L’Épicerie du Cirque, Antwerpen

Antwerpen ist nicht nur architektonisch ein mehr als lohnendes Reiseziel. Auch kulinarisch hat die Stadt eine große Auswahl guter bis sehr guter Restaurants zu bieten. Im Umkreis bis 20 km kann man aus 15 Ein- und Zweisternern wählen. Und mit „The Jane“, dem jüngsten Projekt von Sergio Herman verfügt man ohnehin über einen DER Hotspots in Benelux überhaupt.

„The Jane“ hätten wir natürlich auch gerne gemacht, aber abgesehen davon, dass eine Reservierung ähnlich einfach ist, wie sich bei der Queen mal eben zum Tee einzuladen, war das Restaurant wegen Urlaubs eh geschlossen. Auf ein anderes Mal also.

Für dieses Mal fällt die Wahl also auf „L’Epicerie du Cirque“, ein relativ kleines, von außen fast schon unscheinbares Restaurant an der Volkstraat, am Rand der Altstadt gelegen, mit einem Michelin-Stern und 14 Punkten im Gault Millau ausgezeichnet . Innen aufgeräumtes, nordisch schlichtes Mobiliar und eine trubelige, ausgelassene Stimmung. Das Publikum gemischt von jung alternativ bis zu erkennbaren Geschäftsleuten, die hier ihr Business-Dinner abhalten.

Außenansicht
Außenansicht

Anspruchsvolle Küche ohne Krawattenzwang zu moderaten bis nahezu günstigen Preisen scheint vor allem im angrenzenden Ausland das Erfolgsrezept schlechthin zu sein. Auch mitten in der Woche sind die Läden voll und die Gäste haben Spaß. So auch hier.

Das „L’Epicerie du Cirque“ bietet ein à la Carte-Angebot und zwei Menüs (4 Gänge 49€, 6 Gänge 69€), Weine beginnen bei knapp unter 30€ und bieten keine große, aber interessant zusammengestellte Auswahl von Weinen überwiegend bis 50€, bei Rotweinen leicht darüber. Einen Kleinkredit muss man hier also nicht aufnehmen.

Zum Apéritif werden gleichzeitig 3 Snacks gereicht, die allesamt durch angenehme Frische und leicht jodige Noten gefallen.

Die Vorspeise ist dann vegetarisch und klingt unspektakulärer als sie tatsächlich ist. Die Kombination aus Brokkoli in unterschiedlichen Texturen mit Mimolette gewinnt durch Nussbutter an Tiefe. Frisee steuert leichte Bitternoten bei. Ein sehr schöner Einstieg.

Broccoli / Nussbutter / Sauerklee / Mimolette
Broccoli / Nussbutter / Sauerklee / Mimolette

Rotbarsch, Lauch und Mandel bekommen durch geräucherten Aal einen angenehmen Kick und sorgen dafür, dass das Gericht nicht zu eindimensional bleibt.

Rotbarsch / Lauch / Mandel / Geräucherter Aal
Rotbarsch / Lauch / Mandel / Geräucherter Aal

Das ist zwar beim nächsten Gang der Fall, aber dafür auf sehr angenehme, nämlich schlotzige Weise. Tintenfisch, Spiegelei und Trüffel vermengen sich zu einer rundum harmonischen Einheit, in der ich auch gar keinen Widerhaken hätte haben wollen. Ein wahres Wohlfühlgericht!

Tintenfisch / Spiegelei / Sommertrüffel 
Tintenfisch / Spiegelei / Sommertrüffel 

Der Hauptgang beeindruckt mit einem prächtigen Stück vom Lomo, das eine beeindruckende, aber köstliche, Fettschicht aufweist und von Lavas, einer Art anatolischem, ballonartigem Brot in Gnocchiform und Brunnenkresse originell begleitet ist. Obwohl das Fleisch perfekt gegart und saftig war, hätte ich mir hier ein Jus oder eine Sauce gewünscht. Aber das Fleisch war über jeden Zweifel erhaben.

Lomo Maturado / BBQ / Brunnenkresse / Lavas
Lomo Maturado / BBQ / Brunnenkresse / Lavas

Wie man anhand der Fotos sieht, werden Kräuter und anderes Grünzeug eher grob und großzügig über die Gerichte gegeben. Spätestens bei diesem Gang wäre mir ein etwas filigranerer Umgang lieb gewesen.

Schön wiederum, dass es hier einen zubereiteten Käsegang gibt. Etwas, das ich in vielen Restaurants heutzutage vermisse. Die Kombination aus Feige und Stilton funktioniert klassisch gut. Den Szechuanpfeffer habe ich jetzt allerdings nicht besonders herausgeschmeckt.

Feige / Stilton / Szechuanpfeffer
Feige / Stilton / Szechuanpfeffer

Das Dessert verbindet dann Mais in verschiedenen Konsistenzen, weiße Schokolade und Salzkaramell. Erneut ein Gericht, bei dem es sich einfach nur lustvoll durch alle Komponenten löffeln lässt. Sehr gut.

Mais / Weiße Schokolade / Salzkaramell
Mais / Weiße Schokolade / Salzkaramell

Den Abschluss bilden einige schön präsentierte, wenn auch durchaus traditionelle Petits Fours.

Petits Fours
Petits Fours

Der Service jung, locker, aber jederzeit versiert. Dass einige Gänge auch von Köchen serviert werden, trägt ebenfalls zu einer entspannten und kommunikativen Atmosphäre bei. All das, gepaart mit einer unangestrengten und nie überfordernden Kreativität, garantiert einen ausgesprochen angenehmen Abend. Will man mehr erwarten? Wir nicht!

Details

Restaurant: L'Épicerie du Cirque
Adresse: Volkstraat 23, 2000 Antwerpen
Öffnungszeiten: Dienstag - Samstag 12:00 - 14:00 und 18:00 - 21:30
Sonntag + Montag Ruhetage
Website: www.lepicerieducirque.be

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