Fabian, Köln
Am 28. März 2024 in Deutschland | 970 Aufrufe
Wenn der Gastwirt Deines Vertrauens eine Empfehlung ausspricht, dann weckt das natürlich mein Interesse, zumal es ein Restaurant betrifft, das tatsächlich bisher völlig unter meinem Radar geflogen ist. Nun ist besagter Gastwirt nicht nur Wirt, sondern auch Koch und ein überzeugter Vertreter schnörkelloser Zubereitungen, die aber durchaus einen gewissen Pfiff haben dürfen.
Vielleicht erklärt das am besten, warum ihn die Küche im „Fabian“, im Kölner Stadtteil Ehrenfeld so beeindruckt hat. Marvin Bruditz, der das Ecklokal gemeinsam mit Laura Niehues seit vergangenem Sommer betreibt, hat sich, vermutlich auch aufgrund der Tatsache, dass beide den Sprung in die Selbständigkeit mit geringstmöglichem Personalaufwand stemmen, für bewusste Reduzierung entschieden. Ganze 12 Positionen umfasst die Karte, wobei die meisten Gerichte sich auf Hauptzutat, Beilage und Sauce konzentrieren. Ein Trend, dem man immer häufiger begegnen wird, da er das Konzept von Nachhaltigkeit, Vermeidung von Verschwendung, effizienter Waren- und Arbeitsplanung sinnvoll unterstützt.
Bruditz verfügt über reichlich Erfahrung auch aus besternten Restaurants, aber unter anderem auch aus dem Brauhaus Johann Schäfer, wo zwar rustikaler, aber eben auch kreativ mit vornehmlich regionalen Zutaten gearbeitet wird, eine Stilistik, die sich auch im „Fabian“ wiedererkennen lässt.
Das Restaurant selbst will definitiv keine stylishe Hipsterbude sein. Es ist relativ dunkel und schummrig, die Einrichtung wirkt etwas zusammengewürfelt, strahlt aber durchaus eine behagliche Gemütlichkeit aus. Dazu trägt natürlich auch Laura Niehues mit, die allen Gästen mit unaufgesetzter Herzlichkeit begegnet und den Service auch alleine mit Übersicht und Ruhe bewältigt.
Die Gerichte im „Fabian“ werden zwar als Tapas-Portionen beschrieben, was aber nicht wirklich zutrifft. Es sind eher Zweidrittel-Portionen, die man sich natürlich auch für sich alleine bestellen kann, die aber vor allem auch zum Teilen gedacht sind. Mit zwei bis drei Gerichten pro Person ist man hierbei gut bedient.
Zum Auftakt gibt es als Gruß eine Krokette vom Zander mit Endiviensalat und Mayonnaise. Die Füllung ist dabei sehr cremig, so dass der Fisch nicht unbedingt explizit erkennbar ist, aber zusammen mit dem Salat ist das ein schmackhafter, frittierter Happen. Zudem gehe ich davon aus, dass die Masse aus den Abschnitten des Zanders erstellt wurde, der auch bei den Hauptgerichten erhältlich ist, was dann wiederum eine sehr lobenswerte vollständige Verwertung des Tieres bedeutet.
Brot wird hier separat bestellt und berechnet. Dafür gibt es zweierlei sehr gute Sorten aus der beliebten „Mehlwerkstatt“ in Ehrenfeld sowie zwei Aufstriche. Die würzige, etwas salzige Soja-Nussbutter gefällt mir dabei besser als die etwas zurückhaltendere Version mit Steinpilzen.
Die ersten beiden Gerichte bestellen wir so, dass sie zeitgleich serviert werden. Das Käsesandwich kommt gefüllt und ummantelt mit aromatischem, herzhaftem Käse auf gutem, geröstetem Weißbrot. Das ist natürlich recht üppig und sättigend, aber ungemein lecker. Dazu gibt es marinierten Rote Bete-Salat in Spiralen und Senfsaat. Eine schöne Kombination.
Geschmacklich zurückgenommener ist da natürlich die Lachsforelle als Sashimi, die mit guter Qualität zu überzeugen weiß. Dazu reicht Marvin Bruditz einen Fenchelsalat, der für meinen Geschmack etwas markanter hätte ausfallen können sowie etwas überproportionierte Dill-Sahne. Ein paar Brösel sorgen für etwas Crunch und in Summe ist das alles in Ordnung, aber irgendwie bleibt mir der Teller eine Spur zu unauffällig.
Als Zwischengang schieben wir eine Portion des gerösteten Spitzkohls ein. Der wurde offenbar zunächst blanchiert und dann geröstet, was ihm generell gut bekommt. Die Miso-Mayonnaise sowie die großzügig bemessenen, ebenfalls gerösteten Haselnüsse unterstreichen den Umami-Charakter dieses Gerichts, das mit wenig Zutaten auskommt, aber dafür viel Geschmack liefert. Einfach, aber sehr clever kombiniert.
Als erstes Hauptgericht wählen wir Zander, der auf der Haut perfekt und auf den Punkt gebraten wurde. Etwas Blutwurstcreme liefert eine herzhaft-süßliche Note, Kräuterseitlinge sind eh eine dankbare Beilage, aber der eigentliche Star neben dem Fisch ist die sehr gute, leicht schaumige Fisch-Velouté. Sie zeigt eine feine, ausgeglichene Säure und fügt sich sehr harmonisch ein. Das ist so herzhaft, wie gleichzeitig elegant.
Das Secreto vom Eifeler Glücksschwein weist schöne Röstaromen auf, ist insgesamt aber relativ durchgebraten, was bei diesem Stück kaum zu vermeiden ist und dem Geschmack des Fleisches keinen Abbruch tut. Außerdem gibt es dazu eine sehr intensive Gewürzjus, die fehlende Saftigkeit wieder etwas ausgleicht und gleichzeitig ausgezeichnetes Saucenhandwerk beweist. Als Beilage dient Zwiebelmarmelade, die noch einen schönen Biss zeigt, der zudem von gepuffter Quinoa unterstrichen wird.
Tatsächlich sind wir an dieser Stelle bereits mehr als gut gesättigt. Aber die Chronistenpflicht gebietet es, dass wir zumindest noch ein Dessert probieren. Und mit der Ziegenkäsemousse mit Apfelkompott und knusprigem Granola treffen wir auch die genau richtige Entscheidung. Die Mousse ist, was bei Ziegenkäse ja nicht selbstverständlich ist, nicht zu dominant und eher zurückhaltend. Dafür gerät das Kompott recht süß. Aber für den Überraschungseffekt sorgt das gar nicht auf der Karte aufgeführte Sorbet vom Staudensellerie. Das gerät ganz vorzüglich und bietet mit seiner leicht säuerlichen und herben Note einen gekonnten Gegenpol zur Süße des Apfels. Ein sehr gelungener Abschluss.
Das Restaurant ist auch an einem Donnerstag sehr gut besucht, was dafür spricht, dass dieses Konzept im Stadtteil ankommt. Auch uns hat der Abend gefallen. Die kluge Beschränkung sowohl in Anzahl als auch Komposition der Gerichte lässt nichts vermissen. Dazu tragen auch sorgfältiges Handwerk und durchdachte Kombinationen bei. Hier und da, wie zum Beispiel beim Sashimi von der Lachsforelle ist für mein Empfinden zwar noch etwas Luft nach oben, aber das ist Geschmackssache und trübt den Gesamteindruck nicht. Marvin Bruditz‘ Küchenstil ist nicht überkandidelt und will es auch gar nicht sein, weil es nicht hierher passen würde.
Ausbaufähig ist vielleicht noch die überschaubare Weinkarte, die vor allem einfachere Qualitäten listet. Dafür reißt kaum eine Flasche die 40 Euro-Marke, was dann auch wieder zum Konzept passt. Und das ist, so wie es ist, einfach stimmig.
Details
Restaurant: | Fabian |
Adresse: | Venloer Straße 531, 50825 Köln |
Öffnungszeiten: | Dienstag - Samstag: ab 17.30 Uhr Sonntag + Montag: Ruhetag |
Website: | www.restaurant-fabian.de |
Schlagworte
Fabian, Köln, kreativ, Laura Niehues, Marvin Bruditz, regional, Sharing
Verwandte Artikel
otto, Köln
30. Mrz 2024Otto – sehr viel deutscher kann ein Name kaum sein, der Name für ... Weiterlesen
Victor’s Fine Dining by Christian Bau, Perl-Nennig
22. Mrz 2024Zu den festen Punkten auf unserer jährlichen kulinarischen Agenda gehört ein Besuch bei ... Weiterlesen
Steinheuers Restaurant, Bad Neuenahr-Ahrweiler
8. Mrz 2024Lang ist’s her, dass wir zuletzt hier waren. Sehr lang sogar. Nach meiner ... Weiterlesen
Ludwig’s, Bonn
12. Jan 2024Ruhig war es geworden um Erik Schmitz. Nach dem plötzlichen Aus des „rays“, ... Weiterlesen
La Société, Köln
7. Jan 2024Unser letzter Besuch im „La Société“ liegt tatsächlich schon wieder über ein Jahr ... Weiterlesen
Gasthaus Waltz, München
19. Nov 2023Wer kennt es nicht? Nach mehreren Abenden mit umfangreichen Menüfolgen und zweifellos beeindruckenden, ... Weiterlesen
Dein Kommentar