ONE, Roermond

Auf dem Gelände der ECI Kulturfabrik, einem ehemaligen Industriekomplex, ist auch das „One“ untergebracht. Im Vergleich zu unserem letzten Besuch vor etwa zwei Jahren hat es einige räumliche Veränderungen gegeben. Der Haupteingang wurde verlegt, die mittlerweile einsehbare Küche ebenso. Die vorherige Empore ist ebenso gewichen wie die förmlichen Tischdecken. Vor allem letzteres passt jetzt auch viel besser zum radikalen Industriechic des hohen Raumes mit unverputzten Wänden und Estrichboden. Dafür gibt es elegante Designersessel, in denen es sich formidabel aushalten lässt.

Edwin Soumang betreibt das „One“ hier zusammen mit seiner Frau Bethany DeLong seit 12 Jahren. Seit 2010 hält das zur „Jeunes Restaurateur“-Gruppe gehörende Restaurant einen Michelin-Stern.

Neben einem Tasting-Menü in 6 bzw. 8 Gängen (85€ / 100€) gibt es auch einige Klassikergerichte à la Carte sowie mit Ausnahme von Samstags auch ein Marktmenü in 3 Gängen für 55€.
Die Weinbegleitung zum großen Menü schlägt mit sehr moderaten 62€ zu Buche, in der Premium-Version mit 112€.
Erfreulich ist, dass wie in vielen Restaurants auf unserer Reise durch Benelux, Getränke häufig im Package angeboten werden. Das große Tasting-Menü inklusive Wein, Wasser und Kaffee ist damit für 170€ zu bekommen.

An diesem warmen Sommertag nehmen wir den Apéritif gerne auf der mit stilvollen Sofas möblierten Terrasse ein. Dazu serviert die Küche erste Grüße. Sehr schön gearbeitet ist der Rote Bete Macaron, der Spargelkropoek mit luftiger Hollandaise-Espuma nicht nur eine originelle Version des Spargelklassikers, sondern auch mit prägnantem Geschmack. Ebenso gut dann die Miso-Waffel mit einer Picalilly-Creme als Füllung.

Die darauf folgende lauwarme Kartoffelsuppe oder zumindest die Interpretation dessen mit einer Schicht aus geräuchertem Salat ist zu dünn und bleibt geschmacklich leider etwas flach.

Kartoffelsuppe & geräucherter Salat
Kartoffelsuppe & geräucherter Salat

Für das Menü wechseln wir in das Restaurant und starten mit einem schön arrangierten Salat von Bohnen und Pulpo. Chorizo ist in der Mayonnaise verarbeitet, bleibt aber trotzdem sehr dezent. Ein Sud von Kombu ergänzt das Ensemble elegant. In Summe ist dies ein leichter und optisch reizvoller Einstieg.

FRÜHLINGSSALAT - Bohnen, Pulpo, Chorizo
FRÜHLINGSSALAT Bohnen, Pulpo, Chorizo

Ebenfalls sehr schön gestaltet sich das Tartar vom Rind im Knuspermantel aus geräucherter Paprika. Als Unterlage dient ebenfalls Paprika. Was wie Kaviar aussieht, ist mehr ein optischer Gimmick, denn die täuschend ähnlich aussehenden Tapiokaperlen schmecken schlicht nach nichts. Dafür kann das Fleisch in Kombination mit den übrigen Zutaten überzeugen.

RINDER TATAR - Paprika, Sambai, Tapioca Perle
RINDER TATAR Paprika, Sambai, Tapioca Perle

Mit einem farbenfrohen Arrangement rund um Spargel aus der nahen Gegend geht es weiter. Pochiertes Wachtelei und Ana Dutch Kaviar aus Eindhoven sowie eine säuerliche Sauce, eventuell aus Buttermilch, liefern ein durchaus klassisches Geschmacksbild. Aber das Gericht präsentiert sich erfreulich modern.

WEIßER ‘AAA’ SPARGEL - Anna Dutch Kaviar, Artischocke, Kräuter
WEIßER ‘AAA’ SPARGEL Anna Dutch Kaviar, Artischocke, Kräuter

Gleiches gilt auch für den Kabeljau mit Basilikumcreme und Algenchips. Den stärksten Kontrast in diesem ansonsten sehr harmonischen Gericht liefert allerdings der Kohlrabi. Insgesamt ist das sehr schön ausgeführt.

KABELJAU - Basilikum, schwarzer Rettich, Kohlrabi
KABELJAU Basilikum, schwarzer Rettich, Kohlrabi

Im Hauptgang serviert Soumang Lamm. Das ist zart und rosa und weist nur einen dezenten Eigengeschmack auf – quasi ein Gang, mit dem auch Gäste leben können, die ansonsten nicht gerne Lamm essen. Ich hätte mir das durchaus etwas kräftiger gewünscht, aber die intensive Sauce kann hier im Zusammenspiel mit Spargel und Erbsen in Joghurtcreme für markante Akzente sorgen. In jedem Fall ist das harmonisch und handwerklich gut gemacht.

GEULDAL LAMM - Spargel, Erbsen, Joghurt
GEULDAL LAMM Spargel, Erbsen, Joghurt

Wie wir es ab und zu auch in anderen Restaurants in Benelux erlebt haben, wird auch im „One“ der Foie Gras-Gang vor dem Dessert serviert. Das mutet mitunter etwas ungewöhnlich an, aber in diesem Fall stellt es in der Tat einen guten Übergang zum Nachtisch dar.
Die Foie Gras ist gehobelt auf einer Platte von knusprigem Brioche, unter dem sich ein Feigenkompott befindet. Das ist originell gemacht und sehr stimmig. Je mehr Kompott jedoch ins Spiel kommt, desto mehr gleitet das Gericht für mich zu sehr ins Süße ab. Aber bis zur Hälfte habe ich sehr großes Vergnügen daran. Und danach ist es auch noch ganz gut.

GEHOBELTE FOIE GRAS - Brioche, Rote Beete, Feige
GEHOBELTE FOIE GRAS Brioche, Rote Beete, Feige

Auf das erste Dessert warten wir dann relativ lange, was angesichts der bisher angenehmen Taktung etwas überrascht. Und so wirklich überzeugen kann mich das dann Servierte auch nicht. Ein Stück Rhabarbertarte mit Knusperblättern ist ordentlich gemacht, der dazu im Reagenzglas servierte Milchshake mit Joghurt und Rhabarber ist auch nett, aber insgesamt bleibt das ziemlich unspektakulär.

Sehr viel besser gefällt mir das abschließende Dessert, das zwar auch nicht übermäßig komplex daher kommt, dafür aber mit einer angenehmen Frische zu überzeugen weiß. Früchte aus dem Garten, ein Beereneis, Lavendelbisquit und etwas Gel und Creme sind hübsch drappiert und gewinnen vor allem durch den angegossenen, leicht gelierten Champagnersud, der mit Holunderblüten aromatisiert ist. Ein schöner, sommerlicher Abschluss.

ONE’s GARTENFREUDEN - Rote Früchte, Lavendel, Holunderblüte
ONE’s GARTENFREUDEN Rote Früchte, Lavendel, Holunderblüte

Zum Kaffee gibt es dann noch originelle Petits Fours, darunter eine geeiste Himbeere, ein Magnum von weißer Schokolade und Fenchel, Salzkaramell sowie Nougat mit Superfruit und mit Matcha.

Kaffee & Mignardises
Kaffee & Mignardises

Joost van Tegelen begleitet dieses Menü mit insgesamt acht Weinen, die durchweg gut passen. Er schafft es, auch mit relativ kleinem Budget originelle Begleiter zu finden. Mit bescheidenen 62 Euro ist diese Auswahl jedenfalls ein veritables Schnäppchen. Und wer es höherwertiger bevorzugt, kann sich ja an der Premium-Version gütlich halten.

Auch unser zweiter Besuch im „One“ hat uns überzeugen können. Edwin Soumang hat uns ein eigenständiges Menü geboten, das nicht nur mit eleganter Optik erfreut, sondern auch mit kreativen Gerichten, die zwar einen sehr modernen Anstrich haben, aber im Kern häufig sehr klassische Geschmacksbilder bedienen.
Etwas Luft sehe ich noch bei den Desserts und die ein oder andere Spielerei, wie zum Beispiel die wie Kaviar wirkenden Tapiokaperlen, könnte man überdenken. Aber sie stören auch nicht.

In jedem Fall bleibt das „One“ für uns auch weiterhin eine lohnenswerte Adresse, wenn man mal schnell jenseits der Grenze kulinarische Abwechslung sucht.

Details

Restaurant: ONE
Adresse: ECI 17, 6041 MA Roermond
Öffnungszeiten: Dienstag - Donnerstag: ab 17.30 Uhr
Freitag + Samstag: 12.30 - 14.00 Uhr und ab 18.00 Uhr
Sonntag + Montag: Ruhetag
Website: www.restaurantone.nl

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