
La Société, Köln
Am 30. März 2025 in Deutschland | 534 Aufrufe
Auf der Suche nach guten Adressen für einen gepflegten Lunch stand das „La Société“ schon länger auf meiner Liste. Leon Hofmockel hat es über die letzten Jahre mit seiner detailreichen, kreativen Küche beharrlich in die Spitze der Kölner Restaurants gekocht. Und nicht ohne Grund wird es regelmäßig für einen zweiten Michelinstern gehandelt.
Im letzten Jahr dann die Entscheidung, auch mittags zu öffnen, allerdings mit einem Bistro-Konzept, das sich vom Abendprogramm unterscheidet. Von Samstag bis Montag bietet man ein Drei- oder Viergangmenü (69€ / 89€) an, dazu einige À la Carte-Gerichte.

Wir sind an einem trüben Sonntagmittag da und die ersten Gäste. Aber recht schnell wird sich das Restaurant bis auf den letzten Platz füllen und sich eine lebhafte, genussvolle Atmosphäre breitmachen.
Das Menü ergänzen wir um einige Gerichte aus der À la Carte-Auswahl. Mein Mann kann selbstverständlich nicht an Austern vorbei. Hier sind es Irish Mór-Austern in gewohnt guter, fleischiger Qualität, die ganz pur, nur mit Zitrone, serviert werden.

Ich habe hingegen Lust auf die Gänseleberterrine, die Leon Hofmockel ganz klassisch auf den Teller bringt, lediglich ergänzt um etwas Pistazie für den Crunch und ein leicht fruchtiges Ananas-Apfel-Ingwer-Chutney und zwei Scheiben Brioche. Das ist sehr befriedigend und wird in der Machart ganz dem Bistroanspruch gerecht.

Das Menü, das heute nur aus drei Gängen besteht, startet mit einer roh marinierten Gelbschwanzmakrele, die in einer Zitronengras-Vinaigrette mit prägnanter Säure wie ein Ceviche angemacht ist. Dazu gibt es hauchfein geschnittenen Spitzkohlsalat auf einer Scheibe Sauerrahmmousse und etwas gerösteten Buchweizen. Zusammen ist das zwar nicht sonderlich komplex, aber gut balanciert zwischen Cremigem und Säure.

Im Hauptgang folgt ein Stück Schulter vom Salzwiesenlamm, perfekt rosa geschmort, mit Fenchel, Spinat und köstlichen Chimichurri-Graupen. Die Pimento-Hollandaise lässt zwar die erwartete Schärfe vermissen, ist aber dennoch sehr aromatisch. Sehr schön die kräftige Jus dazu. Dass die Küche bei diesem Konzept auf ein vermeintlich einfacheres Stück vom Lamm zurückgreift macht absolut Sinn. Das Gericht ist zwar rustikal, aber durchaus auch fein. Abgesehen davon handelt es sich um ein ausdrucksstarkes Fleisch, das perfekt ins Konzept passt.

Wir ergänzen das Menü um Käse vom renommierten Straßburger Affineur Tourrette. Die sind gut temperiert und gereift, aber in der Auswahl auch recht konventionell. Reblochon, Fourme d’Ambert & Co. sind zweifellos charmante Sorten, aber eben auch solche, die man allerorten findet. Ich finde es spannender, auch mal ungewöhnliche Käse auszuprobieren und freue mich immer, wenn es auch mal eine mutigere Zusammenstellung gibt, die gerne auch Bekanntes mit Neuem mischt.

Exotisch wird es mit dem Dessert, in dem gegrillte Ananas, der man das Grillaroma auch anmerkt, die Hauptrolle spielt. Zusammen mit Kardamomeis, einem Earl Grey-Sud, der die Bitternoten nur sehr dezent ausspielt, Lemoncurd und Kataififäden ergibt sich ein kühl, erfrischendes Geschmacksbild, das nicht ganz an die Komplexität der abendlichen Desserts heranreicht, aber auch deutlich über Bistroanspruch liegt.

Auf Petits Fours verzichtet man mittags ebenso wie auf Grüße vorab. Ist aber angesichts des fairen Menüpreises zu verschmerzen. Aus der Weinkarte begleitet uns heute eine Flasche von Franz Keller. Den „Drei Dörfer“ Chardonnay könnte man, blind verkostet, problemlos auch im Burgund verorten. Sehr erfreulicher Stoff und angesichts des Preises ab Weingut auch noch akkurat kalkuliert. Allerdings erscheint es mir, dass die Weinkarte im Vergleich zu unserem letzten Besuch etwas reduziert wurde und auch die Anzahl der Flaschen im zweistelligen Bereich deutlich abgenommen hat. Die guten offenen Weine hingegen sind preislich immer noch attraktiv.

So oder so geht das Konzept aber auf jeden Fall auf. Leon Hofmockel bietet mittags Gerichte an, die deutlich erkennbar Anspruch zeigen, aber in punkto Komplexität dem großen Abendmenü nicht die Show stehlen. Dabei sind die Zubereitungen erwartungsgemäß ohne Tadel und die Gerichte aromenstark.
Der Service, der heute scheinbar von Kollegen aus dem Schwesterrestaurant „Gut Lärchenhof“, das derzeit renoviert wird, unterstützt wird, agiert auf gewohnt sympathischem Niveau und trägt auch dazu bei, dass wir uns wohlfühlen, wie offenbar auch alle übrigen Gäste. Als wir das Restaurant verlassen, hat sich die Sonne ihren Weg gebahnt. Passend zu unserer Stimmung.
Details
Restaurant: | La Société |
Adresse: | Kyffhäuserstraße 53, 50674 Köln |
Öffnungszeiten: | Mittwoch: ab 18.30 Uhr Donnerstag – Montag: 12.00 - 15.00 Uhr & ab 18.30 Uhr Dienstag: Ruhetag |
Website: | www.restaurant-lasociete.de |
Schlagworte
Bistro, Köln, La Société, Leon Hofmockel, Lunch, Michelin, moderne Klassik
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