The Jane, Antwerpen

Seit sechs Jahren kommen wir regelmäßig ins „The Jane“ und noch immer hat es etwas Besonderes, wenn wir die ehemalige Kirche betreten und uns vom imposanten Innenraum einnehmen lassen. Das Vergnügen beginnt diesmal schon vorher, denn auf der Terrasse wird Feuer gemacht und der Mitarbeiter erkennt uns von früheren Besuchen gleich wieder und freut sich erkennbar. Geht uns genauso.

Drinnen nimmt uns der Zauber sofort wieder ein, der Service strahlt um die Wette und dem Treiben in der gläsernen Küche zuzuschauen, ist wie immer höchst spannend.

Ansonsten hat sich nicht viel geändert. Es gibt mittags wie abends das gleiche Menü (265€), die konsequent eigenständige Weinbegleitung schlägt mit 145€ zu Buche.

Weinbegleitung
Weinbegleitung

Und im Grunde ändert sich auch stilistisch an der Küche von Nick Bril nicht entscheidend viel, weswegen ich mich diesmal mehr auf eine Dokumentation des aktuellen Menüs als auf  ausführliche Beschreibungen konzentriere. 

Bereits die ersten drei kleinen Gänge wissen zu begeistern, sei es die super-knusprige Taschenkrebstartelette, die griechisch angehauchten Muscheln mit Tarama oder der tolle Tintenfisch à la Barigoule mit einem wunderbaren lauwarmen, fülligen Dressing.

Gab es früher einen deutlich japanischeren Einschlag in Nick Brils Gerichten, ist der folgende Gang mittlerweile der einzige, in dem solche Anleihen sehr deutlich sind. Der zwei Wochen dry-aged Hamachi mit Koshihikari-Reis bekommt vor allem durch die sehr pointiert eingesetzte Passionsfrucht eine säuerlich-frische Note.

Hamachi dry-aged, Ponzu, Seetang, Passionsfrucht, Wasabi
Hamachi dry-aged, Ponzu, Seetang, Passionsfrucht, Wasabi

Zu einer Art Signature-Dish hat sich die Irish Mór-Auster entwickelt, die mit einer Sauce auf Basis von Brot-Miso erstellt wird, die aus den fermentierten Brotresten des Restaurants gewonnen wird.

Irish Mór, Balfegó, Buttermilch, Brot Miso, Yuzu Kosho
Irish Mór, Balfegó, Buttermilch, Brot Miso, Yuzu Kosho

Es folgt Kaisergranat auf zweierlei Art: als Tatar mit Rote Bete, Kirsch-Ponzu und geeisten Meerrettichperlen sowie auf Binchotan gegrillt mit crunchy Elementen. Das parallele Probieren zwischen dem kalten und warmen Gericht ergibt ein schönes Wechselspiel.

Ein echter Wohlfühlgang ist der Glattbutt mit einer Vinaigrette aus Schweinshaxe und Umeboshi. Zusammen mit der exzellenten Buttersauce ist alleine das bereits ein Traum.

Glattbutt, Schweinshaxe, Sellerie, Kartoffel, BBQ Muschel
Glattbutt, Schweinshaxe, Sellerie, Kartoffel, BBQ Muschel

Nicht minder opulent wird es mit der Jakobsmuschel mit einer Creme von Foie Fras, Steinpilz, Hühnerhaut und Topinambur in einer sehr konzentrierten Hühnerbrühe.

Trésor Vets serviert hierzu gleich drei verschiedene Weine, darunter einen großartigen Sherry La Bota 100 de Manzanilla Pasada und einen noch spannenderen 1970 Gran Fondillón Reserva aus Alicante, ein 100% Monastrell Süßwein, der irgendwo zwischen Sherry und Madeira anzusiedeln ist.

Jakobsmuschel, Foie Gras, Steinpilz, Topinambur, Heu
Jakobsmuschel, Foie Gras, Steinpilz, Topinambur, Heu

Verhältnismäßig klassisch wird es mit dem Hirschmedaillon, Schwarzwurzel und Brombeere, Wirsing und einem Tempura mit Epoissecreme. Eine abwechslungsreiche Kombi mit einer ausgezeichneten reduzierten Sauce.

Hirsch, Brombeere, Karotte, Junge Schwarzwurzel
Hirsch, Brombeere, Karotte, Junge Schwarzwurzel

Den optional bestellbaren Käsegang lassen wir auch dieses Mal nicht aus. Die Sorten sind wie immer perfekt gereift und originell. Nicht so gut gefällt uns dazu das dänische Bier, umso besser dafür der Spätburgunder Likörwein „Ahr 6“, eine Kooperation von sechs Ahr-Winzern.

Ganz wunderbar auch die folgenden Desserts, die wie immer ein schönes, abwechslungsreiches Texturspiel bieten und sich eher auf der frischen, nicht zu süßen Seite bewegen. Besonders gut gelungen ist dabei die Mousse aus weißer Schokolade mit einem Kern aus Dulce de Leche und einem fabelhaften Eis von Blutorange und Mandarine mit einer Sauce von Mandarine, Olivenöl, Vanille und Aloe Vera.

Mit den abschließenden, ebenfalls sehr guten Petits Fours ist es dann noch nicht getan.

Erwähnten wir im letzten Jahr im Gespräch, dass wir tags darauf Jahres- und Hochzeitstag hätten, was uns unerwartet noch ein Extra-Dessert einbrachte, wurde uns dies auch dieses Mal serviert, obwohl das Jubiläum bereits zwei Tage zuvor war. Es geht scheinbar nichts über eine gut gepflegte Gästekartei.

Trotzdem kam das erneut überraschend, macht aber deutlich, wie aufmerksam der Service agiert und wie geradezu familiär man sich hier aufgenommen fühlt.

Dass allen hier das Arbeiten Spaß macht, ist in der Interaktion miteinander zu spüren, in die dann auch häufig die Gäste mit einbezogen werden. Es wird viel gelacht.

Neben Trésor Vets, der als Sommelier eine zentrale Rolle spielt, die er sehr souverän ausfüllt, ist ein neues, aber dennoch bekanntes Gesicht präsent. Marian Henss, zuvor fünf Jahre Headsommelier im „PURS“ in Andernach, hat in Antwerpen als Director of Restaurants angeheuert und wird neben dem „The Jane“ und dem nebenan gelegenen „August“ auch für künftige Projekte zuständig sein. Geplant ist unter anderem ein weiteres Engagement in Brüssel, während ein anderes auf den Malediven für Nick Bril ausläuft.

Aber auch so war das letzte Jahr sehr erfolgreich für ihn. Der Gault Millau kürte ihn zum Koch des Jahres. In der „Opinionated About Dining“- und der „World’s 50 Best“-Liste konnte er jeweils deutlich zulegen. Und auch als DJ füllt er weiterhin größte Hallen. Sein Elan und seine Ambitionen scheinen weiterhin ungebremst.

Und ebenso ungebremst ist auch unsere Begeisterung für „The Jane“. Ist ein Lieblingsort, bleibt ein Lieblingsort.

Details

Restaurant: The Jane
Adresse: Paradeplein 1, 2018 Antwerpen
Öffnungszeiten: Donnerstag - Sonntag: ab 12.00 Uhr und ab 18.30 Uhr
Montag - Mittwoch: Ruhetag
Website: www.thejaneantwerp.com

Schlagworte

, , , , , , ,

Verwandte Artikel


Kommentare

  1. Carsten am 3. Februar, 2023 um 9:44 Uhr.

    Neiderregende Einkehr in euern Lieblingsort! Da hätte ich gerne mit geschlemmt! Im wahrsten Sinn des Wortes! Nur bei den Weinen wäre ich einen eigenen Weg gegangen, glaube ich.

Dein Kommentar