ein. Das ist für sich bereits sehr gut, aber ganz besonders gefällt mir der separat servierte Glasnudelsalat. Der ist im Kontrast sehr kalt, aber außerordentlich gut gewürzt und einer der besten Glasnudelsalate, an die ich mich erinnern kann.
Ich wähle als Hauptgericht den Seelachs, der ebenfalls üppig portioniert ist. Er ist gut gebraten und blättert fein auf. Gebettet ist er auf ausgezeichnetem, knackigem Blattspinat und Champagnersauce, der man das edle Getränk zwar nicht unbedingt anmerkt, aber die trotzdem mit ihrem ausgewogenen Säuretouch gut passt. Die Gnocchi sind mit einer dickflüssigen, stückigen Paprikasauce nappiert, die dem Gang einen Touch mediterranes Flair gibt. Auch an diesem Gang ist nichts auszusetzen, aber im direkten Vergleich hat der Schweinebauch dann doch die Nase vorn.

Das abschließende Dessert setzt Aprikosen zart pochiert und als Sorbet in den Mittelpunkt, flankiert von Toffeeparfait und einem dünnen Erdnusschip. Das ist sehr stimmig und lecker. Gefällt mir ausgesprochen gut.

Auch an einem Sonntag Mittag ist die „Post“ gut besucht, nicht nur im Gourmetrestaurant, sondern auch in der „Postschänke“, wo sich im Laufe des Mittags die Terrasse gut füllt. Und das hat seinen guten Grund. Das Essen ist handwerklich sorgfältig gemacht und so wie man sich eine moderne, aber dennoch gut bürgerliche Küche vorstellt. Das Preisniveau passt auch. Die Hauptgerichte liegen durchweg bei Mitte 20 Euro. Lediglich das Rumpsteak reißt die 30 Euro-Marke.
Der Service macht ebenfalls einen guten Job, ist aufmerksam und reagiert sogar auf Gäste souverän, die, so wie ich, nicht in der Lage sind, die Karte ordentlich zu lesen und deshalb völlig unangebracht an einer Stelle rummoppern, wo es nichts zu moppern gab.
Und weil der Service nicht nachtragend ist, dürfen wir auch gerne wiederkommen.
Details
Restaurant: | Postschänke |
Adresse: | Altenberger-Dom-Straße 23, 51519 Odenthal |
Öffnungszeiten: | Mittwoch bis Samstag: 12.00 –14.00 Uhr und 18.00 –22.00 Uhr Sonntag: 12.00 – 14.00 Uhr Montag & Dienstag: Ruhetag |
Website: | www.hotel-restaurant-zur-post.de/postschaenke/ |
Schlagworte
Alejandro Wilbrand, bürgerliche Küche, Christopher Wilbrand, Odenthal, Postschänke, Zur Post
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