tulus lotrek, Berlin

Zu den überraschendsten, weil nicht nur kulinarisch überzeugendsten, aber vor allem auch atmosphärisch angenehmsten Essen im vergangenen Jahr gehörte der Abend im „tulus lotrek“. Da war es nur selbstverständlich, dass es auch beim jüngsten Berlin-Trip mit auf die Liste musste.

Und schon bei der Begrüßung an diesem Sonntagabend werden wir erneut so herzlich willkommen geheißen, dass wir uns sofort wieder wohlfühlen.

Es gibt weiterhin zwei Menüs (205€), davon ein vegetarisches. Wasser ist dabei im Preis inbegriffen. Wir entscheiden uns für die Fisch-/Fleisch-Version.

Die beginnt mit einigen Snacks, bei denen ich zum Teil etwas zu eilig war und daher die Fotos vergessen habe.

Die mit Garnelentatar gefüllte Nori-Alge präsentiert sich mit typisch süßlichem Geschmack und auch der Rote Bete-Macaron mit Dill und Meerrettich kann mit einem klassischen Aromenakkord punkten.

Snacks
Snacks

Ein Beignet mit Crème de Bresse, Saiblingskaviar und geräuchertem Öl ist etwas zu teiglastig, aber trotzdem von gutem Geschmack.

Der Tapiokachip mit bretonischer Sardine, Koriander und Shiso ist knusprig, würzig und köstlich, auch wenn die Sardine dabei etwas untergeht.

Der erste offizielle Gang des Menüs ist eine leicht gedämpfte Auster auf einem Tatar von Balfegó-Thunfisch. Dazu gibt es diverse Cremes, Knusper durch japanische Reiskügelchen und Sorbet von Shiso und Chili. Zusätzliche Frische kommt durch grünen Apfel. Das ist sehr ausgewogen und mit viel Meeresaromatik. Sehr schön.

crudité / auster gillardeau no.2 / "en tranches" & balfegó-otoro / grüner apfel & shiso
crudité / auster gillardeau no.2 / "en tranches" & balfegó-otoro / grüner apfel & shiso

Ebenfalls frisch, aber deutlich fülliger ist das Tatar vom Kaisergranat mit Kaviar, der mehr für eine cremige Textur sorgt. Die Buttermilch-Dashi mit Algen ist sehr aromatisch und enthält kleine Stückchen, unter anderem von Petersilienstielen. Auch das ist sehr rund und mundfüllend.

kaisergranat & imperialkaviar / algenbuttersauce "beurre bordier"
kaisergranat & imperialkaviar / algenbuttersauce "beurre bordier"

Die Küche schiebt an dieser Stelle einen Gang aus dem vegetarischen Menü ein. Verkohlter Lauch ist mit einer Zwiebelcreme gefüllt, über die würziger Käse gehobelt ist. Das dazu gereichte Lauchöl unterstreicht den sehr fülligen Charakter, der auch dieses Gericht auszeichnet.

versengter lauch & käse aus norwegen / aufgeschlagene zwiebelcreme
versengter lauch & käse aus norwegen / aufgeschlagene zwiebelcreme

Zu den Klassikern im „tulus lotrek“ gehört die Jakobsmuschel mit intensivem Dashisud und Karottencreme, die mit Seeigel aromatisiert ist. Sie war auch eines meiner persönlichen Highlights im vergangenen Jahr. Wie gehabt, ist die Muschel perfekt geröstet, kräftig und ausgesprochen köstlich. Einfach ein toller Gang.

st. jakobsmuschel / karottencrème mit seeigel / yuzu & tagetesblüte
st. jakobsmuschel / karottencrème mit seeigel / yuzu & tagetesblüte

Weiter geht es mit einer Tranche vom gegrillten und dann auf den Punkt gebratenen Perlhuhn. Die Haut ist wunderbar knusprig, die Jus klassisch reduziert mit eingelegten Rosinen und Perlzwiebeln. Ergänzt wird das von einem feinen Sauerkrautschaum. Das fügt sich alles sehr harmonisch zusammen. Ein Gericht, bei dem sich nichts in den Vordergrund spielt.

challans-perlhuhn / rumrosinen-sauce & sauerkraut-velouté / eingelegte traube & majoran
challans-perlhuhn / rumrosinen-sauce & sauerkraut-velouté / eingelegte traube & majoran

Es folgt kross gebratenes Kalbsbries. Morcheln und Trüffel sind naturgemäß mehr als stimmige Mitspieler. Und auch der Kalbskopf, der für einen leicht gelatinösen und klebrigen Touch sorgt, hallt gut nach. Beurre Blanc und Petersilienjus sind handwerklich gut gemacht und runden den sehr souveränen und guten Gang ab.

 

kalbsbries, kross gebraten / morcheln & kalbskopf / px-sherryessig beurre blanc & petersilienjus
kalbsbries, kross gebraten / morcheln & kalbskopf / px-sherryessig beurre blanc & petersilienjus

Ein Menü von Max Strohe feiert in vielen Gängen Tradition und klassische Küche. Und so mutet es nahezu altmodisch an, aber eben auch genau deshalb so erfrischend, wenn man dann plötzlich eine Pilzconsommé unter der Blätterteighaube serviert bekommt. Die dampfend heiße Consommé ist hochkonzentriert und die Einlage aus Birne, Buchenpilzen und Trüffel unterstützen den kräftigen Charakter. Der Blätterteig ist wunderbar buttrig und ebenso wie die Kraftbrühe von feinstem Handwerk. Mein Herz geht dabei auf, so gut ist das.

 

pilzconsommé aux truffes parfümiert mit rivesaltes / pâte feuilletée & birne
pilzconsommé aux truffes parfümiert mit rivesaltes / pâte feuilletée & birne

Dass Strohe aber auch extravagant kann, beweist er mit dem Pré-Dessert, bei dem er eine großartige Cointreau-Sabayon mit der eigenen N25-Kaviar-Edition kombiniert, bei der es sich um einen Hybrid aus Kaluga und Schrenkii-Stören handelt. Im Zusammenspiel mit der Sabayon ergibt sich ein wunderbares Süße-/Salz-Spiel. Das ist in diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes, denn es wird kein Besteck dazu gereicht, zum Abschlecken gut.

Nach all den recht herzhaften Gerichten ist das abschließende Dessert genau nach meinem Geschmack. Die Pavlova ist mit Himbeeren, Kalamansi und Estragon gefüllt. Mit dem Eis dazu aus Schafsmilch ist das säuerlich, frisch und mit leichter Kräuternote. Das liegt nicht schwer im Magen, ist lecker und erneut gut gemacht.

 

pavlova / himbeere & limette / schafsmilch & estragon
pavlova / himbeere & limette / schafsmilch & estragon

Wie im letzten Jahr setzt der köstliche Windbeutel mit Haselnusscreme und karamellisierter Piemontaiser Haselnuss den finalen Schlusspunkt.

petit four
petit four

Das war erneut ein höchst vergnüglicher Abend, zu dem natürlich der Service seinen großen Teil beigetragen hat. Besonders hervorzuheben ist Felix Fuchs, der mit großem Wissen, aber ohne Besserwisserei, die passenden Weine findet. Aber auch alle anderen zeichnet aus, dass sie mit großer Begeisterung, die nie aufgesetzt wirkt, mit dem Gast auf Augenhöhe agieren.

Dass sich im Laufe des Abends auch Gespräche mit dem Tischnachbarn und auch über Tische hinweg ergeben, zeigt nur, wie locker und entspannt es hier abläuft.

All das würde aber nicht ausreichen, wenn nicht auch das Essen fabelhaft wäre. Und das ist es. Max Strohes Küche hechelt nicht modernistischen Trends hinterher. Sie ist traditionell verortet, pflegt klassisches Handwerk, ohne dabei altbacken zu wirken. Wo Zeitgemäßes und moderne Techniken passen, findet sich auch das wieder. Und das ist dann eben doch wieder eine Küche ganz im Hier und Jetzt. 

Details

Restaurant: tulus lotrek
Adresse: Fichtestraße 24, 10967 Berlin
Öffnungszeiten: Donnerstag - Montag: 18.00 -23.00 Uhr
Dienstag + Mittwoch: Ruhetag
Website: www.tuluslotrek.de/

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