Ludwig’s, Bonn

Ruhig war es geworden um Erik Schmitz. Nach dem plötzlichen Aus des „rays“, das ambitioniert gestartet war und von vielen als potentieller Kandidat für einen Michelinstern gehandelt wurde, war lange unklar, wo es Schmitz hinziehen würde. Immerhin verfügt er über eine beeindruckende Vita mit Stationen im Berliner „Facil“, bei „Tim Raue“ und als Küchenchef im Kölner „Ox & Klee“. Nun also Bonn im „Kameha Grand Hotel“, das auch das besternte „Yunico“ mit japanisch gefärbter Fine Dining-Küche beheimatet.

Im „Ludwig’s“ ist Erik Schmitz verantwortlich für das Abendprogramm, in dem er ein Menü und einige À la Carte-Gerichte anbietet, die ebenfalls einen asiatischen Einschlag zeigen. Laut Homepage gibt es dort aber auch ein Angebot von diversen Sushi, Sashimi, Ramen und anderen Snacks, die aber scheinbar aus einer anderen Küche, zumindest aber von einem anderen Koch kommen. So ganz klar ist das nicht. Und als wir abends am Tisch sitzen, gibt es auch nur die Karte mit den Gerichten von Erik Schmitz.

Aber das ist nur eine von mehreren Irritationen, die wir erleben. Denn schon die Begrüßung in dem großen und auch an einem Freitag Abend nur spärlich besetzten Restaurant fällt etwas karg aus. Trotz Reservierung stehen wir erst mal etwas verloren herum, bevor man sich unser annimmt. Von der Aperitif-Karte, so informiert man uns, sind die Cocktails nicht verfügbar. Auch ein gezapftes Bier müsse man erst mal erfragen, was in einem derartigen Hotel schon etwas merkwürdig anmutet. Letztlich kommt es dann doch. Der gewählte Sekt von Raumland ist nicht verfügbar. Dafür serviert man mit deutlich zeitlichem Verzug einen Cava, den man allerdings von sich aus aufs Haus nimmt.

Wir entscheiden uns für das Fünfgang-Menü (99€), allerdings mit der Frage, einen Gang austauschen zu können. Ob das letztlich möglich ist, erfahren wir erst auf Nachfrage und als der erste Gruß serviert wird. Dieser wird, wie die meisten Gänge, ohne Ansage serviert. So greifen wir im Laufe des Abends häufig auf unser Smartphone zurück, um auf der Homepage das Menü nachzulesen. So wissen wir wenigstens, was wir da auf dem Teller haben. Es sind diese Kleinigkeiten, die uns irritieren und die zu einem Haus dieser Klasse schlichtweg nicht passen.

Aber zurück zum Essen. Als Amuse Bouche erreicht uns eine Krokette von gelber Bete und Feta auf Chicoree mit Chili-Mayo, die schön pikant abgeschmeckt ist.

Amuse Bouche
Amuse Bouche

Auch das herzhafte Sauerteigbrot und die zweierlei gewürzte Butter wissen zu gefallen.

Brot & Butter
Brot & Butter

Das Menü startet mit gut gebratenen Jakobsmuscheln, die innen noch leicht glasig sind. Dazu gibt es Schwarzwurzeln, Shiitake und eine sehr weiche, aromatische Kastaniensauce. Die Wasabicreme ist zu sehen, aber nicht wirklich herauszuschmecken. Die Rettichspaghetti sind hübsch für die Deko und den Crunch, lassen sich jedoch etwas schwer essen. In Summe ist das kein lauter Gang, aber einer, der fein und harmonisch abgeschmeckt ist. Wünschenswert wäre indes ein zusätzlicher Löffel gewesen, was das Essen aus Schalen deutlich erleichtert hätte.

Jakobsmuschel | Kastanie | Wasabi | Shiitake
Jakobsmuschel | Kastanie | Wasabi | Shiitake

Der folgende Kabeljau ist gut gegart, hätte allerdings auch nicht länger gebraten werden dürfen. Dafür ist die Haut leider nicht durchgehend knusprig. Der Fisch ist platziert auf Spinat und einer würzigen Sauce auf Dashi-Basis. Als passende Mitspieler finden sich in einer dekorativen Straße drapiert Edamame, Creme von Black Beans und Kroketten aus weißen Bohnen, Reis und Knoblauch. Aromatisch zieht dieser Gang schon deutlich an.

Kabeljau | Andaliman-Pfeffer | Dashi | Black Bean
Kabeljau | Andaliman-Pfeffer | Dashi | Black Bean

Im nächsten Gang hat mein Mann den Rochen gegen ein Lachsgericht aus der À la Carte-Auswahl getauscht. Mengenmäßig wurde da offenbar auch nichts auf Menüportion reduziert, was ihn in den Genuss gleich zweier Stücke kommen lässt. Der Fisch wurde mariniert, abgeflämmt und kräftig abgeschmeckt in einer Soja-basierten Sauce. Dazu gibt es Reis im Algenblatt mit würzigem Gemüse und Kürbisscheiben. Im Vergleich zum Kabeljau erneut eine aromatische Steigerung.

Lachs | Mandarinen-Pad-Thai | Hokkaido | Nuoc Mam
Lachs | Mandarinen-Pad-Thai | Hokkaido | Nuoc Mam

Für mich geht es regulär mit dem Rochen weiter, den Schmitz sehr schätzt und den wir auch aus dem „rays“ von ihm kennen. Auch dort kam er seinerzeit mit einer Saté-Sauce mit feiner Schärfe. Die roten, marinierten Zwiebelringe gehören scheinbar ebenfalls zu seinen bevorzugten Beilagen. Ansonsten begleitet dieser Gang Gurke und eine Creme von Thaibasilikum. Der Rochen, der für meinen Geschmack viel zu selten auf Karten zu finden ist, ist exzellent gebraten und in Kombination mit der feinen Schärfe der Saté-Sauce macht dies ein sehr gutes Gericht.

Rochen | Saté | Gurke | Thaibasilikum
Rochen | Saté | Gurke | Thaibasilikum

Der Hirschrücken im Fleischgang könnte für zarte Gemüter arg rosa und nahezu englisch gebraten sein, ist für meinen Geschmack aber noch gut akzeptabel. Er findet sich in einer kräftigen Currysauce, die mit ihrer Schärfe mächtig Wumms mitbringt. Da haben es die Beilagen aus kleinen Bao Buns, Radicchiocreme und Buchenpilzen schwer, gegenzuhalten. Außerdem sind sie leider nur lauwarm. Für uns als Gerne-Scharfesser ist das aber in Summe gut.

Hirschrücken | Rotes Curry | Radicchio | Bao
Hirschrücken | Rotes Curry | Radicchio | Bao

Den Abschluss des Menüs markiert eine gebackene, goldene Praline aus Valrhona Dulcey-Schokolade. Die alleine ist bereits klasse, aber sie bekommt weitere stimmige Mitspieler in Form eines hervorragenden Aprikosensorbets und diversen Cremes, unter anderem von Azukibohnen und einem Schnee von Cashews. Das ist abwechslungsreich, füllig, gehaltvoll und trotzdem gleichzeitig frisch – sehr schön.

Valrhona Dulcey | Goji-Beere | Azuki Bohne | Cashewkern
Valrhona Dulcey | Goji-Beere | Azuki Bohne | Cashewkern

Erik Schmitz setzt auch im „Ludwig’s“ auf aromenstarke Kombinationen und scheut sich nicht vor prägnanter Schärfe. Seine Küche ist hier deutlich stärker asiatisch geprägt und damit keine bloße Kopie dessen, was er im „rays“ gekocht hatte. Dennoch lassen sich einige Stilelemente, wie zum Beispiel seine durchgehend recht cremigen, hochviskosen Saucen wiedererkennen. Großen Aufwand verwendet er in seinen Gerichten vor allem auch auf die detailreichen Beilagen

Dieser anspruchsvollen Küche wäre ein adäquater Service zu wünschen. Vielleicht haben wir einfach einen schwachen Tag erwischt, an dem Stammkräfte fehlten, aber da zum Gesamterlebnis eben auch ein professioneller Service gehört, war dies bei unserem Besuch der eindeutige Schwachpunkt.

Nils Paulussen, Sommelier aus dem besternten „Konrad’s“ hatte an diesem Abend ausgeholfen und war diesbezüglich ein Lichtblick. Da er sich am Ende nach unserem Eindruck erkundigte, haben wir ihm ehrliches Feedback gegeben, das er sehr offen annahm.

Über das Lichtkonzept in dem sehr hellen, großen Restaurantraum mag man streiten. Das geht sicher auch etwas gemütlicher, hat mich unterm Strich aber nicht so sehr gestört. Dringend arbeiten würde ich allerdings an der Musikuntermalung. Die war von einer so belanglosen Chartbeliebigkeit, dass es fast schmerzte.

Auch hier hat die Küche von Erik Schmitz Besseres verdient.

Details

Restaurant: Ludwig's
Adresse: Am Bonner Bogen 1, 53227 Bonn
Öffnungszeiten: Dienstag - Samstag: 18:00 – 24:00 Uhr
Sonntag & Montag: Ruhetag
Website: www.ludwigs-bonn.de/

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Kommentare

  1. Gero Kettler am 30. März, 2024 um 16:56 Uhr.

    Dass du überhaupt mal den Service erwähnst (erwähnen musst), zeigt schon, dass der Genuss wirklich etwas beeinträchtigt wurde. Schade, denn das Menü klingt sehr gut. Rochenflügel ist eines meiner Lieblingsfischgerichte.

  2. Carsten am 31. März, 2024 um 11:11 Uhr.

    Ich hätte persönlich den Fleischgang weg gelassen und beide Fischgänge bestellt, aber bezogen auf die Speisen liest es sich ja verlockend. Und Service kann viel verderben, siehe hier, oder ganz viel retten, siehe Heppingen.

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