Acht, Köln
Am 13. März 2016 in Deutschland | 2787 Aufrufe
In Köln tummeln sich viele Restaurants, die eine Küche bieten, die eine anspruchsvolle Klientel bedienen, die sich aber keinem steifen Zeremoniell unterwerfen wollen. Bistronomy ist das neue Schlagwort dieser Entwicklung, die man auch gerne als „casual fine dining“ wiederfindet.
Das Niveau dieser Restaurants kratzt oftmals am Stern und die Diskussion um das maiBeck und den dort sehr früh verliehenen Stern macht deutlich, dass dies mitunter eine strittige Entscheidung sein kann.
Das „Acht“ spielt in einer sehr ähnlichen Liga,sowohl preislich, vom Speisen- und Getränkeangebot und auch das Ambiente mit seinem urban Chic, rohverputzten Wänden, originell als Weinregal eingesetzten Paletten schafft ähnlich wie im maiBeck eine schnell zugängliche, lockere Atmosphäre.
Was aus der offenen Küche von Enrico Sablotny kommt, kann sich allemal sehen lassen.Das zeigt schon das kleine, aber sehr elegante Amuse Bouche, eine Blumenkohlcremesuppe mit gebackener Forelle.
Das Menü (3G/39 Euro, 4G/49 Euro) beginnt mit einer feinen marinierten Lachforelle, der Avocado geschmackliche Fülle und schwarzer Rettich einen angenehm scharfen Kontrast und etwas Textur geben. Etwas unmotiviert und überportioniert der schwarze Friseesalat, aber das bleibt verschmerzbar.
Auch vegetarisch funktioniert hier gut, wie beim Chicoree leicht zu überprüfen. Der kommt sous-vide gegart, was ich nicht unbedingt erkannt hätte, und mit Birne, Roquefort und einer Nusskruste, einer also recht klassischen Kombination, bei der man nicht viel falsch machen kann.
Ähnlich unaufgeregt und konventionell, aber fachlich gut ausgeführt das Tatar vom US-Beef, das durch Grünkern eine texturell und geschmacklich sinnvolle Ergänzung bekommt. Insgesamt ein sehr süffiger Gang.
Das Presa vom Iberico-Schwein mit Bohnen-Cassoulet sowie den Skrei mit Zitronengras und scharfem Reis habe ich nur probiert. Beides war tadellos zubereitet, von makelloser Qualität und hätte mir auch gefallen. Ich allerdings habe mich für die gegrille Eifeler Lammhüfte entschieden. Die ist mit fein geschnitten Bohnenstreifen, Polenta, Ziegenquarkschaum und Aprikosen erneut relativ klassisch begleitet. Aber die Zubereitung ist modern und in den Proportionen sehr schön austariert.
Auch das Dessert ist unkompliziert, maßvoll kreativ, aber in jedem Fall lecker. Auf einem überdimensionierten Macaron findet sich Lemon-Curd und Teigwürfel, dazu gibt es ein gutes, wenn auch nicht zu cremiges Tonkabohneneis. Das ist überwiegend süß, mit einem Hauch Frische und gefällt mir sehr gut.
Die Weinkarte bietet eine auch im unteren und mittleren Preisniveau, das hier von den Gästen scheinbar am häufigsten nachgefragt wird, ausreichende und gute Auswahl aus überwiegend Deutschland, Österreich und Frankreich.
Der Service ist freundlich und aufmerksam. Ein kleines Malheur bei der Speisenfolge wird schnell ausgebügelt und am Schluss, als man schon gar nicht mehr dran denkt, mit einem Digestif für den gesamten Tisch großzügig gehandhabt. Vorbildlich!
Der Gesamteindruck vom Ambiente über den Service bis zum Essen ist mehr als positiv. Im direkten Vergleich zum besternten maiBeck sind es vielleicht Nuancen bei der Speisenkombination, die die Kollegen in der Altstadt noch vorne sehen. Aber mutmaßlich legt es das „Acht“ auch gar nicht unbedingt auf einen Stern an. Muss es auch nicht. Denn so wie es ist, ist es gut.
Details
Restaurant: | Acht |
Adresse: | Spichernstraße 10, 50672 Köln |
Öffnungszeiten: | Mo - Sa ab 18:00 Uhr So und Feiertag geschlossen |
Website: | www.restaurant-acht.de |
Schlagworte
Acht, Köln, neue deutsche Küche
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