Wirtshaus Wolfgang Maitz, Ratsch
Am 19. August 2022 in Österreich | 1991 Aufrufe
Österreich hat viele bezaubernde Landschaften. Wunderbar gelegene Seen, beeindruckende Gebirgslandschaften – aber die für mich mit weitem Abstand schönste Region ist die Südsteiermark. Rund um Gamlitz, Ratsch und Leutschach finden sich nicht enden wollende Weinberge mit zum Teil atemberaubenden Steillagen, sanft fließende Hügel und Straßen, auf denen man mit einem Bein in Österreich und mit dem anderen in Slowenien steht.
Seit einigen Jahren kommen wir immer wieder hierher und unser Lieblingsziel zum Übernachten ist das Weingut Maitz, das auch über etliche Gästezimmer verfügt. Diese wurden, zumindest im Gästehaus, in dem wir gebucht haben, mittlerweile so renoviert, dass sie locker auch mit gehobenem Hotelstandard mithalten können. Allerdings dürften die wenigsten Hotels über eine so beeindruckende Aussicht verfügen.
Das zum Weingut gehörende Wirtshaus war schon immer mehr als eine reine Buschenschank, von der es hier in der Umgebung viele gibt. Aber anders als dort, wo es ausschließlich kalte Speisen geben darf, hat man bei Maitz schon immer auch warme Gerichte serviert. Bei schönem Wetter auf der wunderbaren Terrasse, die auch die Kulisse für das Frühstück bietet, ansonsten im modernen Anbau des Stammhauses. Die Küche hat man mittlerweile deutlich aufgewertet, der Gault Millau spendiert hierfür gar 15 Punkte. Die Weinkarte wurde über die eigenen Weine hinaus zu einem beeindruckenden Kompendium ausgebaut und mit René Kollegger hat man einen eigenen Sommelier eingestellt.
Trotz dieser in allen Bereichen deutlichen Aufwertung hat man die klassischen Wirtshausgerichte, die auch typisch für die Region sind, nicht vergessen. Und so finden sich auch weiterhin Rindssuppe mit Leberknödel oder der für mich einfach unverzichtbare Käferbohnensalat weiterhin auf der Karte. Die Suppe könnte zwar durchaus etwas mehr Tiefe vertragen oder zumindest etwas mehr Salz, aber das Gemüse ist knackig und der Leberknödel geschmackvoll. Der Käferbohnensalat kommt mit Kresse und geriebenem Rettich, was gut passt, auch wenn mir die Variante mit frischem Meerrettich noch besser gefällt. Aber da hier nahezu alles mit Kürbiskernöl angemacht ist, bin ich sowieso schon glücklich.
Da alle Lieferanten namentlich auf der Karte benannt sind, darf man sicher sein, anständige Zutaten zu erhalten und so ist natürlich auch das Cordon Bleu vom regionalen Vulkanlandschwein. An der Zubereitung gibt es nichts zu meckern. Die Füllung ist aromatisch, die Preiselbeeren dazu für mich zwar entbehrlich, aber ansonsten klassisch. Das gilt auch für den grünen Salat, der ganz ohne irgendwelchen Schnickschnack auskommt und mit Kernöl angemacht ist.
Seit jeher ist das Backhendl bei Maitz für mich die Referenz, zumindest südlich der Alpen. Nördlich davon gibt es in Köln eine Adresse, die es genauso gut hinbekommt. Ein Essen hier ohne Backhendl ist also für mich undenkbar und fest gesetzt und sei es nur für die Bestätigung, dass sich an der Qualität nichts geändert hat. Das gelingt vorzüglich, nicht zuletzt auch deshalb, weil hier auch die Innereien mit serviert werden.
Der separat dazu bestellte Kartoffelsalat ist mir etwas zu weich, aber Kürbiskernöl macht auch das wieder wett.
Zum Pflichtprogramm gehört für mich auch das Vanilleeis mit karamellisierten Kürbiskernen, Kernöl und Schlagsahne. So einfach und so gut, selbst wenn das Eis nur zugekauft ist.
Am zweiten Abend meint es das Wetter so gut mit uns, dass wir auf der Terrasse essen können. Wir haben uns vorgenommen, heute eines der Steaks für zwei Personen zu ordern und halten uns deshalb mit einer üppigen Vorspeisenauswahl zurück.
Zum Auftakt kann man als Gedeck, das hier erfreulicherweise nicht obligatorisch ist, Brot, Butter und Schinken von der alten Sau bestellen. Letzterer ist von ausgezeichneter Qualität, schön fettdurchzogen und zusammen mit der guten Butter, Kresse und Salz ein smarter Einstieg in den Abend.
Einen Signature Dish des Küchenchefs Stefan Prenniger wollen wir aber doch noch probieren und so teilen wir uns den „Steirischen Thunfisch“, der tatsächlich aber zarte Scheiben vom Duroc-Schwein präsentiert. Von der Textur sind sich beide gar nicht unähnlich und deshalb kann man das durchaus auch so nennen. Beluga-Linsensalat, Radieschen und Liebstöckelschaum geben die stimmigen Mitspieler.
Das Rib Eye Steak kommt rustikal auf einem Holzbrett mit Bratensaft und Sauerrahmdip. Beilagen bestellt man separat dazu. Wir entscheiden uns für Kartoffelspalten und Grillgemüse. Die Spalten knusprig, das Gemüse knackfrisch und das Fleisch auf den Punkt gegrillt. Ein wunderbares Essen, das genau hier und in diesem Moment nicht besser passen könnte. Und schon erst recht nicht mit dem Wein, den wir uns dazu ausgesucht haben, dem „Don’t Cry“ Sauvignon Blanc 2019 von Ewald Zweytick, dessen Weingut nur wenige Kilometer um die Ecke liegt. Zweytick ist ein im besten Sinn verrückter Weinmacher, der seine Spitzenweine nach „Guns n‘ Roses“-Titeln benennt.
Nachtisch braucht es angesichts dieser Mahlzeit, des Weines und der Aussicht keinen mehr. Dafür lassen wir den Abend noch mit einigen Weinen des Weinguts und dem ein oder anderen Obstbrand ausklingen. Dies sind die Momente, für die man Urlaub macht und die sich dann auch genauso anfühlen.
Und weil wir das hier schon einige Male erlebt haben, ist auch klar, wohin wir wieder kommen werden, wenn es uns wieder in unsere Lieblingsregion in Österreich treibt.
Details
Restaurant: | Maitz |
Adresse: | 8461 Ratsch an der Weinstraße 45 |
Öffnungszeiten: | Dienstag bis Samstag: 13.00 - 23.00 Uhr Ruhetage: Sonntag und Montag Bis Mitte Dezember geöffnet, Homepage für Saisonzeiten prüfen |
Website: | www.maitz.co.at/wirtshaus |
Schlagworte
Maitz, Österreich, regional, René Kollegger, Stefan Prenninger, Steiermark, Wirtshaus
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