Setzkasten, Düsseldorf

Der „Setzkasten“ im Düsseldorfer Zurheide-Feinkost-Supermarkt gehört in vielerlei Hinsicht zu den originellsten Restaurants, die ich kenne. Nicht nur, dass alleine schon die Location in einem der bestsortierten Supermärkte einmalig ist, besticht auch die Küche von Anton Pahl mit einer nahezu überbordenden Kreativität.

Interieur
Interieur

Bewiesen hatte er dies mit seinem Team im vergangenen Jahr auch mit einem der spannendsten Take Away-Angebote, das es in unsere persönliche Top 5-Liste schaffte.

Im Restaurant hingegen, umgeben von den feinsten Viktualien, die man sich als Koch wünschen kann, kann Pahl seine Fähigkeiten jedoch noch hemmungsloser zeigen.

Das Abendmenü in sechs Gängen ist zu 129 Euro zu bekommen. Preislich attraktiv ist aber auch der Business-Lunch in vier Gängen zu 59 Euro, der sich aus Gängen des Abendmenüs zusammensetzt. Mutmaßlich wird dann bei den Grüßen vielleicht etwas abgespeckt, aber an den eigentlichen Gängen und Qualitäten spart man hier nicht. Für den eiligeren Gast gibt es mittags auch noch den Setzkasten mit drei Gängen aus dem Menü in kleinen Portionen zu 39 Euro.

Wir sind aber nun mal abends da und nachdem wir schon mal den Wochenendeinkauf eruiert haben, den wir uns nach dem Essen vorgenommen haben, widmen wir uns dem vollen Programm, das in diesem Monat, so erklärt man uns, ein Best Of der vergangenen Jahre präsentiert.

Es beginnt mit vier Apéros, die gleichzeitig serviert werden. Ein Blini, gefüllt mit Blumenkohlcreme und getoppt mit Osietra-Kaviar gefällt zwar, hinterlässt aber einen recht fettigen Eindruck, in dem der Kaviar etwas untergeht.

Ein Ei mit Hühnchenragout, Kartoffelespuma und Périgord-Trüffel besticht mit flaumiger Textur und einem süffigen Gesamtakkord, in dem der Trüffel die eindeutige Hauptrolle spielt. Sehr gut.

Deutlich frischer und mit asiatischem Einschlag präsentiert sich die Tartelette mit Lachsbauch, Kräutermayo, Fingerlimes und Korianderkresse.

Den Abschluss bildet eine Foie Gras-Terrine auf einem Rote Bete-Baiser mit einem Apfel-Quitten-Gelee. Das ist klassisch mit sehr schönem Schmelz und demonstriert feines Handwerk.

Amuses Bouches
Amuses Bouches

Zum Brot mit dreierlei aromatisierter Butter (Pfeffer, Kresse, Bottarga) gibt es Öl mit einer ausgezeichnet intensiven Tomatenessenz, die mir schon bei unserem ersten Besuch vor zwei Jahren ausgesprochen gut gefallen hat.

Brot, Butter, Öl
Brot, Butter, Öl

Im ersten Gang spielt Hiramasa Gelbflossenmakrele die Hauptrolle. Anton Pahl flämmt sie nur leicht ab, lässt sie ansonsten recht pur und aromatisiert sie mit Sesam. Dazu gibt es eine mit Kohlrabi-Apfelsalat und etwas Wasabi gefüllte Kohlrabitasche. Da auch die angegossene Bonito-Vinaigrette recht mild ist, liefert vor allem der Wasabi die als Gegenpol nötigen Schärfeakzente.

Separat gibt es noch einen Kürbis-Apfel-Salat mit Nüssen und einem Basmati-Reis-Espuma. Sollte darin auch Fisch vorgesehen sein, dann war der zwar nicht erkennbar. Aber als Ergänzung funktioniert das trotzdem gut. Und in Summe ist das eine komplexe und elegante Vorspeise.

Hiramasa / Bonito / Kohlrabi / Basmati
Hiramasa / Bonito / Kohlrabi / Basmati

Weiter geht es mit gehobelter Languste auf Pastinakenpüree mit Erdnüssen und Curryschaum. In gehobelter Form ist uns Krustentier das erste Mal in der Take Away-Box des „Setzkasten“ begegnet. Seinerzeit zwar von der Garnele, aber schon damals fand ich diese Form sehr ungewöhnlich. Hier als Languste und in größeren Segmenten vermag die Textur noch mehr zu überzeugen. Getoppt wird das Gericht mit Gel von der Kalamansi, was für sich genommen sehr intensiv uns sauer ist, aber in Kombination mit den übrigen Zutaten ein sehr ausgewogenes Süße-Säure-Spiel bietet.

À part gibt es dazu noch ein Eis von Languste, mit Kalamansi überzogen. Die Erdnuss dient hier tatsächlich nicht nur für die Textur, sondern spielt auch geschmacklich eine wichtigere Rolle als auf dem Hauptteller. Gefällt mir ausgezeichnet!

Die folgende Wachtelbrust kommt als halbrunde Scheibe im Rote Bete-Geleemantel. Das Fleisch ist gepresst und pochiert. Dazu gibt es eine cremige Foie Royale von der ungestopften Gänseleber mit Trüffel und angegossen eine klare Jus von der Wachtel. Die wirkt zu Beginn recht harmlos, entpuppt sich aber zum Schluss hin als immer intensiver und sehr reduziert.

Erneut gibt es auch hier eine separate Ergänzung und zwar in Form eines Rote Bete-Apfel-Salats. Der kommt überraschend klassisch, ohne großen Schnickschnack und bedient ein sehr bekanntes Geschmacksbild. Das ist zwar rustikal, aber trotzdem sehr fein und auf den Punkt. Als Gegenpol zu dem eher eleganten Hauptteller funktioniert das sehr gut. Insgesamt kreativ und sehr klug konzipiert.

Etwas Show darf im „Setzkasten“ nicht fehlen und bei der folgenden Erfrischung ist der Wow-Effekt garantiert. Das garantiert schon die von Lavalampen inspirierte Sauce auf Basis von Champagner, roten Pfefferbeeren und roten Stachelbeeren, die zu dem recht festen Cassis-Granité gegeben wird. Dass einem hier Darth Vader begegnet, dürfte nicht nur Filmfreaks ein Grinsen entlocken.

Aber auch geschmacklich ist das mit der prägnanten Pfeffernote eine originelle Interpretation des Sorbetthemas vor dem Hauptgang.

Auf den freue ich mich besonders, denn natürlich habe ich vorab bereits gesehen, dass es wieder Katana Beef mit Zwiebeln gibt, einen Gang, den es schon bei unserem ersten Besuch vor zwei Jahren gab und der es damals in meine Jahres Top 10  schaffte.

Die Fleischqualität ist außergewöhnlich, aber noch mehr hat mir seinerzeit der Einsatz von Zwiebeln an sehr prominenter Stelle gefallen. Auch diesmal ist das nicht anders. Es gibt Zwiebelsegmente pur und geschmort, was ihnen einen sehr cremigen, kräftigen Geschmack gibt. Die Tiger-Sauce dazu ist sehr würzig und mit leichter Schärfe eine tolle Ergänzung.

Anders als vor zwei Jahren gibt es diesmal auch zu diesem Gang eine Ergänzung in Form eines Chips mit Tatar vom Katana-Beef, was sich frisch und herb präsentiert. Erneut wieder ein sehr starker Hauptgang.

Im Dessert begegnet uns der Buddha, der auch in der Take Away-Box vor einem Jahr den optisch überraschenden Abschluss bildete. Hier kommt er als Creme von Sticky Reis mit einer Ingwernote. Auch Pandan schmecke ich heraus. Im Schälchen gibt es dazu ein Eis von (Thai-?)Basilikum, Mangokompott und Kokosespuma. Im Röhrchen findet sich ein Shiso-Blatt, das alleine einen bitteren und prägnanten Eigengeschmack liefert, der von der mit Basilikum aromatisierten Buttermilch zum Neutralisieren nur bedingt abgepuffert wird.

Mir erscheint das wie ein recht wilder Ritt durch asiatische Aromen. Was mir etwas zu viel des Guten ist, ist für meinen Mann genau richtig.

Den süßen Abschluss bildet ein Déjà-vu, denn die Petit Fours nehmen in der Form die Grüße vom Beginn des Menüs auf. Nur ist der Blini jetzt mit in Kaffee ausgekochten Basilikumsamen versehen. Eine Zitronentarte, Pomelo mit Crème Brûlée-Espuma und ein Rote Bete-Salat mit Schmand ergänzen die Süßigkeiten. Vor allem letzteres ist sehr überraschend, weil frei von jeglicher Erdigkeit und Herbheit wird die Rote Bete mit feiner Süße ganz ungewohnt in Szene gesetzt.

Déjà-Vu
Déjà-Vu

Auch dieser Besuch im „Setzkasten“ hat den ausgezeichneten Eindruck unseres ersten Besuchs und des Take Away-Menüs bestätigt. Die Küche überzeugt mit Einfallsreichtum und augenzwinkernden Ideen. Die Produktqualitäten sind makellos. Angesichts des Angebotes im Markt, auf das man zurückgreifen kann, kaum ein Wunder. Auch handwerklich ist das alles von bestechender Ausführung.

Dass dazu der Service mit Schlagfertigkeit, Aufmerksamkeit und Humor dazu beiträgt, dass man sich wohlfühlt, tut sein Übriges zu einem gelungenen Abend. Davon zeugt auch die ausgelassene Stimmung im ausgebuchten Restaurant.

Die Weinkarte ist zwar immer noch sehr überschaubar, was angesichts des beworbenen Sortiments des Zurheide-Marktes erstaunt. Das hatte uns auch bei unserem ersten Besuch schon gewundert. Offenbar arbeitet man aber an einer umfangreicheren Karte, denn wir konnten bereits einen Blick hineinwerfen. Die Preisgestaltung ist in jedem Fall sehr fair kalkuliert und bietet für jeden Geschmack und Geldbeutel ausreichend Auswahl.

Wir hatten erneut unseren Spaß und es wird nicht der letzte Besuch gewesen sein.

Details

Restaurant: Setzkasten
Adresse: Berliner Allee 52, 40212 Düsseldorf
Öffnungszeiten: Montag - Mittwoch: 11.30 - 15.00 Uhr und 17.30 - 22.00 Uhr
Freitag + Samstag: 11.30 - 15.00 Uhr und 17.30 - 22.00 Uhr
Sonntag + Donnerstag: Ruhetag
Website: www.setzkasten-duesseldorf.de/

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Kommentare

  1. Carsten am 2. Mai, 2022 um 11:57 Uhr.

    Auch für mich das Beste take away vergangener Corona Lockdown Zeiten! Und jetzt wird es wirklich Zeit, dass ich da endlich auch mal vor Ort speise!

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