Ox & Klee, Köln
Am 16. Februar 2016 in Deutschland | 3698 Aufrufe
Und wieder ein Restaurant, bei dem es viel zu lange gedauert hat, bis ich es endlich mal besucht habe. Und dafür hätte es noch nicht mal des Michelin-Sterns gebraucht, der seit letztem Jahr über diesem kleinen Souterrain-Restaurant prangt.
Nein, die Karte las sich schon immer spannend, wann immer ich dran vorbei ging und einen Blick darauf warf. Nun denn: lieber spät als nie.
Was Daniel Gottschlich und sein Team aus der Küche schicken, ist jeden Besuch wert. Es gibt ein Menü, bei dem der Gast die Anzahl der Gänge zwischen 4 und 9 wählen kann. Das klingt arg reglementiert, aber natürlich kann man Abneigungen vorab bekannt geben und durch die vor jedem Gang gereichten Kleinigkeiten kommt so schnell das wohlige Gefühl von überbordender Vielfalt auf, so dass die vorherige Einschränkung gar nicht mehr als solche wahr genommen wird.
Die Gerichte sind durchweg spannend und überraschend, modern kombiniert mit einem deutlichen Hang zur Gemüseküche. Außer beim Hauptgang sind Fisch und Fleisch eher gleichberechtigte Nebendarsteller. Und das ist gut so. Auch gänzlich fleischlose Gerichte wie der ganz ausgezeichnete Topinambur, der in Schale weich gegart in einem extrem intensiven Zwiebelsud baden darf, überzeugen auf ganzer Linie.
Gleich darauf folgt als weiterer Gruß aus der Küche eine kleine Buchtel, die mit Karotte und Apfel cremig und schlotzig daher kommt und dennoch, wie alle Gerichte, alle Texturen bedient. Dies ist so eine Kleinigkeit, die manchen eigentlichen Gang nahezu übertrifft.
Das gilt auch für das erste richtige Amuse, eine leckere Spielerei von Endivien, Joghurt und Kartoffeln. Vermeintlich einfache Zutaten werden hier raffiniert kombiniert und auf ein spannendes Niveau gehoben.
Klarer Höhepunkt für mich war das Hauptgericht (was nicht immer der Fall ist in einem Menü). Das Iberico-Schwein kommt in verschiedenen Varianten, sehr schön begleitet von Artischocken und einem leicht angebratenen Salatherz. Aber die eigentliche Sensation ist der kräftige, leicht angelierte Sud vom Eisbein. Ein kleiner, aber fein ausgewogener Salat dazu und fertig ist eine klug kombinierte Komposition – sehr gut.
Fast schon klassisch, aber extrem harmonisch und dazu noch ausgesprochen schön angerichtet das Dessert: eine Variation von belgischer Schokolade, mit Erdnuss in diversen Konsistenzen und Passionsfruchtsorbet- und -sauce als fruchtig frische Komponente. Das alles passt!
So ist dies ein sehr unterhaltsamer Abend, zu dem die Köche im wörtlichen Sinne beitragen, denn alle Gerichte werden von ihnen selbst serviert und erläutert. Und offenbar ist dies nicht eine unangenehme Pflichtübung, sondern scheint Spaß zu machen. Und der überträgt sich auf die Gäste. Die Stimmung ist ausgelassen, der Lärmpegel im oberen Bereich. Genau so darf es sein, genau so muss es sein.
Details
Restaurant: | Ox & Klee |
Adresse: | Kranhaus 1 (mittleres Kranhaus) · Im Zollhafen 18 · 50678 Köln |
Öffnungszeiten: | Dienstag bis Samstag von 19.00 bis 24.00 Uhr Ruhetage: Sonntag und Montag |
Website: | www.oxundklee.de/ |
Schlagworte
Casual Fine Dining, Daniel Gottschlich, Gourmet, Köln, Kranhaus, Michelin, neue deutsche Küche, Ox & Klee
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