
Le Bréard, Honfleur
Am 31. Oktober 2017 in Frankreich | 3369 Aufrufe | 1 Kommentar
Nach dem mehr als durchwachsenen Abend zuvor, war die Erwartung an eine anständige Mahlzeit umso größer. Der Guide Michelin listet neben dem unbestrittenen Platzhirsch SaQuaNa mit seinen zwei Sternen nur noch zwei Lokale, die zumindest mit einem Bib Gourmand ausgezeichnet sind. Das von uns eigentlich präferierte „La Fleur de Sel“, das wir noch von unserem letzten Aufenthalt kennen, hat Ruhetag und so sind wir dankbar, dass „Le Bréard“ geöffnet hat, umso mehr, als es auch noch in der selben Straße wie unsere Unterkunft liegt.
Zeitlos modern präsentiert es sich schon von außen, was sich innen nahtlos fortsetzt. Fabrice Sébire, der in seiner Biografie einige namhafte Restaurants wie das „Tour d’Argent“ oder das „Le Grand Véfour“ aufweist, führt das Restaurant mit seiner Ehefrau Karine seit 2004. Von meinem Platz aus kann ich ihn durch ein Fenster in der Küche beobachten. Er scheint ein Mann weniger Worte zu sein, der nahezu stoisch die Mannschaft führt. Irgendwie strahlt das etwas sehr beruhigendes aus.
Zum Champagner serviert die Küche drei Kleinigkeiten, die durchaus schon etwas Anspruch verheißen. Ein Sablé mit etwas Lachscreme, leider etwas schmal bemessen, ein Macaron mit Frischkäsecreme und Nüssen sowie eine Erbsensuppe mit Ingwer.
Vor dem eigentlichen Menü gibt es dann auch noch ein Amuse Bouche in Form von Blumenkohl in diversen Konsistenzen, etwas angerösete Mandarinenspalten und ein recht homöpathisch dosiertes Fitzelchen geräucherten Heilbutts. Das wirkt zusammen genommen ein wenig beliebig, tut aber auch nicht weh.
Wir entscheiden uns für das Degustationsmenü in sechs Gängen zu schlanken 63 Euro. Dies beginnt mit einem Sashimi vom Thunfisch mit Gurke und Wasabi. Der Fisch ist erneut recht dünn und nicht gut geschnitten. Die Ränder lassen auf eine minimale Garung schließen, was bei einem Sashimi eigentlich nicht erforderlich ist – sehr gute Qualität vorausgesetzt. Und die hier ist leider nur mäßig. Sehr schön allerdings die Mitspieler, Gurke in Konsistenzen und eine schön würzige Wasabivinaigrette.
Deutlich überzeugender fällt der nächste Gang aus, der eine Scheibe Foie Gras auf einer vanilligen Apfelsauce präsentiert. Dazu noch, wenn auch nicht angekündigt, Birne in verschiedenen Zuständen. Gefällt mir sowohl vom Geschmack als auch von der Präsentation.
Beim Hauptgang kann man zwischen Fisch und Fleisch wählen. Wir entscheiden uns für beide Varianten. Auf dem gegenüberliegenden Teller gibt es ein sehr gut in Nussbutter gebratenes Filet von der Seezunge mit Süßkartoffel als Püree und in Würfeln gebraten sowie Mango als Püree und in rohen Streifen.
Mein Teller präsentiert sich eher wie ein Massaker. Das ist zumindest meine erste Assoziation beim Anblick des Kalbsbries, das mit Steinpilzen und Pastinaken angekündigt ist. Ausmachen kann ich Champignons und Pfifferlinge. Später meinen wir, in der Jus etwas Steinpilzaroma auszumachen. Aber das kann auch täuschen. Das Bries selbst ist ordentlich gebraten, aber irgendwie sieht das alles nicht besonders schön aus, mehr so wie „50 shades of brown“, und etwas später geht auch noch die Sauce ab. Das kann man wohl besser hinbekommen.
Die Käseauswahl wird von der Küche übernommen und präsentiert vier gut gereifte und ordentlich temperierte regionale Sorten aus der Fromagerie Francois Olivier aus Rouen . Gut gefällt mir dazu das mit grobem Senf angemachte Apfelkompott.
Das Pré-Dessert fällt vergleichsweise üppig aus. Zur in Muschelform hergestellten Vanillecreme, ähnlich einer Panna Cotta, gesellen sich eine Orangencreme, Möhrenstreifen und ein Kastanieneis. Das hätte durchaus auch als Hauptdessert durchgehen können und ist nicht schlecht gemacht.
Beim eigentlichen Abschluss zelebriert die Küche allerdings noch einmal – und das wahrlich nicht übel – die Dessert-Königsdisziplin, das warme Soufflé, hier mit Passionsfrucht und einem Vanilleeis. Nach den teilweise doch etwas durchwachsenen Gängen kann die Küche auch mit dieser Süßspeise wieder Punkte wettmachen.
Das bestätigen auch die drei zum Schluss gereichten Petits Fours.
Das „Le Bréard“ hat bei mir einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Die Gesamtatmosphäre hat mir gut gefallen und den Gerichten war ein deutlicher Anspruch anzumerken, der aber nur teilweise umgesetzt werden konnte. Teilweise war die Portionierung nicht dazu angetan, den eigentlichen Grundgedanken des Ganges richtig aufzunehmen, teilweise war die Produktqualität, wie beim Thunfisch, nur mäßig und, was vielleicht am schwersten wiegt, auch die Zubereitung zeigte wie beim Kalbsbries Mängel. Dafür war vor allem die Süßspeisen-Abteilung stark und viele kleinere Ideen in den Beilagen waren klug gedacht und gut gemacht.
Am Nebentisch hatten Gäste das günstige Menü für knapp über 30 Euro gewählt. Dort sahen alle Gänge makellos aus und vielleicht wäre man damit insgesamt besser gefahren.
In Summe ist das „Le Bréard“ mit dem Bib sicher gut eingeordnet, an den Feinheiten dürfte aber durchaus noch gearbeitet werden.
Details
Restaurant: | Le Bréard |
Adresse: | 7 rue du puits, 14600 Honfleur |
Öffnungszeiten: | Dienstag - Sonntag abend Freitag - Sonntag auch mittags Montag Ruhetag (an Feiertagen geöffnet) |
Website: | www.restaurant-lebreard.com |
Schlagworte
Bib Gourmand, Casual Fine Dining, Honfleur, kreativ, Le Bréard, Normandie
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