La Société, Köln
Am 7. Januar 2024 in Deutschland | 1329 Aufrufe
Unser letzter Besuch im „La Société“ liegt tatsächlich schon wieder über ein Jahr zurück und angesichts einer sich anbahnenden Zwangs-Gastropause ist mir danach, wenigstens noch einmal schön auszugehen. An einem Sonntagabend ist da das charmante Restaurant ohnehin eine der wenigen Möglichkeiten in Köln, besternt zu essen. Also gleich mehrere Gründe, der Küche von Leon Hofmockel einen erneuten Besuch abzustatten.
Heute entscheiden wir uns für das komplette Menü (209€), das mit zwei gekonnten Apéros beginnt. Sowohl die Croustade mit Pilzfüllung als auch die Topinamburcreme mit Kernen, Chips und fein-säuerlicher Vinaigette sind aromatisch und präzise ausgearbeitet.
Einen richtigen Vorgeschmack auf Hofmockels Küchenstil gibt dann das Amuse Bouche mit einem cremigen Tatar vom Räucheraal, feinst gewürfeltem geschmorten Zwiebelrelish, Kohlrabi, Apfelsorbet und Haselnuss. Die Meerettichcreme fügt sich hier harmonisch ein und umspielt die kleine, aber durchaus aufwändige Kombination gekonnt.
Gelbschwanzmakrele ist ja allgegenwärtig auf vielen Speisekarten, so dass es immer darauf ankommt, sie in einen Kontext zu setzen, der dann doch noch mal Neues und Überraschendes bietet. Hier ist die Makrele in Sojaessig mariniert und mit Irish Mór-Austern belegt. Der sehr würzige Rosenkohlsalat liefert hier den entscheidenden Kick, abgerundet von der Jalapeno-Emulsion mit sehr dezenter Schärfe.
Man merkt in jedem Detail, wie wohlüberlegt hier ein ausgewogenes Geschmacksbild kreiert wird. Sehr gelungen.
Weiter geht es mit der sanft bei 80°C gegarten Lachsforelle aus Wipperfürth. Das Fleisch ist butterzart, mit Forellenkaviar und Kataififäden für den Crunch belegt. Die Vinaigrette von Apfel und Sellerie zeigt eine feine säuerliche Note, während die Beurre Blanc von den Karkassen eine markante, aber dennoch nicht dominante Säure aufweist.
Separat gibt es ein Tatar von der Lachsforelle auf einem Graubrotchip, das ausgezeichnet als kühles, ergänzendes Element dient und die hervorragende Qualität unterstreicht.
Der gesamte Gang ist hoch elegant und wunderbar austariert. Das Jahr mag noch sehr jung sein, aber hier haben wir bereits einen Anwärter auf einen der TOP 10-Gänge.
Die folgenden Calamaretti sind konfiert und unfassbar zart. Gebettet sind sie auf geräuchertem Kartoffelschaum und Kartoffelscheiben. Schnittlauch, Kaviar und einige Bittersalatzweige machen dies zu einem sehr süffigen, leicht fülligen und aromatischen Gang.
Mit der im Salzteig gegarten Rote Bete wird es vegetarisch. Die Bete findet sich als grobes Tatar und Carpaccio, wobei letzteres mit Nussbutter aromatisiert wird. Dazu gibt es einen Schaum von Buchenpilzen und Shiitake, einem kleinen Wildkräutersalat mit Röstzwiebeln. Die Bete präsentiert sich ohne jeglichen erdig muffigen Ton, während die Pilze hier fast präsenter sind. Dazu gibt es eine Rote Bete-Essenz, die dann eher die erdige Note liefert und gut Substanz hat. Ein vorzüglicher vegetarischer Gang.
Unkonventionell setzt Leon Hofmockel die folgende Gänseleber in Szene. Liefert die Vinaigrette von Apfel und Zitronenmelisse eine feine, säuerliche Note, bringt das mittig platzierte Passionsfruchtgranité einen tollen fruchtig, kühlen Touch. Einen besonderen Clou bringt das Knuspermüsli, das nicht nur für Crunch sorgt, sondern auch mit seinem nussigen Ton eine gute Ergänzung darstellt. Da hätte es das ansonsten gute Brioche gar nicht gebraucht. Als Übergang zum Hauptgang funktioniert das ausgezeichnet.
Als Einstimmung vor dem eigentlichen Gang gibt es eine Bouillon von der Ente, die aus den Karkassen gezogen wurde und mit Keulenfleisch, Frühlingslauch, Chili und Szechuanpfefferöl einen tollen, intensiven Geschmack aufweist. Das ist konzentriert und mit gut austarierter Schärfe.
Die Brust von der Challans-Ente wurde an der Karkasse gebraten, weist aber dennoch eine gewisse Anmutung von Sous-Vide-Garung auf, wenngleich nicht unangenehm, denn der Gargrad ist gut getroffen. Als Mitspieler dienen hier Spitzkohlröllchen mit Shisoblatt und Flowersprouts mit würzig, erdigem Touch. Ganz fabelhaft gerät auch die Entensauce, die sehr konzentriert, leicht klebrig und ungemein geschmacksintensiv ist. Dass von diesem Elixier nichts zurück in die Küche geht, versteht sich fast von selbst. Die Ingwer-Hollandaise bleibt dagegen für meinen Geschmack eher unauffällig und ohne besonderen Mehrwert.
Als Übergang zum Dessert folgt ein Kerbel-Estragonsorbet mit einem Schaum, in dem ich Ingwer meine herauszuschmecken. Das ist herb, gleichzeitig aber auch etwas süß und erfüllt damit seinen Zweck an dieser Stelle sehr gut.
Im eigentlichen Dessert spielt Birne die Hauptrolle als Eis und als ganacheartige Creme mit Vanille. Baisers, kandierter Ingwer und Macadamia runden das harmonische Gesamtbild ab, das außerdem mit unterschiedlichen Texturen zu überzeugen weiß. Gefällt mir ausgezeichnet.
Eine Bratapfeltartelette mit Vanilleeis und Rumrosinen sowie ein Eiskonfekt nach Art eines Snickers als Petits Fours halten das hohe Niveau des Menüs und passen auch perfekt in die winterliche Jahreszeit.
Das war ein sehr angenehmer Abend mit einem Menü, das keinerlei Schwächen zeigte. Leon Hofmockels Küche ist aromatisch, sehr harmonisch und gleichzeitig sehr detailreich. Seine Gerichte sind klug durchdacht und kreativ, das Handwerk makellos. Ich mag mich wiederholen zu meiner letzten Besprechung, aber in der Einsterne-Liga spielt das schon sehr weit vorne mit.
Der Service steht da in seiner Herzlichkeit nicht nach, ist jederzeit aufmerksam und ist darauf bedacht, dass der Gast sich wohlfühlt. Was also will man mehr, vor allem an einem winterlichen Sonntagabend?
Details
Restaurant: | La Société |
Adresse: | Kyffhäuserstraße 53, 50674 Köln |
Öffnungszeiten: | Dienstag - Montag: 18.30 - 24.00 Uhr Mittwoch & Donnerstag: Ruhetag |
Website: | www.restaurant-lasociete.de/ |
Schlagworte
Fine Dining, Köln, kreativ, La Société, Leon Hofmockel, Michelin
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